19.10.2022 | Dienststelle Ortsverband Hannover-Leine

Birte Schulz: "Meine Aufgabe ist es, Menschen glücklich zu machen."

Die neue Mitarbeiterin in den zwei Demenz-Wohngemeinschaften der Johanniter bringt viel Erfahrung mit, sucht aktuell eine Hauswirtschaftskraft und hat außerdem drei Zimmer frei

Ein Bürojob? „Bloß nicht“, sagt Birte Schulz, „da gehe ich ein wie ein Pflänzchen ohne Wasser.“ Diese Erfahrung hat sie gerade erst gemacht. Nach einem Jahr am Schreibtisch war ihr klar, dass sie damit nicht glücklich wird. Im September begann sie in der Pflege bei den Johannitern. Als gerontopsychiatrische Fachkraft pendelt die 49-Jährige seitdem tageweise zwischen den beiden Johanniter-Wohngemeinschaften für demenziell veränderte Menschen in der Nordstadt und Linden und sagt: „Die Arbeit mit den Bewohnerinnen und dem derzeit einen Bewohner, aber auch der Austausch mit dem Team und das Anleiten gerade der jungen Kolleginnen und Kollegen, das macht mir irre viel Spaß.“

Birte Schulz kommt aus Wilhelmshaven, machte dort eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester, zog nach Hannover und arbeitete lange im Kinderkrankenhaus Auf der Bult. 2005 wechselte die Mutter zweier Kinder in die ambulante Pflege und entdeckte beim Evangelischen Hilfsverein ihren „Faible für Demenz“. Und ihre Zuneigung zu älteren Menschen, die Unterstützung und Pflege benötigen. „Für mich sind sie demenziell verändert, aber nicht krank“, sagt Birte Schulz mit Blick auf die ihr Anvertrauten. Mit ausreichend Zeit würde man im Gespräch mit ihnen schnell merken, „dass vieles noch da ist, was man auf den ersten Blick nicht sieht.“ Ihr Ziel ist es, den Bewohnerinnen und Bewohnern in den Wohngemeinschaften das Leben schön zu machen. Das sei nur gemeinsam mit den zu pflegenden Menschen, ihren Angehörigen und den Mitarbeitenden zu schaffen, sagt die 49-Jährige. „Die Biografie jedes einzelnen ist dabei sehr wichtig“, so Birte Schulz. Nur wer um Vorlieben, Abneigungen und Eigenarten eines Menschen weiß, kann ihn unterstützen auch wenn er selbst sich nicht mehr klar artikulieren kann. Aber selbst dann, gibt es immer noch Wege. „Uns ist bei einem Bewohner mal aufgefallen, dass von ihm der Kaffee morgens nicht angerührt wurde“, erzählt Birte Schulz. Es wurde daraufhin solange probiert, bis eine Antwort gefunden worden war. Seither gibt es morgens Pfefferminztee mit ein bisschen Zucker für ihn.

Um so eine Arbeit leisten zu können, braucht es qualifiziertes Pflegepersonal und zusätzlich Menschen, die sich auf die Bewohnerinnen und Bewohner einlassen wollen. Zurzeit wird für WG Schaufelder Straße eine Hauswirtschaftskraft mit 20 Stunden/Woche für die Zeit von 15 bis 20 Uhr gesucht - in der Woche, aber auch mal am Wochenende. Neben dem Angebot von einer Nachmittagsrunde und dem Abendessen wird auch das Wäschemachen eine der Aufgaben. „Pflegerische Maßnahme gehören aber nicht dazu“, sagt Birte Schulz, „wir wünschen uns allerdings, dass die Menschen in unseren Wohngemeinschaften je nach Möglichkeit und Bereitschaft in die alltäglichen Arbeiten wie Tischdecken und Essen vorbereiten miteinbezogen werden oder dass auch mal ein Spiel gespielt wird.“

Vor fast sechs Jahren wurde die Wohngemeinschaft an der Schaufelder Straße in Hannover-Nordstadt eröffnet, es ist ein Gemeinschaftsprojekt der hanova und der Johanniter-Unfall-Hilfe. Jeder der bis zu zehn Bewohnerinnen und Bewohner bekommt ein eigenes Zimmer zwischen 14 und 24 Quadratmetern. Zwei Badezimmer, zwei Toiletten und eine große Wohnküche werden geteilt. In der betreuten Gemeinschaft geht es vor allem darum, den Bewohnern ein selbstbestimmtes und dennoch sicheres Leben zu ermöglichen. Zurzeit sind drei dieser zehn Plätze frei.

Von der Diagnose einer demenziellen Erkrankung bis zur wirklichen Pflegebedürftigkeit vergehen mitunter bis zu zehn Jahre. Das ist wertvolle Lebenszeit. Die Wohngemeinschaft erfüllt in dieser Phase drei wichtige Bedürfnisse von demenziell Veränderten und ihren Familien: Rund um die Uhr ist der Pflegedienst der Johanniter vor Ort. Es gibt einen geregelten Ablauf, der den Alltag der Frauen und Männer strukturiert. Gleichzeitig ermöglicht die WG Freiräume, die Betroffene sehr schätzen. Die Bewohner können zum Beispiel schlafen, wann und solange sie möchten. Eigene Möbel wie beispielsweise der Lieblingssessel, aber auch Bilder können mitgebracht werden. Die Angehörigen können jederzeit zu Besuch vorbeikommen. Das Team achtet darauf, dass regelmäßig die Lieblingsgerichte von allen gekocht werden.

Möglich macht dieses Angebot die Kooperation der hanova mit den Johannitern. So funktioniert es: Die Bewohnerinnen und Bewohner gehen einen Mietvertrag für ihr Zimmer und anteilig für die Nutzung des Gemeinschaftsbereichs ein. Zusätzlich zur Miete fallen die Pflegekosten und ein Haushaltsgeld an, von dem Lebensmittel, Verbrauchsgüter und die wöchentliche Grundreinigung bezahlt werden. Nach einer Beispielrechnung der Johanniter liegt der Eigenanteil für ein WG-Platz für einen jemanden mit Pflegegrad 3 bei etwa 1911 Euro.

Weitere Informationen zu den Wohngemeinschaften der Johanniter für demenziell veränderte Menschen bekommen Sie bei:

Madlen Schumann, Telefon 0511-6151564, E-Mail: sozialstation.hannover(at)johanniter.de