Unser Küchenleiter Andreas

// Andreas arbeitet als Küchenleitung in den Johanniter-Häusern am Rosenstein

“17 Jahre lang haben meine Frau Julia und ich als Kollegen zusammen gekocht, ohne dass etwas passiert wäre. Julia ist Köchin und ich war damals stellvertretender Küchenleiter. Ich war also ihr Chef, doch eigentlich waren wir gute Freunde. Sehr gute sogar. Gefunkt hat es damals aber nicht. Wir waren beide glücklich vergeben. Manchmal blicken wir zurück und können es nicht fassen: ‚Hättest du das jemals gedacht?‘ Und dann schütteln wir beide den Kopf. Hätte uns damals, als wir nebeneinander in der Küche standen, jemand gesagt: ‚Ihr werdet mal heiraten und ein gemeinsames Kind haben.‘ – wir hätten es einfach nicht geglaubt! 

Ich habe mir schon immer eine Familie mit Kindern gewünscht. Und ein Haus mit Garten, in dem ich am Wochenende gärtnern und herumwerkeln kann. Heute ist mein Traum in Erfüllung gegangen. 

Die Wende kam vor etwa acht Jahren. Julia und ich waren beide wieder Single. Und plötzlich war da doch dieses Kribbeln. Julia hatte bereits ein Kind. Heute ist Stefan fast erwachsen. Für mich ist er wie mein eigener Sohn. Und vor vier Jahren kam unsere Tochter Klara zur Welt. Vater zu werden hat mein Leben verändert. Früher war ich viel mit meinen Hobbys beschäftigt. Jetzt dreht sich alles um die Kleine. Und wir haben Riesenspaß zusammen! Zuletzt sind uns Klaras Hasen aus dem Gehege entwischt. Wir sind dann gemeinsam durch die Nachbargärten geschlichen, um sie einzufangen. Was für ein Abenteuer!

Gekocht wird natürlich auch bei uns zuhause. Ich liebe es, wenn das Haus voll ist, wenn Familie oder Freunde zu Besuch sind. Dann stehe ich am liebsten am Grill. Ansonsten ist bei uns eher Julia fürs Kochen zuständig. Sie kommt aus der Ukraine und zaubert auch gern Gerichte aus ihrer Heimat. Ich liebe die ukrainische Küche! Nichts geht über Schaschlik mit Julias ‚Olivier Salat‘. Doch Kochen ist nicht unsere einzige gemeinsame Leidenschaft.“

"Vor vielen Jahren stand einmal ein Kollege vor mir und hatte einen Bogen dabei. ‚Komm Andi, lass uns ein paar Pfeile schießen gehen!‘ Im ersten Moment dachte ich nur: ‚Der spinnt doch!‘ Er hatte auch eine Zielscheibe, die haben wir dann aufgebaut. So habe ich damals meine ersten Pfeile geschossen. Da war es um mich geschehen. Aus ein paar Pfeilen wurde eine jahrelange Leidenschaft für den traditionellen Bogensport. 

Dieser kommt ursprünglich aus den USA. Anders als beim olympischen Bogenschießen geht es nicht nur darum, geradeaus auf ein Ziel zu schießen. Bei uns wird im Wald ein sogenannter 3D-Parcours aufgebaut. Das sind dann Zielscheiben, die zum Beispiel wie Tiere aussehen und eine Jagd simulieren. Es gibt verschiedene Etappen, ein wenig wie beim Minigolf. Meistens sind es Wettbewerbe, bei denen Bogenschützen zusammenkommen und gegeneinander antreten. Es ist toll, mit so vielen Gleichgesinnten gemeinsam seiner Leidenschaft nachzugehen. 

Am Anfang hatte ich noch einen Leihbogen. Zu meinem 30. Geburtstag habe ich mir dann einen eigenen Bogen gewünscht. Einen, der perfekt auf mich zugeschnitten ist. Ich war schon bei jedem Wetter draußen, auch bei Dauerregen und Neuschnee. Es ist toll, in der Natur zu sein. Für mich hat das Bogenschießen etwas sehr Meditatives. Im Hier und Jetzt sein. Ruhe bewahren. Im Alltag ist da oft dieses ‚Ich muss, ich muss, ich muss‘. Beim Bogenschießen im Wald muss ich gar nichts. Nur loslassen. 

Vor vielen Jahren, als meine Frau Julia und ich noch kein Paar, sondern Kollegen waren, hat sie nach einem Hobby für ihren Sohn Ausschau gehalten. Die beiden kamen dann mal zum Bogenschießen mit. Für ihren Sohn Stefan war das nichts, aber Julia hatte Spaß. Und sie hat weitergemacht. Heute gehen wir alle gemeinsam in den Wald. Auch unsere kleine Tochter schießt schon mit dem Kinderbogen. Ich bin gespannt, ob sie dranbleibt, wenn sie älter ist…“ 

„Der Ukraine-Krieg hat unsere Familie besonders erschüttert. Als gebürtige Ukrainerin hat meine Frau Julia dort Verwandtschaft. Ihr Schwager wurde an der Front verwundet, ihre Schwester kochte für die Soldaten. Es ist wirklich beängstigend, was da passiert. Ich verstehe immer noch nicht, wofür das alles. 

Leider wiederholt sich die Geschichte immer wieder. In meinem letzten Job habe ich im Rahmen von Integrationskursen mit jungen Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan und Eritrea gearbeitet. Ich war damals als Ausbilder im Bereich Ernährung tätig. Die Geschichten dieser Menschen sind mir sehr nah gegangen. Man hat ja keine Vorstellung davon, was sie auf ihrer Flucht alles durchgemacht haben. Kilometerweite Fußmärsche, die Überfahrt übers Meer unter irren Bedingungen. Viele kamen allein, ohne Familie. Manche hatten den Kontakt nach Hause verloren und wussten nicht, ob ihre Eltern noch am Leben sind. Wenn jemand das T-Shirt hochhebt und dir Narben von Einschusslöchern zeigt, bekommst du einen ganz anderen Blick. 

Manche meiner Schüler wussten nicht, wie man sich jenseits von Fertiggerichten ernährt, wie man frisch kocht. Ich habe ihnen verschiedene Rezepte gezeigt, Königsberger Klopse zum Beispiel. Für manche war die Deutsche Küche gewöhnungsbedürftig. Sie haben aber auch eigene Rezepte aus ihren Ländern mitgebracht. Dann gab es eritreisches Injera-Fladenbrot und Doro Wat – einen Hühnereintopf mit sehr viel Chili. Ganz schön scharf für deutsche Geschmacksnerven!        

Der Job hat mir Spaß gemacht, doch leider war er sehr unsicher und zu weit weg von Zuhause. Als Küchenleiter bei den Johannitern bin ich heute sehr zufrieden. Ich bin dafür zuständig, dass alles glattläuft, für Speisepläne, die Orga, unser Café Rosenstein. Hin und wieder stehe ich aber schon am Herd oder helfe im Café aus. Wenn woanders nichts anbrennt, koche ich noch immer unglaublich gern!