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15.12.2022 | Dienststelle Ortsverband Oldenburg

Johanniter sollen „Dorf Edewecht“ leiten

Bau der Unterkunft für 480 Geflüchtete beginnt

Stellten den aktuellen Planungsstand für das „Dorf Edewecht“ vor (von links): Stephan Siemer, Wolfgang Dietrich, Karin Harms, Dr.Thomas Jürgens und Wilhelm Marczewski.

Die „Dorf Edewecht“ genannte Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen im Ammerland nimmt Gestalt an. Noch vor Weihnachten sollen mit den Bauarbeiten begonnen werden. Anfangs wird der Boden auf dem Gelände der ehemaligen Baumschule an der Straße „Auf der Loge“ mit einer zehn Zentimeter dicken Kiesschicht vorbereitet, ab Januar werden dort insgesamt 300 Wohncontainer aufgestellt. 480 Schutzsuchende sollen dort untergebracht werden. Der Ortsverband Oldenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe wird voraussichtlich Betreiber der Einrichtung. Die Verträge sind noch nicht unterschrieben. „Aber wir freuen uns auf die Zusammenarbeit, weil wir sicher sind, mit den Johannitern einen erfahrenen Partner zu haben“, sagte Dr. Thomas Jürgens, Dezernent für Bauen und Umwelt und zuständig für den Katatrophenschutz im Landkreis Ammerland.

Das „Dorf Edewecht“ besteht aus insgesamt acht Wohnblöcken, in denen jeweils 60 Menschen in 15 Wohncontainern untergebracht sind. Jeder Wohncontainer ist 18 Quadratmeter groß bei einer Länge von sechs Metern und einer Breite von drei Metern, mit zwei Stockbetten ausgestattet und kann vier Menschen aufnehmen, dazu Tisch, Stühle und einen Kühlschrank. Jeder Block hat zudem einen großen Gemeinschaftsraum, vier Küchen zur Selbstnutzung und Dusch- sowie Sanitärcontainer. 270 Container kauft der Landkreis, der Rest wird gemietet. Dazu gibt es einen Verwaltungstrakt und eine Spielscheune für eine umfangreiche Kinderbetreuung. Die Johanniter sind mit der Leitung sowie der Sozial- und Kinderbetreuung und dem Betrieb der Erste-Hilfe-Station beauftragt. Bis zu 20 Mitarbeitende sollen nach und nach mit zunehmender Belegung eingestellt werden.

Der Landkreis Ammerland hat bisher 1500 Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen, weitere 1400 muss er bis Ende März aufnehmen. Die Kapazitäten an freiem Wohnraum sind erschöpft, so dass mit der Einrichtung des Dorfes Edewecht eine Unterkunft geschaffen werden musste. Weitere „Dörfer“ nach Edewechter Vorbild sollen, verteilt auf die sechs Kommunen im Landkreis, mit der Ankunft weiterer Geflüchteter hinzukommen.

Bei einer Bürgerversammlung in Edewecht wurden diese Pläne jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei waren Landrätin Karin Harms, Edewechts Bürgermeisterin Petra Knetemann und Dr. Jürgens auch die Bürgermeister Michael Rösner (Westerstede) und Lars Krause (Rastede). Sie bekräftigen die Bereitschaft, auch weiterhin Geflüchtete aufzunehmen und die enge Zusammenarbeit mit Landkreis und Nachbargemeinden. Die Fragen und Kritik der Bürgerinnen und Bürger richteten sich in erster Linie an die geplante Verkehrsführung und die befürchtete hohe Lärmbelästigung. Dr. Jürgens machte deutlich, dass viele Fragen noch nicht beantwortet werden können. Es sei nicht klar, wie viele Kinder kommen werden und ob nur Ukrainer oder auch andere Nationen im „Dorf Edewecht“ untergebracht werden. Michael Rösner brachte es auf den Punkt: „Diese Situation hat keiner von uns gewollt und es hat niemand von uns Schuld daran. Schuld hat nur Herr Putin. Wir müssen jetzt aber versuchen, die beste Lösung für diese Situation zu finden.“ Dazu beitragen soll ein Beirat, der noch gegründet werden und alle Interessengruppen berücksichtigen soll. Fest steht, dass eine Projektleitung sich um die Realisierung kümmert. Neben dem ehemaligen Edewechter Jugendamtsleiter Wolfgang Dietrich und Wilhelm Marczewski, ehemaliger Hauptmann der Bundeswehr und als Chef der Kompanie für den Abtransport Verwundeter aus unsicheren Gefahrenzonen (MedEvac: Medical Evacuation) an zahlreichen Auslandsmissionen beteiligt, ist der Dienststellenleiter der Oldenburger Johanniter, Stephan Siemer, Teil der Projektleitung.