16.03.2023 | Landesverband Baden-Württemberg

Diversität in der Gesamtmitarbeiter-Vertretung

Florian Smarsly aus dem Regionalverband Ostwürttemberg ist Vorsitzender des Ausschuss Diversität der Gesamtmitarbeitervertretung - ein Interview

Vielfalt ist gerade ein großes Thema in der Johanniter-Unfall-Hilfe und auch wir Johanniter in Baden-Württemberg wollen darauf einen Schwerpunkt setzen. Was verstehst Du denn unter Vielfalt und warum ist Dir das Thema wichtig?
Ich nehme, um den Begriff Vielfalt zu erklären, gerne die Definition aus der "Charta der Vielfalt": „Unter dem Begriff der „Vielfalt“ sind die verschiedenen Merkmale eines Menschen gemeint, die seine Identität kennzeichnen.“ Da kommen wir auch gleich zu meiner persönlichen Wichtigkeit des Themas – Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von allen Menschen, egal welche Merkmale sie haben. Ich habe mich nicht dafür entschieden, in Europa und als weißer Mann auf die Welt zu kommen – diese Merkmale habe ich einfach zufällig, manche mögen „Gott gegeben“ sagen. Und alleine dadurch habe ich schon einige Vorteile gegenüber rund 50 Prozent aller Deutschen, denn diese sind Frauen. Und wie wir alle wissen, sind Frauen heutzutage leider immer noch benachteiligt, nur weil sie Frauen sind.  Persönlich liegt mir das Thema am Herzen, da ich als Teil der LGBTQI+ Community auch in meinem Leben von Diskriminierung und Homophobie betroffen bin. Deshalb setze ich mich auch privat für das Thema ein und möchte Diskriminierung und Homophobie nicht leise über mich ergehen lassen. 

Du bist in Deinem Regionalverband  für das Gesundheitsmanagement verantwortlich. Du vertrittst Baden-Württemberg aber auch auf Bundesebene - unter anderem als Vorsitzender des Ausschusses für Diversität der Gesamtmitarbeitervertretung. Womit beschäftigt Ihr Euch denn derzeit konkret?
Die Johanniter haben in ihren Strategiezielen einen echten Schwerpunkt auf Vielfalt gesetzt. Starke Sätze darin sind: "Wir sind vielfältig und dadurch stark". Und: "Wir bieten engagierten Menschen beste Bedingungen". Und hier ganz konkret: „Wir wollen, dass alle Menschen […] mit Freude bei uns tätig sind.“ Daran orientieren sich auch die Maßnahmen auf Bundesebene. Deshalb wurde zum Beispiel der Strategieausschuss Vielfalt eingerichtet, an dem ich mitwirken darf. Schon seit Herbst 2021 bin ich außerdem Vorsitzender des Ausschusses für Diversität der Gesamtmitarbeitervertretung. Wir arbeiten daran, dass es einen diskriminierungsfreien Umgang mit allen Mitarbeitenden gibt und setzen uns für Gleichberechtigung auf allen Ebenen ein. Wir sind Ansprechpersonen für alle Mitarbeitervertretungen, sowie für alle Mitarbeitenden rund um das Thema Diversität.  

Wie denkst Du persönlich: Wo stehen wir in Baden-Württemberg bei dem Thema? Können wir zufrieden sein oder gibt es Luft nach oben?
Aus meiner Sicht sind wir noch am Anfang beim Thema Vielfalt. Andere Landesverbände haben zum Teil größere Fortbildungsangebote oder sehr gute Projekte zu dem Thema, wie zum Beispiel #AusLiebeZurVielfalt aus dem Landesverband Berlin/Brandenburg. Aber ich sehe viel Offenheit und Interesse bei den Führungskräften in Baden-Württemberg. Es ist sehr wichtig, dass die Vorgesetzten für Vielfalt einstehen. Dies muss dann noch bei allen Mitarbeitenden ankommen. Das ist eine große Herausforderung für uns alle und noch ein langer Weg, der stellenweise sehr unbequem sein kann. Aber es lohnt sich!

Vorurteile zu haben, ist zunächst einmal menschlich und normal. Wir brauchen alle hin und wieder Schubladen, um die Welt zu verstehen und ordnen zu können. Aber wichtig ist, dass wir diese oftmals völlig unbewussten Vorurteile bemerken und nicht danach handeln. Dieses Bewusstwerden und Handeln passiert nicht „einfach so“ von heute auf morgen, sondern ist immer ein andauernder Lernprozess. Wir müssen alle sensibel sein, wenn es zu Diskriminierung kommt und auch einstehen für unsere betroffenen Kolleginnen und Kollegen. 

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