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26.02.2023 | Dienststelle Ortsverband Nordenham

Griechische Retter trainieren in der Wesermarsch

Johanniter-Akademie organisiert Austausch

Es ist eng und stockfinster. Qualm wabert durch die Gänge, von irgendwo her gellen Schreie. Fünf Retterinnen und Retter kriechen durch die Dunkelheit, gesichert durch Seile, und rufen sich Anweisungen zu. Jan Gartemann vom Offshore Rescue and Medical Services des Ortsverbands Stedingen der Johanniter-Unfall-Hilfe und Fachbereichsleitung am Campus Elsfleth der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen, späht durch ein Guckloch in einen der Gänge und beobachtet die Retter bei der Arbeit. „Ich möchte gerne wissen, was die da reden“, murmelt er. Verstehen kann er die fünf nicht, denn sie sprechen Griechisch. Die Rettung aus engen Räumen, auch „Confind space“ genannt, ist Teil eines Trainingstages der Stedinger Offshore-Retter und der Johanniter-Akademie für insgesamt 14 Mitglieder der griechischen Hilfsorganisation EEED, gefördert vom Deutsch-Griechischen Jugendwerk (DGJW). Organisiert hat den ersten Besuch ehrenamtlicher Rettungskräfte aus Griechenland in Niedersachsen Kosta Lazaridis. Der gebürtige Grieche kam 1987 als Kind nach Deutschland und arbeitet seit 2017 an der Johanniter-Akademie Niedersachen/Bremen als Fachlehrer Rettungsdienst und ist dort auch für internationale Projekte zuständig. „Uns geht es darum, Wissen auszutauschen und voneinander zu lernen.“ Besonders beeindruckt waren die griechischen Retterinnen und Retter von der Johanniter-Jugend, in der die Hilfsorganisation ihren eigenen Nachwuchs an den Einsatzdienst heranführt, sowie von der langen Tradition des Helfens bei den Johannitern. Der Johanniterorden, der 1099 in Jerusalem gegründet worden ist und dessen Ordenswerk die Johanniter-Unfall-Hilfe ist, ist in Griechenland sehr bekannt. Denn die griechischen Inseln Kreta und vor allem Rhodos waren lange Sitz des Johanniterordens.

Die Kooperation mit den griechischen Rettungskräften entstand 2019. Zunächst beschränkte sie sich auf Kontakte zum staatlichen Rettungsdienst, seit dem vergangenen Jahr auch zur ehrenamtlichen EEED. Ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz und im Rettungswesen ist in Griechenland noch weitgehend unbekannt. Deshalb war die griechische Gruppe auch zu Gast im Johanniter-Ortsverband Nordenham und informierten sich dort über Struktur, Organisation, Ausbildung und Ausrüstung ehrenamtlicher Einsatzkräfte. Begrüßt wurden sie dort vom ehrenamtlichen Regionalvorstand Dieter Meyer. Zugführer Niklas Renken und Ortsverbandsarzt Markus Wedemeyer, der auch Mitglied im Vorstand des Regionalverbands sowie Zugführer in der Regionalbereitschaft Weser-Ems ist, erläuterten dann den eigens aufgebauten Behandlungsplatz.

In der Trainingsanlage von WindSkills in Elsfleth, einem Unternehmen der Heinemann Projektberatung, wurde neben der Rettung aus engen Räumen auch die Höhenrettung mit Abseiltechniken geübt. Notfallsanitäter Michael Seifert zeigte, wie sich Retter selber sichern müssen. Um die Verpflegung kümmerte sich Holger Heinemann, Geschäftsführer der Heinemann Projektberatung, persönlich. Sehr zur Freude der Teilnehmenden. „Sein Bacon ist unschlagbar“, sagte Gartemann. Auf jeden Fall schien er Kraft zu verleihen. Dann am Ende schafften es die fünf Retterinnen und Retter aus Griechenland, sowohl einen Verletzten mit Unterarmfraktur aus den engen, dunklen Gängen zu retten als auch eine 90 Kilo schwere Übungspuppe, die reanimiert werden musste.