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06.02.2022 | Dienststelle Ortsverband Delmenhorst

Ehrenamtliche leisten fast 27.000 Personalstunden

Ortsverband Delmenhorst blickt auf turbulentes Jahr zurück

Viel los war schon immer. Doch: „Ein solches Jahr hatten wir noch nie“, sagt Marcel Colter, Ortsbeauftragter des Ortsverbands Delmenhorst der Johanniter-Unfall-Hilfe. Obwohl gerade im Bereich Sanitätsdienste und Erste-Hilfe-Ausbildung wegen der Absage fast aller Veranstaltungen und der Einschränkungen in den Präsenzkursen kaum was stattfand, leisteten die insgesamt 77 ehrenamtlichen Einsatzkräfte, 38 Frauen und 39 Männer, genau 26.869 Einsatzstunden. Hätte eine Person das alleine leisten müssen, hätte sie 21 Jahre und sechs Monate am Stück durcharbeiten müssen – sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag. Zu den 77 Einsatzkräften gesellen sich acht weibliche und vier männliche Jugendliche unter 18 Jahren in der Jugendunterstützungsgruppe Sanität (JUG-San), 30 Kinder in der Johanniter-Jugend und seit August 66 Schulsanitäterinnen und –sanitäter am Willms-Gymnasium unter der Leitung von Claas Smit.

Geleistet wurden 16 Sanitätsdienste, vor allem bei Reitturnieren und Sportveranstaltungen. Volksfeste und Konzerte sind allesamt ausgefallen „Sonst haben wird bis zu 70 Sanitätsdienste pro Jahr“, erzählt Colter. Grund für das trotzdem hohe Aufkommen an ehrenamtlichen Personalstunden waren die Corona-Pandemie und die Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz. Alleine im Juli und August, als die Flutwelle durch das Ahrtal gerauscht ist, kamen mehr als 11.000 Personalstunden zusammen. Der Ortsverband Delmenhorst stellt die Logistikgruppe für die Regionalbereitschaft Weser-Ems, die insgesamt drei Einsätze in Ahrweiler hatte. Vieles von dem benötigten Material liegt im Lager in Delmenhorst. „Das war eine echte Herausforderung“, sagt Saskia Matzat, Gruppenführerin der Logistikgruppe. Es gab nicht genug Transportkapazitäten, weil noch nicht alle Fahrzeuge geliefert worden sind. „Wir mussten improvisieren, doch am Ende haben wir alles mitbekommen.“ Und zwar nicht irgendwie, sondern korrekt gesichert. Möglich war das, weil alle mitgeholfen haben. „Das hat echt gut geklappt“, freut sich Matzat. Mit angepackt haben auch die zwölf Jugendlichen der JUG-San. In den Einsatz in Ahrweiler durften die unter 18-Jährigen zwar nicht, bei der Vorbereitung aber waren sie dabei. „Sie waren trotzdem eine große Hilfe“, betont Patrick Glander, Mitglied der Ortsjugendleitung.

Der Einsatz der Delmenhorster Johanniter begann schon vor dem Einsatz. Der Ortsverband stellt für die Regionalbereitschaft auch die Führungsgruppe, und deren Auftrag war die Alarmierung der Einheiten in den Ortsverbänden in Weser-Ems. Die Führungsgruppe trat zusammen unmittelbar nachdem das Land Niedersachsen aufgrund der Unterstützungsanfrage durch Rheinland-Pfalz die Johanniter alamiert hatte. Im Ausbildungsraum in der Dienststelle an der Hasberger Straße wurde ein Lagezentrum eingerichtet und die Rückmeldungen aus den anderen Ortsverbänden bearbeitet. „Da alleine stecken 300 Arbeitsstunden drin“, erzählt Marcel Colter. Von Mittwoch auf Donnerstag geschah das Unglück, Freitag erfolgte die Alarmierung, nach einer durchgearbeiteten Nacht konnten die Delmenhorster am Sonnabendmorgen der Regionalbereitschaftsführung eine Liste mit 140 einsatzbereiten Kräften liefern, geordnet nach Qualifikationen und speziellen Ausbildungen. Darunter alle fünf Einheiten aus Delmenhorst: Logistik, Patiententransport, Sanität und Psychosoziale Notfallversorgung sowie die Führungsgruppe.

Die Delmenhorster waren die Ersten und die Letzten in Ahrweiler. Die Ersten, weil sie das benötigten Material vorab ins Einsatzgebiet gefahren haben, die Letzten, weil sie am Ende alles wieder abgeholt haben, was die Einheiten selber nicht mitgenommen hatten. Die Johanniter aus Weser-Ems hatten sich mit Johannitern aus Südniedersachen und den Raum Hannover abgelöst, ein Großteil des Materials blieb aus praktischen Gründen vor Ort und wurde jeweils der Ablösung übergeben. Am Ende war alles ein bisschen durcheinander geraten. „Wir haben nach Einsatzende alles eingeladen, in Delmenhorst wieder ausgepackt, gereinigt, sortiert, gegebenenfalls ersetzt, eingepackt und es in die Verbände zurückgebracht“, erzählt Saskia Matzat. Auch zwischen den Einsätzen musste Material ersetzt, aussortiert, gereinigt und neu gepackt werden. „Im Grunde waren wir vier Wochen ohne Unterbrechung beschäftigt.“

Möglich war diese Mammutleistung vor allem dank der hohen Einsatzbereitschaft der Helfenden und den gut ausgebildeten Führungskräften. Der Ortsverband Delmenhorst hat mit Colter, Fabian Kaczmarek, Sven Köster, Claus Hartmann und Jasmin Lahdan fünf Verbandführer sowie elf Gruppenführer – je zwei für jede der vier Einheiten und die Führungsgruppe sowie einen Gruppenführer zur besonderen Verfügung (ZBV). „Helfer des Jahres“, der von den aktiven Mitgliedern des Ortsverbands gewählt wird, ist Sebastian Wellhausen, der trotz Corona-Beschränkungen die Helferabende und Fortbildungen organisiert hat – zur Not online. Aber: „Herausheben kann man niemanden. Das Team funktioniert einfach gut“, sagt Ortsbeauftragter Colter. „Ich selber muss eigentlich wenig tun.“ Das Team mache die Arbeit. „Ich sage, was gemacht werden soll. Wie es gemacht wird, entscheiden die Gruppen- und Verbandführer.“