johanniter.de
30.10.2020 | Begegnungszentrum Buntentor

Angst vor dem Lockdown

Um die Förderung digitaler Kompetenzen älterer Menschen dreht sich aktuell ein Innovationsprojekt, an dem sich die Johanniter-Unfall-Hilfe in Bremen beteiligt. Beim letzten Gruppentreffen vor dem zweiten Lockdown gabe es bewegende Szenen.

Ein Innovationsprojekt der Johanniter bringt Senioren digital zusammen. Foto: Nicole Baumann/Johanniter

In Kooperation mit dem Informatiker Professor Dr. Herbert Kubicek, Vorstand und Wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Digitale Chancen in Berlin und Bremen, führen die Mitarbeiter des Johanniter-Begegnungszentrums Buntentor eine Begleitforschung zum Netzwerk Digitalambulanzen durch. Ziel des Projekts ist es, die Angebote, die zur Förderung digitaler Kompetenzen älterer Menschen gemacht werden, zu definieren und optimieren, um nachhaltig eine Teilhabe der Senioren an der digitalen Gesellschaft zu erreichen. Bereits viermal haben sich interessierte Senioren am Buntentor jetzt schon in Mini-Teams getroffen, um zu erleben, wie sie digitale Möglichkeiten nutzen können. Schritt für Schritt, ganz von vorne.

Beim letzten Gruppentreffen vor dem zweiten Lockdown ging es bei den Teilnehmenden unter anderem um Video-Chats per Whats-App, insbesondere innerhalb von  Whats-App-Gruppen. Denn: Allen war bewusst, dass der zweite coronabedingte Lockdown immer näher rückt. „Ich möchte meine Enkelin wenigstens auf diese Weise sehen und sprechen können“, sagt Erika. Gerührt und mit Tränen in den Augen zeigt ihr Sigi eine kleine Filmsequenz mit ihrer gesangsfreudigen Enkelin, die ihr Sohn gerade verschickt hat. Sogleich teilt sie eine weitere Nachricht mit der Gruppe: „Der Vierbeiner hat seine Prüfung zum Therapiehund bestanden!“

Was für die jüngere Generation selbstverständlich ist, geht vielen Senioren nur schwer von der Hand. Auch das wurde in der Gruppe deutlich. „Was bedeuten die Symbole?“ „Wie gehe ich einen Schritt zurück?“ Überforderung, Nachrichtenfluten, Hilflosigkeit im Umgang mit digitalen Medien gehen bei den Teilnehmenden einher mit Herzklopfen, Freude und Vergnügen über Erfolgserlebnisse. Und so verschieden die Menschen in der Gruppe auch sind, eines haben sie ganz offensichtlich gemeinsam: Den Ehrgeiz es schaffen zu wollen und mitzumischen in der digitalen Welt. Zum Abschluss des Gruppentreffens wird es dann nochmal laut. Michael hat seine neue Bluetooth-Soundbox mit seinem Mobiltelefon verbunden. Warum nicht noch kurz zu Peter Fox „Haus am See“ tanzen?

Die, während des Innovationsprojekts ermittelten Daten sollen zum Jahresende evaluiert werden. „Unabhängig davon würden wir das Projekt gerne im kommenden Jahr in Eigenregie wiederholen wollen“, sagt Nicole Rosenberger, Leiterin der Johanniter-Begegnungsstätte am Buntentor. Es solle dann wieder offen für interessierte Senioren aus dem Quartier sein.