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02.05.2021 | Dienststelle Ortsverband Aurich

Zweite Wahl? Erste Hilfe!

Wir sammelt Verbandmaterial für Rettungskräfte in Paraguay

Pastorin Cathrin Meenken übergab die Verbandkästen im Gottesdienst symbolisch an Dr. Dieter F. Kindermann. Hinten von links: Dr. Joachim Kleen von der Johanniter-Hilfsgemeinschaft sowie Ortsbeauftragter Andreas Töpfer und Dienststellenleiterin Helene Frieden von der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Paraguay ist eines der ärmeren Länder, die staatliche Gesundheitsversorge ist kaum existent, die private können sich nur wenige Menschen leisten. Engagiertes Hilfsorganisationen springen ein, helfen freiwillige und unentgeltlich. Auch die Feuerwehren, die zudem den Rettungsdienst übernehmen. Denen mangelt es allerdings an Verbandmaterial. Dafür sammeln wir gebrauchte Verbandkästen und Rettungsrucksäcke. Zweite Wahl? Erste Hilfe!

Die Auricher Lamberti-Kirchengemeinde und der Ortsverband Aurich der Johanniter-Unfall-Hilfe sammeln Verbandskästen und schicken sie nach Paraguay. Dort wird das Material weitergegeben an die Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr. Die sind hoch engagiert, aber sehr schlecht ausgestattet. Die Verteilung vor Ort übernimmt Uwe Dillenberg. Über ihn kam auch der Kontakt zustande. Dillenberg war mehr als 20 Jahre als Pressefotograf in der ganzen Welt unterwegs, seit drei Jahren lebt er in Paraguay und engagiert sich dort für das Kinderhilfswerk International Children Help e.V. Vor einigen Wochen wurde er zufällig Zeuge eines Unfalls. „Ein Motorradfahrer war verunglückt und blutete stark“, berichtet er in einer Videoschalte. Rettungskräfte waren zwar schnell zur Stelle, hatten aber kein Verbandmaterial dabei. Dillenberg holte T-Shirts aus seinem Gepäck, riss sie in Streifen und die Retter versorgten damit das Unfallopfer.
Das Gesundheitswesen in Paraguay ist anders aufgestellt als in Deutschland. Ein staatlich organisiertes Rettungswesen gibt es nicht, auch keine staatliche Krankenversicherung. Wer privat versichert ist oder genug Geld hat, um die Behandlung zu bezahlen, hat Glück. Der Rest muss hoffen, von einer Hilfsorganisation kostenlos oder gegen ein geringes Entgelt behandelt zu werden. Die sind selten und schlecht ausgestattet. Auch die Feuerwehren sind ausschließlich ehrenamtlich und übernehmen oft noch den Rettungsdienst. Dillenberg beschloss zu helfen – und erinnerte sich an die Auricher Pastorin Cathrin Meenken, die er kennengelernt hatte, als er im Auftrag der Johanniter-Unfall-Hilfe Fotos vom Landeswettkampf Niedersachsen/Bremen anfertigte. Meenken feuerte als Ortsverbandspastorin das Team der Auricher Johanniter an, die beiden kamen ins Gespräch. 

In Deutschland unterliegen Verbandskästen einem Mindesthaltbarkeitsdatum und mussten ständig erneuert werden. Das Material darin ist aber meistens noch einwandfrei und kann verwendet werden. Deshalb heißt das Projekt „Zweite Wahl? Erste Hilfe!“. Aber auch neue Verbandskästen sind herzlich willkommen. Abgegeben werden können sie Montagvormittags in der Dienststelle der Johanniter am 2. Leegmoorweg 2 B in Aurich-Sandhorst sowie mittwochs von 15 bis 17 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr in der Teenkiste der Lamberti-Kirchengemeinde, Lambertshof 1 in Aurich. Größere Spenden, zum Beispiel von Autohäusern, werden auch abgeholt. Im Juni geht dann ein Container in Richtung Paraguay, organisiert von Uwe Dillenberg. Dort angekommen, wird nochmal sortiert. Material, das nicht mehr einwandfrei ist, wird nicht verwendet. Den Rest übergibt Dillenberg den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren. Um den Menschen in dem südamerikanischen Land ein bisschen mehr Sicherheit zu geben.