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17.06.2022 | Dienststelle Ortsverband Oldenburg

5000 Schüler sollen Eindruck machen

Wiederbelebungsprojekt der Uni Oldenburg und der Johanniter-Unfall-Hilfe – GUV OL unterstützt finanziell

Jedes Jahr sterben etwa 330.000 Menschen in Deutschland an den Folgen eines Herz-Kreislauf-Stillstands - das sind mehr als 900 Menschen an einem Tag. Laut dem Deutschen Reanimationsregister lag die Chance, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand von einem Laien reanimiert zu werden, in Deutschland 2020 bei ungefähr 40 Prozent. „Das ist viel zu wenig“, betont Nicole Heemann, Fachbereichsleiterin Jugend im Regionalverband Weser-Ems der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Wir möchten das ändern und dabei direkt an der richtigen Stelle anfangen: den Kindern und Jugendlichen.“ Der Johanniter-Ortsverband Oldenburg hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe „reStart“ der Fachschaft Humanmedizin an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg das Projekt „Mach EINDRUCK“ auf die Beine gestellt. „Wir bringen Kindern und Jugendlichen der Klasse 5 bis 9 an Schulen die Maßnahmen der Wiederbelebung bei und vermitteln ihnen das Selbstbewusstsein, das sie für das richtige Handeln in Notsituationen brauchen“, sagt Jan Düker vom Projektteam „reStart“ der Uni Oldenburg. 50 Studierende der Fachschaft Humanmedizin und 15 ehrenamtlich Aktive der Johanniter-Unfall-Hilfe haben sich seit Anfang des Jahres zu Instruktoren ausbilden lassen und bilden die Schülerinnen und Schüler aus. Finanziert wird das Projekt zunächst von der Johanniter-Unfall-Hilfe mit 20.000 Euro, zudem unterstützt der Gemeinde-Unfallversicherungsverband Oldenburg (GUV) das Projekt „Mach EINDRUCK“ mit 3,50 Euro pro Teilnehmenden und der Finanzierung von Beatmungsmasken als Schlüsselanhänger, die jeder Teilnehmende bekommt. Insgesamt stellt der GUV OL zusätzlich rund 7000 Euro zur Verfügung. Für die Schulen sind die jeweils zweistündigen Kurse kostenlos, zukünftig sollen 5000 Kinder und Jugendliche pro Jahr ausgebildet werden.

Die Masken sind nicht nur ein sinnvolles Hilfsmittel bei der Beatmung von Menschen in Notsituationen, sondern dienen auch als Erinnerungsanker für die gelernten Maßnahmen. „Wir als Gemeinde-Unfallversicherungsverband verzeichnen mehr als 18.000 Unfälle im Jahr“, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer der GUV OL, Henning Wolff. Zahlenmäßig die größte Versichertengruppe sind Schülerinnen und Schüler. „Wir sehen dabei, was passiert, wenn im Notfall nicht sofort geholfen wird.“ Wenn das Gehirn im Notfall nicht mehr durch eine von Ersthelfern eingesetzte Herz-Lungen-Wiederbelegung mit Sauerstoff versorgt wird, können irreparable Hirnschäden bis hin zur Schwerstbehinderung entstehen. „Um das zu verhindern ist dieses Projekt genau der richtige Ansatz.“

Auch Angela Pauka, Fachbereichsleiterin Prävention des Gemeinde-Unfallversicherungsverbands Oldenburg, lobt das Projekt. „Mach EINDRUCK hat uns überzeugt, da es sehr praxisnah angelegt ist. Die Schulkinder werden zielgruppenorientiert, theoretisch wie praktisch fundiert angesprochen. Sie können sich als junge Lebensretterinnen und Lebensretter erproben und Kompetenz für den Ernstfall aufbauen.“ Darauf hofft auch Jan Düker: „Wir produzieren hier eine Generation von Heranwachsenden, die keine Scheu vor der Herz-Lungen-Wiederbelebung haben.“ Auch die Zahl der Instruktoren soll weiter erhöht werden. Bisher starteten 80 Studierende in ein Studienjahr. „Ab Herbst sind es 120“, berichtet Milena Egelkamp, Mitglied im Organisationsteam „reStart“. Motiviert seien zahlreiche. „Die meisten von uns kommen aus einem Beruf, in dem sie mit den Folgen von Notfällen konfrotiert werden, in denen die Erstversorgung funktioniert oder nicht funktioniert hat.“ Egelkamp hat eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Intensivstation absolviert, Jan Düker und Isabel Appuhn sind als Rettungssanitäter im Rettungsdienst gefahren. „Wenn wir zu einem Notfall kommen, können wir helfen“, sagt Düker. Entscheidend sei die Zeit zwischen dem Eintreten des Notfalls und dem Eintreffen des Rettungsdienstes. Diese Minuten entscheiden oft über Leben und Tod.