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23.04.2024 | Dienststelle Ortsverband Hildesheim

Rettungssanitäter: Eine neue Perspektive – in der Mitte des Berufslebens

Die Johanniter in Hildesheim unterstützen bei der Ausbildung und zwei der Auszubildenden haben sich mit Mitte 30 zu einem beruflichen Neustart als Rettungssanitäter entschieden und sind begeistert.

Rettungs- und Notfallsanitäter werden von vielen Rettungsdiensten dringend gesucht. Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Hildesheim geht seit Beginn dieses Jahres neue Wege: Sie bezahlt ihren angehenden Rettungssanitätern die Ausbildung, einen Führerschein Klasse C1 und bereits ab dem ersten Tag der Ausbildung ein festes Monatsgehalt. Ein Konzept, das aufgeht. Zwei der neuen Auszubildenden haben sich mit Mitte 30 zu einem beruflichen Neustart als Rettungssanitäter entschieden – und sind begeistert.   

Sabrina fällt auf, wenn sie den Raum betritt. Groß, dynamisch und selbstbewusst kommt sie in die San-Arena in der Büttnerstraße in Hannover, dem Ausbildungszentrum der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen, schnappt sich eine Trage mit Übungspuppe und schiebt diese zum Rettungswagen. Da wartet schon ihr Kollege Dennis auf sie – beide wollen noch einmal den korrekten Abtransport eines Verletzten üben. Die beiden angehenden Rettungssanitäter gehören jetzt schon zum Team der Johanniter-Unfall-Hilfe in Hildesheim, obwohl sie sich gerade in der Ausbildung befinden.

Eine bewusste Entscheidung für den Rettungsdienst

Seit Beginn des Jahres beschreitet die Hildesheimer Wache neue Wege, investiert ganz bewusst in den Aufbau und die Ausbildung ihres Teams. Ca. 2000 Euro brutto erhalten die neuen Mitarbeitenden bereits ab dem ersten Ausbildungstag zur Rettungssanitäterin oder zum -sanitäter. Nach bestandener Abschlussprüfung werden sie in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen, etwas, das auch Sabrina anstrebt. Die 35-Jährige hat bis zu ihrer Elternzeit jahrelang im Vertrieb von Medizinprodukten gearbeitet. „Eine kaufmännische Ausbildung war nie mein Traum“, erinnert sie sich. Als sie nach der Schule trotzdem diesen Berufsweg einschlägt, sei es eher eine Vernunftentscheidung gewesen. Eine gute Freundin, Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes, überzeugte sie vor ein paar Jahren, in den pflegerischen Bereich zu wechseln. „Mein Gedanke war damals: Nein, das kann ich nicht. Fremde Menschen anfassen. Doch während der Hospitation zeigte sich, dass das gar kein Problem für mich ist.“ Drei Jahre arbeitete sie in diesem Bereich, bis sie merkte: „Ich möchte noch mehr.“ Nachdem sie sich für die Ausbildung zur Rettungssanitäterin entschlossen hatte, informierte sie sich gründlich und fuhr auch bei dem einen oder anderen Rettungsdienst zur Probe mit. Die Entscheidung für die Hildesheimer Johanniter traf sie bewusst und nach sorgfältiger Abwägung aller Optionen: „Ich wohne nicht sehr weit entfernt und das Team ist herzlich und wirklich toll. Mir war gleich klar, dass ich hier in den nächsten Jahren arbeiten möchte.“ Den Grundlehrgang über 240 Stunden Theorie absolviert sie derzeit auf dem Campus in Hannover. Mit Dennis gehört sie hier zu den älteren Kursteilnehmenden, was beide gut finden.

Übernahme der Ausbildungskosten und ein sicheres Gehalt

„Es ist etwas eigenartig, nach zwei Jahrzehnten im Berufsleben wieder die Schulbank zu drücken“, sagt Dennis und Sabrina bestätigt das. „Ich habe einen hohen Anspruch an mich, locker nehme ich die Prüfungen nicht. Die möchte ich gut bestehen und bereite mich deshalb intensiv vor,“ so der 38-Jährige, der bis vor ein paar Wochen noch als Einzelhandelskaufmann gearbeitet hat. Ein Nachbar hatte ihn vor zwei Jahren motiviert, in die freiwillige Feuerwehr einzutreten. Die Feuerwehreinsätze und ein Notfall in der eigenen Familie, wbei dem er die Person durch Reanimationsmaßnahmen zu retten versuchte, brachten ihn dazu, sich intensiver mit einer Ausbildung zum Rettungssanitäter zu beschäftigen: „Ausgedruckt und ausgefüllt lagen die Unterlagen schon lange auf meinem Tisch, aber erst ein Brand vor ein paar Wochen, bei dem ich ein Opfer bergen musste, gab den entscheidenden Anstoß.“ Am nächsten Tag schickte Dennis seine Bewerbung an die Johanniter. Dann ging alles sehr schnell. Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Hildesheim bot ihm einen Ausbildungs- und Einstellungsvertrag an, sein bisheriger Chef entließ ihn schweren Herzens aus dem langjährigen Arbeitsverhältnis und seit Anfang März ist er nun Teil der Johanniter. Und glücklich mit seiner Entscheidung.

Ein Neuanfang ohne Risiko

Der Umstand, dass die Hildesheimer Johanniter ihren künftigen Rettungssanitätern bereits in der Ausbildung Gehalt zahlen und alle Ausbildungskosten inklusive des Führerscheins der Klasse C1 übernehmen, hat Sabrinas und Dennis Schritt zum Berufswechsel vereinfacht. „Wer sich aus einem sicheren Arbeitsverhältnis heraus für einen Neuanfang entscheidet, der geht natürlich ein Risiko ein“, sagt Sabrina. Durch das Angebot der Johanniter fiel die Entscheidung beiden nicht schwer. Und auch als Mutter kann sie ihrem neuen Berufsumfeld viel Positives abgewinnen: „Für mich lassen sich mein Beruf und die Familie durch den Schichtdienst künftig leichter unter einen Hut bringen und organisieren, als zu der Zeit, wo ich noch einen klassischen Nine-to-five-Job im Vertrieb hatte.“ Jetzt freut sich Sabrina auf den Tag, an dem die Ausbildung abgeschlossen ist und sie endlich als Rettungssanitäterin rausfahren kann. Sie liebt diese Arbeit und arbeitet sehr gerne im Team. Obwohl das Lernen jetzt am Anfang herausfordernd ist, genießt sie jeden Moment in der Akademie und betrachtet die Zeit als lohnende Investition in ihre Zukunft.

Eine gute Perspektive für verantwortungsbewusste Menschen

Geeignet für den Beruf der Rettungssanitäterin oder des Rettungssanitäters sind Menschen mit einem hohen Einfühlungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein sowie seelischer und körperlicher Belastbarkeit. Weitere Voraussetzungen, um mit der Weiterbildung zum Rettungssanitäter zu beginnen, sind die Vollendung des 17. Lebensjahrs, ein Hauptschulabschluss (oder ein höherer Schulabschluss), eine ärztliche Bescheinigung über die körperliche und gesundheitliche Eignung sowie ein Führungszeugnis. Gute Kenntnisse der deutschen Sprache und ein ausreichender Impfschutz gegen Hepatitis bzw. Masern und die Führerscheinklasse B sind ebenfalls erforderlich.

Auch weiterhin nehmen die Johanniter in Hildesheim unter der Mailadresse gerne Bewerbungen entgegen.