Anschaulich – nachdenklich – emotional

Im Waldatelier des Johanniter-Krankenhauses Treuenbrietzen zeigen Patientinnen und Patienten ihre in der Kunsttherapie entstandenen Werke. Die Ausstellung lädt ein, psychische Gesundheit neu zu betrachten – offen, kreativ und berührend. Am Freitag, dem 11. Juli 2025 ist sie zum letzten Mal zur Finissage mit musikalischer Lesung geöffnet. 

Großes Gedränge herrschte zur Eröffnung, als der leitende Kunsttherapeut Sven Edthofer die Begrüßungsworte an die Gäste richtete. Die Türen zum Waldatelier der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie öffneten sich zum Rundgang und im nu füllten sich die Räume mit Besuchern und Gesprächen. Unter den Gästen das Architekturbüro Bölke und Partner aus Treuenbrietzen, das einen ersten Entwurf für den künftigen Umbau und Aufwertung des Waldateliers präsentierte.

Die Podiumsdiskussion zur Ausstellung "Papierschnipsel der Seele" war ein bewegendes Zeugnis innerer Kämpfe, Heilung und Ausdruckskraft. Höhepunkt war die Schenkung der 3D-Collage "Phönix" von Sonja Koppitz an die Klinik, entgegen genommen von Chefarzt Dr. Eike Ahlers.

Künstlerin Sonja Koppitz: “Über meine eigene Erkrankung habe ich gemerkt, dass mir das Kunstmachen sehr, sehr viel hilft. Ich schneide sehr viel aus Zeitschriften aus oder reiße Papierschnipsel aus Zeitungen oder Geschenkpapier aus und füge sie zu einem Bild. Meistens mache ich Porträts und habe das Gefühl, dass mir das hilft, das Chaos im Kopf – was auch die Depression ausmacht, was auch mit Grübelschleifen einhergeht – dass ich das dann irgendwie bändigen kann.”

Patientin in der Podiumsdiskussion: „In meiner Depression habe ich im Kopf viele Registerkarten offen, die sich nicht schließen lassen – weil man als Berufstätige, als Mutter, als Partnerin, als Freundin funktionieren soll. Zum Zeitpunkt der Kunsttherapiewoche war alles noch ziemlich düster und schwarz in meinen Gedanken und in meinem Kopf. Mir fehlte die Leichtigkeit und deswegen fiel es mit erst schwer, mich zu entscheiden und ein Bild im Kopf entstehen zu lassen, wie die Collage am Ende aussehen soll ... Es wurde im Endeffekt eine sehr positive Arbeit, auch wenn ich das zu diesem Zeitpunkt meines Klinikaufenthaltes selbst gar nicht mehr gespürt habe." 

Architektin Caroline Rauhöft: “Meine Entwurfsgedanken resultieren aus meinen Erfahrungen in meinem eigenen Atelier. Ein Atelier braucht Licht, Platz, Flexibilität und Flächen für Präsentation. Mit diesen Grundgedanken entstand der Vorentwurf zum Umbau und zur Erweiterung des Waldateliers. Aus baulichen Gründen wurde die nord-nordwestliche Außenwand durch Panoramafenster ersetzt und versetzt. Um den Grundriss effektiv auszunutzen, wurden Innenwände entfernt und der Eingang auf die Giebelseite verlegt. Der neue Kreativbereich bekommt eine L-Form, das ermöglicht die Aufteilung in unterschiedliche  Arbeitsbereiche bei paralleler Nutzung. Aufgrund der großzügigen Glasfassade mit Oberlichtern kann auf weitere Fenster verzichtet werden, sodass diese hier durch Schaukästen zu Präsentationszwecke umgestaltet sind.”

Galeristin Friederike Sehmsdorf: „Ich habe mit vielen Künstlern und ausgeprägten Charakteren zu tun und manche schaffen in ihren schwersten Zeiten die besten Kunstwerke, weil die Bilder dann eine emotionale Tiefe und einen Ausdruck haben, die sie sonst nicht erreichen. In der Ausstellung hier im Waldatelier habe ich beeindruckend viele Bilder mit genau solch einer emotionalen Tiefe gesehen, die mich sehr berührt haben.“

Finissage 

11. Juli 2025 von 15 - 18 Uhr
16 Uhr: Lesung Sonja Koppitz „Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind“ mit musikalischer Umrahmung von Jonny Götze und Britta Nothnagel

mehr Informationen