16.10.2023 | Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

Annalena Baerbock informiert sich über Pilotprojekt an der Pflegeschule Treuenbrietzen

Die Bundestagsabgeordnete und deutsche Außenministerin spricht mit Pflegeazubis aus dem Kosovo und aus Deutschland

Gesprächsrunde mit Annalena Baerbock. V.l. Azubis Janne und Endrit, Anne Koch, Azubi Dianë, Petra Pravemann, Mirko Rücker, Annalena Baerbock, Marco Bünger, Gabriele Unger, Azubi Leonie, Frank Böker. Foto: Johanniter/Ina Tessnow
Gesprächsrunde mit Annalena Baerbock. Foto: Johanniter/Ina Tessnow
Gesprächsrunde mit Annalena Baerbock. Foto: Johanniter/Ina Tessnow
Foto: Johanniter/Ina Tessnow

Heute Vormittag besuchte Annalena Baerbock in ihrer Funktion als Mitglied des Bundestages die Johanniter-Pflegeschule in Treuenbrietzen. Sie informierte sich über das brandenburgische Pilotprojekt "National Matching" zur Gewinnung ausländischer Auszubildender und Fachkräfte sowie die ersten Integrationserfahrungen. Deshalb standen je zwei deutsche und kosovarische Auszubildende der Pflegeschule im Mittelpunkt des ca. einstündigen Besuches. Die Johanniter-Pflegeschule ist die erste des Landes Brandenburg, die vier Auszubildende aus dem Kosovo aufnimmt. 2024 werden weitere Azubis sowohl hier als auch an anderen brandenburgischen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen folgen.

In ihrem Abschluss-Statement sagte Annalena Baerbock, dass Deutschland den Mangel an Fachkräften in Pflegeheimen und Krankenhäusern nur mit Hilfe aus dem Ausland bewältigen könne. Deshalb sei das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung so wichtig, das einen Beitrag für schnellere Visaverfahren leiste. Das Projekt "National Matching Brandenburg" zur Anwerbung von Jugendlichen aus dem Kosovo könne ein Modell für die Suche nach Fachkräften sein. Nach Einschätzung des brandenburgischen Gesundheitsministeriums liegt der Bedarf zusätzlicher Pflegefachkräfte in Brandenburg bis 2030 bei bis zu rund 10 000.

WIchtig und vorbildhaft sei, dass die jungen Menschen in der Pflegefachschule Treuenbrietzen vor und während der Ausbildung begleitet werden. "Es steht für mich auch ein bisschen stellvertretend dafür, was wir in anderen Bereichen des Fachkräftebedarfes lernen können", sagte Baerbock. So könne Integration gelingen und die Ausbildung mit Erfolg zu Ende gebracht werden. "Dafür braucht es aber zusätzliche Partner, die die jungen Menschen auf diesem Weg begleiten."

Schlüssel für den guten Start ist vor allem die einjährige sprachliche Vorbereitung im Heimatland. „Die vier Kosovaren können dem Unterricht jetzt bereits gut folgen“, sagt Schulleiterin Gabriele Unger. Dem stimmen die kosovarischen Azubis Dianë und Endrit zu. Auch von ihnen war die fremde Sprache als größte Sorge erwartet worden bei der Entscheidung für eine Ausbildung in Deutschland. Der Sprachkurs sei sehr hilfreich gewesen, denn „in der Schule im Kosovo hatten wir vorher kein Deutsch, dafür Englisch und Französisch“, erzählt Endrit. "Und wir schaffen gute Bedingungen zum Leben und Lernen". ergänzt Gabriele Unger. Die neue Klasse unterstütze die Integration. 

Krankenhausdirektor Mirko Rücker informierte darüber, dass das Krankenhaus im August die Position einer Welcome-Managerin geschaffen habe, um mit Expertise in sozialer Arbeit die Integration zu fördern - nicht nur für Azubis sondern auch neue Mitarbeitende. Anne Koch berichtete über die ersten diesbezüglichen Aktivitäten, die von Kontoeröffnung über Telefonkarten, Zimmerausstattung, Schulmaterialien, Mobilität bis zum Kennenlernen der Umgebung reichten. 

Ebenfalls dabei waren Petra Pravemann vom brandenburgischen MSGIV sowie Marco Bünger vom Beratungsunternehmen Adler-Management, der sämtliche Projektpartner im Kosovo und in Deutschland im Auftrag des MSGIV zusammenführt. „Uns geht es auch um eine nachhaltige Integration mit dem Ziel, die Auszubildenden später auch als Fachkräfte im Land zu binden“, sagte Petra Pravemann vom MSGIV. Das Projekt „National Matching“ solle verstetigt werden.

Der Vorsitzende der GF der Johanniter GmbH, Frank Böker veranschaulichte die Bemühungen der Johanniter um Pflegekräfte in über 10 Ländern. Aus diesen Erfahrungen sei die Sprache die erste Hürde, die Integration die zweite Hürde. Hier könnten Patenschaften in Job und Ausbildung sinnvoll sein. Aber auch der Engpass bei Schulkräften nehme immer weiter zu. Deshalb müsse der Pflegeberuf in Deutschland ein anderes Standing bekommen.

Acht Partnereinrichtungen bieten nach Angaben von Marco Bünger jährlich mehr als 90 Ausbildungsplätze zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau für ausländische Bewerberinnen und Bewerber an. Die Anwärter besuchen vor der Ausbildung einen Vorbereitungskurs und lernen in Kosovos Hauptstadt Pristina Deutsch. Nach erfolgreicher Ausbildung garantieren die Betriebe die Übernahme.

Es hat uns sehr gefreut, dass uns die Ehre dieses Besuches zuteil wurde und wir damit die Aufmerksamkeit unser brandenburgisches Pilotprojekt als Lösungsbeitrag auf den sich verschärfenden Fachkräftemangel lenken konnten.  

4 Azubis aus dem Kosovo nehmen Pflegeausbildung auf

MAZonline