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Geschichte

Die Hamburger Johanniter-Hilfsgemeinschaft - das Ordenswerk der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens - hat eine bewegte Geschichte, von den Anfängen in den Nachkriegsjahren bis zu den neuen Anforderungen der Integration und der heutigen Gesellschaft. Doch stets stand das Wohl der Menschen und der Wille, Not zu lindern, im Vordergrund. Hier können Sie mehr erfahren über die Geschichte der Hilfsgemeinschaft von den Anfängen im Jahr 1948 bis heute.

Hamburg - Geburtsstätte der ersten Hilfsgemeinschaft in Deutschland

Vor und nach Kriegsende im Mai 1945 trafen viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus Mittel- und Ostdeutschland auch in Hamburg ein. Die Not unter diesen, vom Schicksal hart getroffenen, Menschen war groß, nicht nur in materieller Hinsicht. Rat und Tat waren in vielerlei Hinsicht gefragt. Das galt in gleicher Weise für die Kriegsversehrten, Bombengeschädigten, die Kriegsgefangenen in Russland usw. und nicht zuletzt für die Kinder. 

Unter den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen befanden sich auch Ritter des Johanniterordens. Aus diesem Kreis kam Anfang 1948 unter der Federführung des Johanniterritters Dr. von Koppenfels die Anregung, eine Vereinigung des Johanniterordens in der Hansestadt Hamburg zu gründen. Dieser Zusammenschluss sollte auch in der Tradition des Ordens dazu beitragen, die Nöte zu lindern. Dies entsprach der Aufbruchstimmung, die Anfang 1948 in der späteren Bundesrepublik aufkam und durch die Währungsreform Mitte des Jahres stark gefördert wurde.

Die Vorbesprechungen mit der Ordensregierung entwickelten sich sehr positiv. Es folgte schließlich der Auftrag des Herrenmeisters Oskar Prinz von Preußen an Dr. von Koppenfels, eine Vereinigung des Johanniterordens in der Hansestadt zu gründen. Am 7.12.1948 fand eine erste Zusammenkunft der Vereinigung im Patzenhofer Hamburg, Dammtorstaße, statt, an der ungefähr 250 bis 300 Personen teilnahmen, mehr als erwartet worden waren. Auf diesem „Rittertag“ wurde Dr. von Koppenfels zunächst zum Vorsitzenden ernannt.

Die gesetzten Ziele – Not zu lindern – konnten nur verwirklicht werden, wenn die personelle und finanzielle Basis gegeben waren. Es wurde daher eine Gemeinschaft ins Leben gerufen, die auf Anregung von Ulrich Graf von Blücher „Johanniter-Hilfsgemeinschaft“ benannt wurde. Mitglieder konnten neben den Rittern und ihren Familienangehörigen auch Personen werden, die nicht dem Orden angehören. Von diesen Mitgliedern wurde erwartet, dass sie durch aktive Mitarbeit, durch finanzielle Förderung oder in anderer Weise bei der Verwirklichung der Ordensanliegen mitwirken. Die Leitung der Hilfsgemeinschaft lag in den Händen von Frau L. v. Gellhorn und Frau M. v. der Decken-Offen. Ihnen standen noch weitere Damen zur Seite. Ein von der Adelsgenossenschaft übernommenes Büro erleichterte der Hilfsgemeinschaft den Einstieg in ihre Aufgaben.

Ende 1950 hatte die Hilfsgemeinschaft 250 Mitglieder. Nach dem Hamburger Vorbild bildeten sich Hilfsgemeinschaften in Göttingen, Düsseldorf, Braunschweig und vielen weiteren Städten. Anfang 1952 erteilte der Herrenmeister Oskar Prinz von Preußen den Kommendatoren im Raum der Bundesrepublik und West-Berlin den Auftrag, Johanniter-Hilfsgemeinschaften zu gründen. Von der Ordensregierung wurde eine Satzung erstellt. Sie war für alle Hilfsgemeinschaften verbindlich. Die Satzung wurde in Hamburg am 28.1.1952 übernommen.

Veränderte Aufgabenstellungen über die Zeitläufte

Zu den ersten Aufgaben gehörten insbesondere die Versendung von Gaben an Bedürftige und Kranke in der sowjetischen Zone bzw. der späteren DDR – was bis kurz nach der Wiedervereinigung beibehalten wurde –, die Betreuung von Kriegsgefangenen in Russland, die Verschickung erholungsbedürftiger Kinder ins Ausland (z.B. Schweden) und ins Inland (Kinderlandverschickung) sowie die Hilfe vor Ort durch finanzielle Unterstützung, Verteilung von Sachspenden und Abgabe verbilligter Lebensmittel, Vermittlung von Wohnungen und Arbeitsplätzen, usw.

Regelmäßige Sprechstunden wurden abgehalten sowie Veranstaltungen, die dem Zusammenhalt unter den Mitgliedern und der Gewinnung neuer dienten. Bis heute wird in jedem Jahr ein Adventstreffen durchgeführt, hinzu kamen Vortragsabende und Ausflüge.

Der Einwerbung von finanziellen Mitteln dienten Wohltätigkeitskonzerte. Das erste fand am 14.11.1950 mit namhaften Künstlern statt. Zur wichtigsten Einnahmequelle entwickelten sich die Wohltätigkeitsbasare, die großen Anklang fanden. Der erste wurde im Herbst 1952 veranstaltet. So konnten in Verbindung von Spendenaufrufen u.a. die Mittel angespart und aufgebracht werden, die für den Bau und die Einrichtung einer Altenwohnanlage erforderlich waren. Es wurde eine Stiftung gegründet, die nach dem langjährigen Vorsitzenden Eckhard v. Estorff benannt und Träger des Hauses ist.

Im Laufe der 1950er-Jahre wurde die örtliche JHG Hamburg Teil der (zentralen) JHG e.V. am Sitz des Johanniterordens, bis diese Struktur mit Wirkung zum 1.1.1964 in der Weise aufgegeben wurde, als nunmehr die örtlichen JHGen den Genossenschaften bzw. den Kommenden des Johnniterordens zugeordnet wurden.

In den 1960er-Jahren wurden verschiedene Projekte im Dienst am Nächsten umgesetzt. Es wurde das Johanniter-Internat Hemmelmark in Schleswig-Holstein unterstützt und der Bau einer Altenwohnanlage, 1965 noch als Johannesstift Hamburg-Jenfeld e.V., mit 17 Wohnungen und einem Gemeinschaftsraum konzipiert und später als Eckard v. Esdorff-Stift Hamburg e.V. umgesetzt und gefördert. Die in der Zeit erstmals organisierten vorweihnachtlichen Bazare, die zuerst im Curio-Haus, später im Hotel Atlantic und zuletzt in der Alten Börse durchgeführt wurden, trugen bis in die 1990er-Jahre dazu bei, unter dem Motto „Helft uns helfen“ viele Projekte in Hamburg zu unterstützen.

Die Anforderungen an die JHG Hamburg steigerten sich insbesondere mit veränderten  Rahmenbedingungen des „Sozialstaates“ stetig. Ein wesentlicher Schwerpunkt in den 1990er-Jahren lag etwa bei der Hilfe für die deutschstämmigen Aussiedler aus Russland, die in den Jahren nach der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ 1990 nach Deutschland kamen. Hier wurde Hilfe beispielsweise in Form von Sprachunterricht, Freizeitangeboten für Jugendliche, Kleiderkammern, Vermittlung gebrauchter Möbel, Bibelstunden oder durch finanzielle Unterstützung geleistet. Neben der Aussiedlerbetreuung war die JHG Hamburg verstärkt für die Kinder suchtgefährdeter Eltern aktiv – denn nach dem weitgehenden Wegfall staatlicher Förderung in den 1990er-Jahren war die Hilfe privater Initiativen wie der JHG Hamburg dringend geboten.

Benefizkonzerte - erfolgreiches Revival ab 1997

Durch die Einstellung des einmal jährlich stattfindenden JHG-Basars musste eine neue attraktive Benefizquelle gefunden werden. So erfolgte am 2. November 1997 der Start für die Benefizkonzertreihe der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens und der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Hamburg. Die Idee war nicht neu, schon in der frühen Geschichte der JHG Hamburg hatte es ja Wohltätigkeitskonzerte gegeben. Im gut gefüllten und festlich dekorierten Saal der Hamburger Musikhalle erlebte ein begeistertes Publikum während des ersten Benefizkonzertes die hervorragenden Darbietungen preisgekrönter Künstler der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Die Präsentation klassischer Werke, Salonstücke und Chansons erfolgte mit viel Engagement und Freude und war so gelungen, dass damit der Abend für jeden Gast zu einem kleinen Erlebnis wurde.

Der Erlös der ersten Veranstaltung und die erbetenen Spenden von insgesamt DM 10.000,- wurden unter dem JHG-Motto „Helft uns helfen“ gesammelt und in voller Höhe zugunsten von Kindern aus suchtkranken Familien verwendet. Eine erste Scheckübergabe an den Verein für Suchtprävention und Hilfe für Kinder alkoholabhängiger Eltern „KOMPASS“ fand im Rahmen der Jahresmitgliederversammlung der JHG Hamburg im gleichen Jahre statt.

Bis heute konnten durch die jährlichen Einnahmen aus dem Benefizkonzert sowie damit zusammenhängende Spenden viele Hilfen der JHG Hamburg für Kinder und Jugendliche ausgeführt werden, unter anderem der Pädagogische Mittagstisch in den Kindertagesstätten der JUH in Quickborn, die seit 2001 einmal jährlich in Zusammenwirken mit der „Jugend im Orden“ veranstaltete Hamburger Sommerfreizeit für behinderte Jugendliche (Integra-Freizeit) oder die ebenfalls jährlich stattfindende Freizeit für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien, die gemeinsam mit den Pommerschen Johannitern durchgeführt wird.

Quellen: basierend auf Texten der ehem. JHG-Hamburg-Vorsitzenden Heinz Gragert, Peter Schott, Wolf Frhr. v. Freyberg