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09.08.2022 | Regionalverband Oberfranken

Rettungsgasse: Freie Fahrt für Einsatzkräfte

Jede Sekunde kann zählen - Leider halten sich nicht alle an die Regeln

Eigentlich ist es ganz einfach: Ein Rettungswagen im Einsatz braucht freie Fahrt, damit er schnell ans Ziel kommt. „Manchmal geht es dabei tatsächlich um Leben und Tod“, erklärt Thomas Roschmann, Rettungsdienstleiter bei den oberfränkischen Johannitern. „Aber die Fahrer der Rettungswagen brauchen die Hilfe der anderen Verkehrsteilnehmer, um schnell und sicher ans Ziel zu kommen.“ Das bedeutet: Wenn die entsprechende Spur frei ist, rechts ranfahren, damit der Rettungswagen schnell vorbeikommt. Oder, falls auf allen Spuren Verkehr ist, eine Rettungsgasse bilden. „Wir sind froh, dass sich viele Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer ihrer Verantwortung bewusst sind“, so Thomas Roschmann. „Doch die Vorfälle häufen sich. Erst vergangene Woche war es bei einem Einsatz auf der Autobahn so, dass Fahrzeuge die Gasse nach uns sofort wieder blockiert haben und nachrückende Kräfte der Feuerwehr nur noch schwer durchgekommen sind. Manche sind einfach rücksichtslos.“

Die Rettungsgasse – ein Beitrag, mit dem jeder Leben retten kann

Die Grundregel zum Bilden der Rettungsgasse ist einfach: Wer die linke Spur nutzt, hält sich möglichst weit links. Alle anderen weichen so weit wie möglich nach rechts aus.

  • Auf einer zweispurigen Straße liegt die Rettungsgasse dadurch in der Mitte.
  • Bei mehr als zwei Spuren in eine Richtung wird die Rettungsgasse zwischen dem linken und den übrigen Fahrstreifen gebildet. Der Standstreifen muss frei bleiben – es sei denn, es ist sonst unmöglich, die Gasse zu bilden.
  • Ist die Fahrbahn verengt, etwa in einer Baustelle, gilt ebenfalls: weit links beziehungsweise rechts fahren. Notfalls ist es erlaubt, den Mittelstreifen links und die Standspur rechts mit zu nutzen. Ist es zu eng für eine Mittelgasse, ordnen sich alle rechts ein. Geht das nicht oder ist die Baustelle einspurig, hilft es, links und rechts versetzt zu fahren. Dabei unbedingt großen Abstand halten, damit die Rettungsfahrzeuge sich durchschlängeln können.

„Viele Autofahrer wissen allerdings nicht, dass sie schon bei der Bildung eines Staus verpflichtet sind, eine Rettungsgasse freizuhalten. Sonst dauert das im Ernstfall viel zu lang“, so der Rettungsdienstleiter. Herrscht auf der Autobahn oder einer mehrspurigen Straße außerorts nur noch Schritttempo, ist es daher Zeit für die Rettungsgasse. Und die ist ausschließlich der Polizei und anderen Hilfsfahrzeugen vorbehalten: Schnell mal in der Gasse Strecke gut zu machen, ist hoch gefährlich und nicht erlaubt. Wer sich beim Bilden einer Rettungsgasse nicht vorschriftsmäßig beteiligt, riskiert übrigens 200 Euro Bußgeld, zwei Punkte und einen Monat Fahrverbot. Kommen Behinderung, Gefährdung oder Sachbeschädigung hinzu, fällt das Bußgeld noch höher aus.

Manövrierfreiheit hilft dem Rettungsteam am Einsatzort

„In Wohngebieten sind die Straße oft eng“, erzählt Thomas Roschmann. „Es hilft den Rettungskräften, wenn sich beim Parken alle an die Vorschriften halten. Kommt der Rettungswagen – oder auch die Feuerwehr – nicht durch und muss Umwege fahren, geht kostbare Zeit verloren.“ Ähnliches gilt, wenn das Rettungsteam den Wagen geparkt hat: Um Verletzte zu versorgen, zu bergen oder um beim Wegfahren zu rangieren, ist Platz nötig. „Hier hilft ein wenig Achtsamkeit sehr“, ergänzt Roschmann. „Am besten etwas weiter weg parken – und sofort ausweichen, wenn der Rettungswagen losfährt. Jeder Zeitgewinn kommt einem Menschen zugute, der dringend Hilfe braucht.“