10.04.2024 | Regionalverband Ostwestfalen

Premiere geglückt, denn helfen kann jeder!

Erstmalig in Ostwestfalen begrüßten die Johanniter in Bielefeld blinde und sehbehinderte Menschen zu einem Erste-Hilfe-Kurs.

Bei allen Anwesenden war die Spannung und Erwartung groß.

Johanniter Manuel Kriete organisierte den gelungenen Schulungstag gemeinsam mit Mitgliedern des Selbsthilfevereins Pro Retina e.V (Regionalgruppe Bielefeld/OWL) und Johanniter-Ausbildungsleiter Torge Schmidt.

Im normalen Leben ist Manuel Kriete bei den Johannitern im Krankentransport in Paderborn tätig. Die Motivation, zu diesem neuen Schulungsformat liegt in seinem privaten Umfeld, denn seine Frau ist erblindet.

Ein zufälliges Telefonat brachte Manuel Kriete mit Beate Woring zusammen, die ebenfalls erblindet ist und sich für den Verein Pro Retina für einen Erste-Hilfe-Kurs interessierte. Wie können auch blinde oder sehbehinderte Menschen im Notfall helfen? Welche Handgriffe der Ersten Hilfe sind trotz Einschränkungen im Sehen möglich?

Schulungsleiter Torge Schmidt erläutert: „Jeder kann in Notsituationen helfen. Entscheidend ist, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aufzubauen. Das haben wir geschafft und zusätzlich alle wesentlichen Inhalte der Ersten Hilfe vermittelt, das ist toll. Besonders wichtig waren die persönliche Ansprache und der permanente Austausch. Alle haben die Übungen perfekt umgesetzt, das hat prima geklappt!“

Das Absetzen eines Notrufs, die stabile Seitenlage, Reagieren bei Schlaganfall oder Herzinfarkt und die Reanimation mit Herz-Druck-Massage bildeten die Schwerpunkte des Kurses- identisch zu einer Schulung mit sehenden Menschen. Beim Untersuchen des Verbandskastens zeigte sich, wie entscheidend das Verpackungsmaterial ist: Beim sorgfältigen Tasten und Befühlen des Inhaltes erkannten die Teilnehmenden zum Beispiel die Unterschiede zwischen sterilen und unsterilen Materialien.

Die Versorgung bei Verbrennungen oder Schnittwunden erwies sich als besonders wichtige Übung. Blinde Menschen haben im Alltag ein erhöhtes Risiko für derartige Verletzungen.

Am Ende des Tages waren auch die Teilnehmenden begeistert: „Es ist beruhigend zu wissen, dass wir im Notfall für andere da sein können. Das ist ein gutes Gefühl und richtig viel Spaß hat es heute auch gemacht,“ sagt Beate Woring.

Spaß und Geselligkeit sind überhaupt wichtige Aspekte bei Pro Retina. Gemeinsame Ausflüge in die Natur oder ins Museum, Restaurantbesuche und sogar ein Selbstverteidigungskurs standen zuletzt auf dem Programm. Sehr Vieles ist, neben der alltäglichen Berufstätigkeit, auch in der Freizeit mit einer Sehbehinderung möglich, bei Pro Retina immer mit jeder Menge Lebensfreude und viel Humor.