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26.10.2025 | Dienststelle Ortsverband Jeverland

Aus der Krabbelgruppe an die Spitze

Nils Neumann und Sarah Schumacher sind als neue Ortsverbandsleitung im Ortsverband Jeverland eingeführt

Mehr als 40 Jahre ist Heike Schumacher Mitglied in der Johanniter-Unfall-Hilfe. Die vergangenen vier Jahre war sie sogar Ortsbeauftragte des Ortsverbandes Jeverland der Johanniter-Unfall-Hilfe. Jetzt übergab sie das Amt an ihren bisherigen Stellvertreter Nils Neumann. Und der holte sich ausgerechnet Heikes Tochter Sarah Schumacher als seine neue Stellvertreterin an die Seite. Im Ortsverband Jeverland, der 1984 gegründet wurde, aber schon seit 1973 Jugendarbeit betreibt, ist nun mal nichts normal.

Das fing schon mit Heike Schumachers Ernennung an. „Normalerweise kommt eine Ortsbeauftragte aus dem Verband, kennt die Helferschaft und die Strukturen.“ Heike Schumacher kannte nichts davon. Sie war aus Nordrhein-Westfalen nach Friesland gezogen, hatte sich dort in der Corona-Zeit als Mitarbeiterin im Impfzentrum beworben. Betrieben wurde dies von den Johannitern. Da in ihrem Lebenslauf stand, dass sie Ortsbeauftragte in Herdecke im NRW-Regionalverband Rhein-Ruhr gewesen ist, fragte der Regionalvorstand, ob sie sich das auch für das vakante Amt im Ortsverband Jeverland vorstellen könne. Eigentlich sollte Nils Neumann es werden, aber der fühlte sich mit 23 Jahren zu jung. Mit Heike Schumacher an seiner Seite konnte er weiter in die Rolle hineinwachsen. „Im Grunde habe ich den Platz für ihn warmgehalten“, sagt Heike Schumacher bei ihrer Rede während der Einführung. Die Ortsbeauftragte wiederum konnte auf das Wissen von Nils Neumann zurückgreifen, der bereits als Zweijähriger Mitglied der Johanniter wurde – in der Krabbelgruppe seiner Mutter. Die beiden ergänzten sich perfekt. „Ich habe eher einen hemdsärmeligen Führungsstil“, sagt Nils Neumann. „Führen heißt aber auch, Reden und Zuhören.“ Heike Schumacher sei immer die gute Seele des Ortsverbandes gewesen. „Wir freuen uns, dass du bei uns bleibst und weiter für uns da bist“, sagt Neumann.

Das seine neue Stellvertreterin die Tochter von Heike Schumacher ist, sei Zufall. „Wir wissen gar nicht mehr, wie Sarah da reingerutscht ist.“ Eigentlich sollte sie als Studentin des Fach Medienwirtschaft und Journalismus an der Jade-Hochschule nur die Öffentlichkeitsarbeit im Ortsverband übernehmen. Dabei zeigte sie außergewöhnliches Engagement, Kraft und Durchhaltevermögen. „Sie gibt nie auf, sondern geht jeden Weg zuende“, sagt Neumann. Unabhängig voneinander kamen er und Heike Schumacher zu dem Schluss, dass Sarah die perfekte stellvertretende Ortsbeauftragte wäre. „Ich bin dann nach Oldenburg gefahren und habe mich mit dem Regionalvorstand getroffen“, berichtet Neumann. „Eigentlich wollte ihn ihnen die Pistole auf die Brust setzen und sagen, dass ich es nur mache, wenn Sarah meine Stellvertreterin wird.“ Doch das war gar nicht notwendig, der Vorstand war sofort einverstanden. Für Nils Neumann, der als Kleinkind Mitglied im Ortsverband wurde und wie so viele aktive Helferinnen und Helfer aus der eigenen Jugend kommt, wird die Jugendarbeit auch zukünftig im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen. „Jugendarbeit war immer ein Schwerpunkt im Ortsverband Jeverland und wird es bleiben. Jugend darf über die Stränge schlagen und Grenzen austesten“, rief er in Richtung seiner zahlreichen Jugendmitglieder. „Aber ab jetzt bitte nicht zu sehr.“

Deutliche Worte fand anschließend Markus Wedemeyer, Mitglied im Regionalvorstand des Regionalverbandes Weser-Ems zum Thema Jugend. In seiner Ansprache nahm er sich gehörig die Generation zu Brust, der er selber angehört. Und die oft auf die sogenannte Generation Z schimpft. Zu Unrecht, wie Wedemeyer betont, und belegte es mit Zahlen. Nur jeder 5. Euro fließe in Infrastruktur und Wohnungsbau, vor 30 Jahren sei es jeder 3. Euro gewesen. Gleichzeitig stiegen die Sozialausgaben. Alleine der staatliche Zuschauss zur Rentenversicherung betrage rund 122 Milliarden Euro. „Nichts davon ist eine Investition in die Zukunft“, beklagt Wedemeyer. „Die Rechnung bezahlt unsere Jugend schon jetzt: mit kaputten Schulen und Straßen.“ Jedes Sondervermögen sei eine Belastung für nachfolgende Generationen. Aber es sei schwierig, etwas im System zu ändern. „Es ist leichter, es der Jugend aufzubürgen.“ Der Generation Z werde oft unterstellt, dass sie faul sei. „Stimmt das?!“, fragt Wedemeyer und gibt gleich die Antwort. „Wir, die Älteren, lassen die Jugend gerade im Stich ob unserer eigenen Bequemlichkeit.“ Es sei gut, dass junge Menschen wie Nils Neumann und Sarah Schumacher trotzdem Verantwortung übernehmen und sich für die Menschen und die Gesellschaft engagieren. „Wir sollten sie dabei unterstützen.“