Helfen, bis Hilfe kommt: Warum Erste-Hilfe-Wissen lebenswichtig ist
Um im Notfall richtig handeln zu können, muss Erste Hilfe regelmäßig aufgefrischt werden.
Bei Großschadenslagen wie einer Überschwemmung kann es dauern, bis der Rettungsdienst jeden Notfall erreicht. Um diese kritische Zeit zu überbrücken, sind gute Erste Hilfe-Kenntnisse entscheidend. Die Johanniter fordern: Erste Hilfe-Wissen regelmäßig auffrischen.
Stürme, Starkregen, Überschwemmungen: Die steigende Zahl an Extremwetterereignissen stellt auch den Rettungsdienst vor große Herausforderungen. Normalerweise dauert es in Deutschland nach einem Notruf nur wenige Minuten, bis professionelle Hilfe eintrifft. Doch wenn Brücken unpassierbar sind, Straßen unter Wasser stehen, das Telefon- oder Handynetz ausfällt oder hunderte Notrufe gleichzeitig eingehen, dann sind Hilfesuchende schlimmstenfalls über einen längeren Zeitraum auf sich allein gestellt.
Im Klartext: Wer verletzt ist oder anderen helfen will, muss in der Lage sein, selbst Erste Hilfe zu leisten, bis der Rettungsdienst kommen kann. „Niemand erwartet von Ihnen, medizinisches Fachpersonal zu ersetzen. Aber: Grundkenntnisse in Erster Hilfe können im Ernstfall Leben retten – Ihr eigenes oder das eines Mitmenschen“, sagt Hubert Nettinger, Sachgebietsleiter Bildung bei den Johannitern im Regionalverband Oberbayern. „Erste Hilfe zu beherrschen bedeutet auch, weniger Angst zu haben und damit die eigene Resilienz zu stärken.“
Beispiele für einfache, aber lebenswichtige Handgriffe:
- Person atmet nicht? Sofort Herz-Lungen-Wiederbelebung mit Herzdruckmassage beginnen. Wunden steril abdecken
- eine bewusstlose, noch atmende Person in die stabile Seitenlage bringen
- eine starke Blutung stillen durch einen Druckverband
- Knochenbrüche ruhigstellen
- bei Schocksymptomen den Kreislauf durch Hochlagern der Beine stabilisieren
- unterkühlte Personen mit einer (Rettungs-)Decke wärmen
- Verbrennungen mit lauwarmem Wasser kühlen und steril abdecken
- Psychologische Erste Hilfe: Betroffene Person beruhigen
„Ein wichtiger Grundsatz ist: Helfen Sie nur, wenn Sie sich dadurch nicht selbst in Gefahr bringen“, warnt Hubert Nettinger. „Wenn ein Raum einsturzgefährdet ist, Stromleitungen lose herumliegen oder das Wasser im Keller schnell steigt, dann hat Ihr Selbstschutz immer Vorrang!“
Das gehört in jede Hausapotheke – besonders in Krisenzeiten
In Katastrophenfällen ist auch der Zugang zu Apotheken oft eingeschränkt. Nur wer vorsorgt, kann helfen. Eine erweiterte Hausapotheke sollte neben fiebersenkenden Mitteln, Fieberthermometer, Mitteln gegen Erkältung und Durchfall, Schmerzmedikamenten und weiteren Medikamenten für den persönlichen Gebrauch ein vollständiges Erste-Hilfe-Set enthalten.
Inhalt eines Erste-Hilfe-Sets:
- sterile Wundkompressen
- Verbandsmaterial
- Pflaster in verschiedenen Größen
- Schere
- Mittel zur Wunddesinfektion
- Dreieckstuch
- elastische Binden
- Rettungsdecke
- Handschuhe (Einweg)
„Wir Johanniter empfehlen die regelmäßige Auffrischung der lebensrettenden Sofortmaßnahmen“, sagt Nettinger. „Nur wer routiniert ist, ist im Notfall handlungsfähig.“
Die Johanniter bieten im Regionalverband Oberbayern regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse – auch mit Fokus auf Selbstschutz und Katastrophenhilfe. Weitere Informationen und Kursanmeldungen unter: https://www.johanniter.de/erste-hilfe-kurse-oberbayern
Zum Thema „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten“ bieten die Johanniter auch ein kostenloses E-Learning an: https://shop.johanniter.de/kostenlose-kurse/sicherheit-vorsorge-und-erste-hilfe-in-ausserordentlichen-notlagen.html
Weitere Informationen bietet auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-vorsorge (BBK) in seinem „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ und im Internet an: http://www.notfallvorsorge-bbk.de/
Foto: Monika Höfler, Upfront Photo & Film GmbH.