Daniela und Vivien

// Daniela und Vivien sind als Pflegefachfrauen im Diakoniezentrum Bethesda Eisenberg tätig.

Jede Mutter-Tochter-Beziehung ist besonders. Aber die von Daniela und ihrer Tochter Vivien zeichnet sich durch eine ausgesprochen starke Verbundenheit aus – denn die beiden wohnen, verreisen und arbeiten sogar zusammen. Dass Mutter und Tochter in der gleichen Altenpflegeeinrichtung tätig sind, kommt ja auch nicht alle Tage vor. Aber ein Moment mit Mutter und Tochter ist genug, um zu verstehen, dass die beiden einfach außergewöhnlich gut miteinander harmonisieren: „Ich würde das Zusammenarbeiten mit Familienmitgliedern jedem empfehlen“, erzählt Daniela und blickt ihre Tochter dabei fürsorglich an. Probleme gäbe es eigentlich nie, nur für den ein oder anderen Lacher hat die Zusammenarbeit von zwei Generationen in derselben Einrichtung schon gesorgt. Zum Beispiel, als Vivien bei einer gemeinsamen Schicht laut „Muuutti“ über den Flur rief. „Aber wie hätte ich sie sonst anreden sollen?“, erklärt Vivien und zuckt dabei leicht amüsiert mit den Schultern. 

Doch nicht nur in der Arbeit unterstützen sich Mutter und Tochter gegenseitig. „Wir sind auch sonst eine sehr vereinte Familie. Bei uns leben Jung und Alt unter einem Dach und es ist immer was los“, erklärt Daniela offenherzig. Den Zusammenhalt als Tugend hat die Familie sowieso zu einer ihrer größten Stärken gemacht – auch weil jeder für jeden da ist. „Wir sitzen fast jeden Tag als Familie am Tisch und reden ganz offen über alles Mögliche“, fügt Vivien hinzu. Und damit mehrere Generationen harmonisch unter einem Dach zusammenleben, dafür braucht es Offenheit. „Für den Zusammenhalt ist das Wichtigste zu reden. Einfach nichts totschweigen, sondern reden. In so einer großen Familie gibt es immer irgendwas, aber wenn man Dinge totschweigt, dann funktioniert es nicht“, erklärt Daniela.

Vivien ist schon als Kind oft mit ihrer Mutter Daniela beim Arbeiten in der Altenpflegeeinrichtung dabei. Nach der Schule war es dann eigentlich sofort klar, dass auch sie bei den Johanniter-Seniorenhäusern ihren Platz findet. Vor ihrer Tätigkeit in der Altenpflege war sie eher schüchtern und zurückhaltend: „Ja, ich war schon immer sehr ruhig. Ich wäre früher beispielsweise nie auf die Idee gekommen, auch mal jemand Fremden anzusprechen“. Doch durch die Arbeit in der Altenpflege habe sich das sehr verändert: “Mittlerweile ist das überhaupt kein Problem mehr. Also da ist viel durch die Arbeit passiert“, erzählt Vivien. Diese Entwicklung macht auch Mutter Daniela stolz: „Ja, auf jeden Fall! Vivien ist viel offener und selbstbewusster durch den Beruf geworden“. Anfangs jedoch war es für Vivien nicht leicht, ihr Nest zu verlassen. Aber Mutter Daniela versteht es, ihrer Tochter im richtigen Moment einen behutsamen Schubs zu geben. Da wäre zum Beispiel die FSJ-Abschlussreise nach Holland gewesen: „Vivien sagte, sie will nicht mitfahren und ich sagte ‚Doch, du machst das‘“, erzählt Daniela lächelnd und Tochter Vivien fügt strahlend hinzu: „Ja und es war tatsächlich das Schönste, das mir hätte passieren können“.

Aber nicht nur selbstbewusster ist Vivien durch ihre Arbeit geworden – sondern auch zufriedener. Das Schönste an ihrem Beruf sei, Bewohnerinnen und Bewohnern eine Freude zu bereiten: „Am zufriedensten fühle ich mich, wenn ich Bewohner glücklich machen kann. Einer Bewohnerin zum Beispiel föhne ich immer die Haare schön. Das ist dann halt für mich die Freude der Woche“, erklärt Vivien.

Im Vergleich zu ihrer Tochter war Daniela schon immer sehr offen und lebhaft – und sie trägt ihr Herz auf der Zunge. Dass die heute 45-Jährige mit Menschen arbeiten will, war ihr eigentlich schon als Kind klar. Die energiegeladene Frau mit dem temperamentvollen Lächeln braucht einfach den direkten Kontakt: „Ich möchte echte Antworten kriegen, ein echtes Lächeln sehen – also so ein Bürojob, das wäre überhaupt nichts für mich“, erklärt sie selbstbestimmt. Dass sie sich damals für die Pflege entscheidet, hat aber noch einen anderen Grund: „Ich wusste ja schon mit fünf Jahren, was ein Katheter ist“, witzelt sie, während sie von ihrer Kindheit und ihren Erfahrungen aus der Angehörigenpflege erzählt. Denn zusammen mit ihrer Oma kümmerte sie sich schon ganz früh um ihren Uropa, der dement war. 

Ihre frühen Erfahrungen in der Pflege, die starke Einheit ihrer Familie, zusammen mit ihrem dynamischen Wesen lassen Daniela wie eine Frau wirken, die so schnell nichts aus der Bahn werfen kann. Wie wichtig es dennoch ist, trotz vollem Einsatz immer auch auf sich selbst zu achten, musste sie vor sechs Jahren bitter am eigenen Leib erfahren, als sie plötzlich an einer Angst- und Panikstörung erkrankt. „Es wurde einfach alles zu viel. Ich habe die Warnzeichen nicht wahrgenommen“, erklärt Daniela. Auch bei Vivien sitzen der Schock und die Angst um ihre Mutter noch tief. 

Doch wieder einmal ist es das Netz der Familie, welches Daniela auffängt – und rückblickend zieht sie auch bei dieser schweren Periode ihres Lebens eine positive Bilanz: „Ich habe viel daraus gelernt. Immer Ja zu sagen ist nicht gut für die Gesundheit“, sagt Daniela – und die sei ihr mittlerweile zusammen mit ihrer Familie das Wichtigste im Leben.