01.04.2023 | Rettungswache Stuttgart

Neues Rettungsmittel startet in Stuttgart

Zum 1. April nehmen die Stuttgarter Johanniter einen weiteren Rettungswagen in Betrieb

Seit Ende Januar ist der endgültige Beschluss durch den Bereichsausschuss Rettungsdienst in Stuttgart bestätigt. Ein neues Rettungsmittel und damit der fünfte Rettungswagen der Stuttgarter Johanniter wird in den Einsatz gebracht. Für die Notfallrettung in Stuttgart und die Versorgung der Stuttgarter Bürger ein wichtiger Schritt. Sven Rausch, stellvertretender Rettungsdienstleiter der Johanniter in der Region beantwortet dazu einige Fragen.

Herr Rausch, ab wann und wie genau startet das neue Rettungsmittel?

Der neue Rettungswagen geht zum 1. April in Betrieb. Er startet aus Stuttgart-Zuffenhausen und ist ein Tag- Rettungswagen. Bedeutet er ist 12 Stunden am Tag im Einsatz und wird klassisch mit einem Notfall- und einem Rettungssanitäter besetzt.

Was bedeutet das genau für die Stuttgarter Bürger?

Ein neues Rettungsmittel bedeutet eine schnellere Versorgung und eine Entlastung für das gesamte System. Das Einsatzaufkommen bleibt grob erstmal das gleiche. Es ist jedoch mit einem zusätzlichen Rettungswagen besser abzufangen. So können beispielsweise die anfallenden Fahrten in einer Tagschicht mit fünf Rettungsmitteln anstatt mit nur vier abgedeckt werden. Die Einsätze verteilen sich sozusagen auf mehr Schultern, da mehr Rettungsmittel mit Besatzung im unmittelbarer Nähe in Betrieb sind. Für unseren Rettungsdienst ist das vor allem der Wirkungskreis im Stuttgarter Norden. An sich erhöht das die Chance, dass die Rettungskräfte so schneller am Einsatzort eintreffen, da sie nicht erst von weiter weg anfahren müssen.

Wie oft werden die örtlichen Rettungsdienst-Strukturen nachjustiert?

Der Bereichsausschuss Rettungsdienst tagt sehr regelmäßig und diskutiert über den Stand der Notfallrettung in Stuttgart. Zu diesem Ausschuss gehören die Hilfsorganisationen sowie die Vertreter der Krankenkassen. Um zu analysieren, ob ein weiteres Rettungsmittel notwendig ist, wird immer ein neutrales Gutachten von einer externen Stelle durchgeführt. Hier werden verschiedene Parameter betrachtet, wie Hilfsfristen, Einsatzaufkommen, strukturelle Veränderungen in der Stadt, um nur ein paar zu nennen. Die letzte Anpassung erfolgte 2019 und da wurden drei neue Rettungsmittel paritätisch an die Johanniter, die Malteser und das Deutsche Rote Kreuz verteilt.

Wir Johanniter sind 1976 mit dem ersten Rettungswagen in Münchingen Müllerheim gestartet. Damals wurde er noch mit zwei Rettungssanitäter besetzt. Die Zeiten damals waren aber auch ganz anders. Der Rettungsdienst war bei weitem noch nicht so professionalisiert und ausgebaut. Eine Leitstelle, die alles koordiniert, gab es damals auch noch nicht so wie heute. 47 Jahre später sind fünf Rettungswagen bei uns Johannitern in Stuttgart in Betrieb.

Herr Rausch, was bedeutet diese Erweiterung für das Team der Johanniter?

Unser Team muss weiterwachsen. Das ist mit der aktuellen Arbeitsmarktsituation rund um Notfallsanitäter eine Herausforderung. Der Bedarf ist aktuell deutlich größer als es potentielle Arbeitnehmer gibt. Dennoch konnten wir, sicherlich auch durch unsere gute Reputation, zwei weitere Notfallsanitäter einstellen. Des Weiteren wird jetzt zum Frühjahr eine Auszubildende fertig, die bereits ihren anschließenden Arbeitsvertrag unterschieben hat. Was uns natürlich doppelt freut, wenn unsere Auszubildenden auch im Anschluss bei uns bleiben. Weitere Auszubildende werden im Herbst fertig und mit ihnen sind wir natürlich auch schon im Gespräch.

Wie gehen Sie mit der Personalsituation um?

Ich ganz persönlich schätze, dass sich die angespannte Personalsituation bei den Notfallsanitätern erst in rund fünf bis zehn Jahren entspannen wird. Durch den neuen Hilfsfristenplan von 2022 entstehen neue Rettungswachen und neue Rettungsmittel werden in Betrieb genommen. Dadurch wächst der Bedarf stetig. Die Ausbildung des Nachwuchses dauert jedoch. Die Möglichkeiten auszubildenden, sind reglementiert. Die Anzahl der Auszubildenden pro Rettungswache ist abhängig von der Einsatzzahl, Anzahl der Rettungsmittel und der Praxisanleiter. Die Auszubildenden benötigen schließlich genug Praxis, um ausreichend Erfahrung zu sammeln. Wir haben insgesamt über alle Lehrjahre rund 20 in den Rettungswachen in Stuttgart, Ludwigsburg und Schorndorf. Die Nachfrage nach diesem Ausbildungsberuf ist dennoch sehr hoch.

Letze Frage: Vor welchen Herausforderungen stehen Sie und ihr Team noch?

Die langen Lieferfristen bei Rettungswagen an sich waren für uns noch eine große Hürde, die wir glücklicherweise gut gemeistert haben. Gerade belaufen sich die Lieferfristen auf ca. 1 ½ Jahre. Wir starten daher zum 1. April auch mit einem Ersatzfahrzeug, dass wir als Puffer im Bestand haben, wenn einzelne Rettungswagen z.B. in die Werkstatt müssen. Uns wurde eine Lieferung des tatsächlich neuen Rettungsmittels zu Ende April zugesagt. Wie bei vielen anderen gibt es aktuell extreme Lieferverzögerung bei den Anbietern. Durch die angespannte Weltsituation sind die Lieferketten gestört.

Wir freuen uns zudem, dass unser 80-köpfiges Team diese Erweiterung als absolute Bereicherung für das gesamte Stuttgarter System sieht. Wir Johanniter sind der zweitgrößte Rettungsdienst in Stuttgart. Bauen gerade ein großes Rettungszentrum in Zuffenhausen, betreiben einen von fünf Intensivtransportwagen in Baden-Württemberg und zwei Notarzteinsatzfahrzeuge in Stuttgart. Durch den weiteren Rettungswagen werden wir noch schlagkräftiger in der Notfallrettung. Wir sind einer der großen Arbeitgeber in diesem Bereich und suchen natürlich auch weiterhin noch weitere Notfall- und Rettungssanitäter in Stuttgart, aber auch in Schorndorf und Aspach. Durch unsere Größe können wir unseren Teams spannende Vorteile bieten, wie spezielle Zuschläge, ein Corporate-Benefits-Programm mit Rabattvorteilen namhafter Hersteller, auch Sport- und Fitnessangebote oder ein Jobrad über einen bundesweiten Anbieter.

Vielen Dank für das Interview.