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Geschichte

In den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurden an die karitative Tätigkeit der damaligen Württembergisch-Badischen Genossenschaft des Johanniterordens (seit 1978 lautet die offizielle Bezeichnung: Baden-Württembergische Kommende des Johanniterordens) große Anforderungen gestellt. Es galt die Not der nach dem Südwesten Deutschlands gekommenen Flüchtlinge und der im sowjetischen Besatzungsgebiet verbliebenen Landsleute zu lindern. Da das Vermögen der Genossenschaft durch die Währungsreform zunächst verloren war, gestalteten sich die Hilfsmöglichkeiten in den Jahren des Wiederaufbaus des Johanniterordens als außerordentlich schwierig.

Angeregt durch die Hilfsgemeinschaft der Hamburger Genossenschaft wurde beim Rittertag am 28. Oktober 1951 in Heidelberg auch die Bildung einer Johanniter-Hilfsgemeinschaft im Bereich der Württemberg-Badischen Genossenschaft beschlossen. So erfolgte Anfang März 1952 in Stuttgart die Gründung der Johanniter-Hilfsgemeinschaft, die damit eine der ältesten Hilfsgemeinschaften auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland ist. Die Stuttgarter Hilfsgemeinschaft war zunächst der zentralen Johanniter-Hilfsgemeinschaft in Bad Pyrmont unterstellt, die seit 1953 die Rechtsform eines dort beim Amtsgericht eingetragenen Vereins hatte. Die Stuttgarter Hilfsgemeinschaft war also in den ersten Jahren nach ihrer Gründung nur in lockerer Form der Württembergisch-Badischen Genossenschaft des Johanniterordens angegliedert. Dies änderte sich dann durch Kapitelbeschluss vom 3. November 1963, wonach mit dem 1. Januar 1964 alle Vermögenswerte im Besitz der örtlichen Hilfsgemeinschaften auf die zuständigen Genossenschaften übergingen.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Stuttgarter Johanniter-Hilfsgemeinschaft in diesen frühen Jahren nach dem Kriege gehörten die Organisation und der Betrieb von Kleiderkammern und die Sammlung gebrauchter Bekleidung, um Flüchtlingen im Einzugsbereich der Hilfsgemeinschaft, also zunächst in ganz Baden-Württemberg, später konzentriert auf den Raum Nordwürttemberg, zu helfen. Gleichfalls war aber auch die Hilfe für notleidende Menschen in Mittel- und Ostdeutschland ein wichtiges Betätigungsfeld. Der Paketversand, nicht nur auf Weihnachten beschränkt, sondern über das ganze Jahr verteilt, stellte ein ganz wesentliches Aufgabengebiet der Stuttgarter Hilfsgemeinschaft dar. Dieser Paketversand erfolgte über die Privatadressen der Mitglieder, da in der damaligen Zeit die Machthaber in der sog. DDR und in den meisten „Ostblockstaaten“ Hilfssendungen von in der Bundesrepublik angesiedelten Wohltätigkeitsorganisationen untersagt hatten. Der Stuttgarter Hilfsgemeinschaft bot sich darüber hinaus Mitte der fünfziger Jahre durch Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft und in den sechziger und siebziger Jahren durch Spätaussiedler aus Osteuropa ein reiches Betätigungsfeld.


Aus der großen Zahl der in diesen Jahren in der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Stuttgart wirkenden Damen sei stellvertretend für alle Freifrau Gertraude Hiller v. Gaertringen genannt, die in den von ständigem Geldmangel geprägten Aufbaujahren durch ihr unermüdliches Engagement die Seele der Stuttgarter Hilfsgemeinschaft gewesen war.

Um die immer vielfältiger werdenden Aufgaben der Johanniter-Hilfsgemeinschaft bewältigen zu können wurde es bald notwendig, verstärkt Spenden zu sammeln, Wohltätigkeitskonzerte und Basare zu veranstalten und auch durch den Verkauf von Kunstdruckkarten und Kerzen mit Johannitermotiven zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 bildete die Patenschaft der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Stuttgart mit dem Johanniter-Krankenhaus in Genthin (Sachsen-Anhalt) eine große Herausforderung. Im Rahmen dieser Patenschaft hat die Johanniter-Hilfsgemeinschaft Stuttgart bis zum Jahre 2003 für dieses Krankenhaus – auch Dank eines testamentarischen Vermächtnisses – mehrere Hunderttausend Euro aufgebracht.

Nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Balkanstaaten hat die Johanniter-Hilfsgemeinschaft Stuttgart schon Anfang der 90-er Jahre über einen langen Zeitraum ein Kinder- und Jugendheim in der Stadt Verovitica in Kroatien unterstützt. Im Rahmen dieser Hilfe erfolgten projektbezogene finanzielle Unterstützungsmaßnahmen, die Beschaffung von Spielsachen und die Versorgung der in Verovititica zentral eingerichteten Kleiderkammer mit gebrauchter Bekleidung für Bedürftige.

Kontinuierlich seit 1993 bildet für die Johanniter- Hilfsgemeinschaft die Unterstützung von Kinder- und Alteneinrichtungen der  evang. St. Paulskirche (Sv. Pavila)  in der lettischen Hauptstadt Riga eine besondere Herausforderung. Einen Schwerpunkt der Hilfe stellt die Unterstützung des Betriebs der „Suppenküche“ der St. Paulskirchengemeinde dar. Ehrenamtliche Helferinnen sorgen dafür, dass jede Woche warmes Essen an vier Tagen für 50 bis 60 bedürftige Personen unterschiedlichen Alters kostenlos zur Verfügung gestellt wird.  Diese Hilfe, die ohne die Johanniter-Hilfsgemeinschaft Stuttgart nicht möglich wäre, dauert bis heute an.