Gesundheitsministerin Müller gratuliert Rheuma-Liga zum 35-jährigen Bestehen
Ministerin übernahm die Schirmherrschaft über die Festveranstaltung zum Tag des Rheumakranken im Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen.
Anlässlich des 35-jährigen Bestehens des Brandenburger Landesverbandes der Deutschen Rheuma-Liga hat Gesundheitsministerin Britta Müller am 11. Oktober 2025 dessen Verdienste im Umgang mit den Folgen der Krankheit gewürdigt. Der Verband leiste „wertvolle Unterstützung im Alltag der Betroffenen, gibt ihnen eine starke Stimme und ist damit ein unverzichtbarer Partner im Gesundheitswesen unseres Landes“, sagte die Ministerin bei einer Festveranstaltung zum Tag des Rheumakranken im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark), für die sie auch die Schirmherrschaft übernommen hat.
Hunderte Mitglieder der Rheuma-Liga und weitere Betroffene und Interessierte waren der Einladung in die Fachklinik für Rheumatologie nach Treuenbrietzen gefolgt. Nach der festlichen Eröffnungsveranstaltung warteten vielseitige Aktiv- und Informationsangebote auf die Teilnehmenden aus nah und fern. Eine spannende Podiumsdiskussion und nützliche Gesundheitsvorträge ergänzten sich in großter Vielfalt mit Warmwassergymnastik, Tanzen mit/trotz Rheuma, Kapillarmikroskopie, Nordic-Walking, Entspannungstherapie, Bewegung bei rheumatoider Arthritis, Klinikführungen und vielem mehr.
“… gelungenes Beispiel für die ,stambulante‘ Versorgung der Zukunft”
Gesundheitsministerin Müller: „Rheuma ist eine Krankheit mit 1.000 Gesichtern. Diese Vielfalt an Erscheinungsformen macht deutlich, wie wichtig eine starke Gemeinschaft ist, die Betroffene auffängt, begleitet und ihre Anliegen sichtbar macht. Genau dafür setzt sich seit nunmehr 35 Jahren die Rheuma-Liga Brandenburg ein und zeigt damit deutlich, wie sehr Solidarität, Fachkompetenz und ehrenamtliches Engagement unser Gemeinwesen bereichern. Dafür danke ich der Rheuma-Liga Brandenburg ganz herzlich! Die flächendeckende Versorgung rheumakranker Menschen im Land Brandenburg ist gewährleistet, sie hat sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Einrichtungen wie das Johanniter Krankenhaus Treuenbrietzen spielen dabei mit ihrem spezialisierten Angebot besonderer Leistungen im Bereich der Rheumatologie eine wichtige Rolle – auch über Kooperationen mit anderen Krankenhäusern und ambulanten Anbietern. Das ist ein gelungenes Beispiel für die ,stambulante‘ Versorgung der Zukunft, die wir als Landesregierung weiter ausbauen und stärken wollen.“
“… vielfältige Angebote, Beratung und Selbsthilfe aufrechterhalten”
Barbara Krahl, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, Landesverband Brandenburg e.V.: „Das Ehrenamt ist für die Rheuma-Liga Brandenburg zentral, weil es das Herzstück ihrer Arbeit bildet und den persönlichen Austausch sowie die Unterstützung Betroffener überhaupt erst ermöglicht. Durch das Engagement der Ehrenamtlichen kann die Liga landesweit vielfältige Angebote, Beratung und Selbsthilfe aufrechterhalten.“
Der Brandenburger Landesverband der Deutschen Rheuma-Liga wurde 1990 gegründet und hat derzeit rund 4.000 Mitglieder. Ziel der Hilfs- und Selbsthilfeorganisation ist es, rheumakranken Menschen zu helfen, besser mit ihrer Krankheit zu leben. In 44 Arbeitsgemeinschaften werden die verschiedensten Aktivitäten angeboten, darunter Tanzen mit Rheuma, Gelenkschutz im Alltag oder Funktionstraining wie Trocken- und Warmwassergymnastik.
Podiumsdiskussion “Rheumatologische Versorgung im Land Brandenburg”
Chefärztin Gabriele Zeidler setzte in ihrem Impulsvortrag den Rahmen mit konkreten Zahlen: Es gäbe 32 Rheumatologen im Land Brandenburg, die an der ambulanten Versorgung teilnehmen, längst nicht alle würden in Vollzeit arbeiten. Dem gegenüber stehen rund 125.000 erkrankte Menschen im Bundesland, die Behandlung suchen und größtenteils auf dem Land lebten. In der Zukunft würde diese Zahl noch steigen durch die Demografie. Bereits jetzt laste ein hoher Zeit- und Kostendruck auf den Ärzten und Krankenhäusern. Nachwuchsverlust drohe bei Allgemeinmedizinern, Rheumatologen und Geriatern.
Sie stellte die mobile Rheumatologie unserer Fachklinik als erfolgreiches Modell vor, das Fachärztinnen und Fachärzte in die Fläche zu den Menschen bringt. Fünf dieser Sprechstunden betreibt die Klinik im Land Brandenburg seit vielen Jahren. Ein Dank ging in Richtung der Krankenkassen für die langjährige Unterstützung dieses Projektes.
Und sie machte deutlich, wie sehr sie unsere Rheumatologischen Fachassistentinnen schätzt: “Jede qualifizierte und erfahrene rheumatologische Fachassistentin ist ärztlichen Berufsanfängern in der Rheumatologie überlegen!”
Barbara Krahl, Präsidentin der RL Brandenburg, hofft auf einen Lehrstuhl für Rheumatologie an der künftigen Medizinischen Hochschule Lausitz. Es gäbe aktuell auch nicht genügend Physiotherapeuten, die Liga würde direkt an Berufsschulen gehen und um Unterstützung für die Rheumaliga bitten. Einen Dank richtete sie an die Krankenkassen, doch auch diese könnten sich eben keine Fachkräfte “backen”.
Treuenbrietzens Bürgermeister Michael Knape stellte grundsätzliche Fragen in den Raum: “Wir müssen uns als Gesellschaft darüber klar werden, was wir wollen, und es dann auch bezahlen wollen über Steuern und/oder Beiträge.” Zuständigkeitsgerangel und Regulierung würden nicht zu einer Lösung beitragen. Weiter beleuchtete er den Aspekt der Attraktivität, Ärzte auf dem Land anzusiedeln. Welche sinnvollen Reize könnte und sollte die Kommunalpolitik flankierend auf dem Land schaffen? Was braucht es aus Sicht der Ärzte? Schulen, Kitas, Baugrundstücke, Häuser, Praxiszuschüsse etc.?
Frau Dr. Geißler, niedergelassene Rheumatologin aus Cottbus, nannte das Modell AGNES als tolles Beispiel, wie geschulte Medizinische Fachassistenten den Arzt entlasten könnten, so dass der Arzt mehr Zeit gewinnt. Als eindrucksvolles Beispiel schilderte sie den Aufwand, Regressforderungen der Kostenträger für Verordnungen abzuwehren. In dieser Zeit könnte sie an ca. 200 Hilfesuchende Termine vergeben. Niedergelassene würden in voller Verantwortung mit ihrem Privatvermögen im Regressfall haften - auch den Kostenträgern gegenüber.
Auch sie wünschte sich mehr Sichtbarkeit des Fachgebietes Rheumatologie an der Universität.
Frau Zeljar als Vertreterin der Ersatzkassen fand deutliche Worte zum Thema “Delegation und Substitution von Arztleistungen an MFAs”: Deutschland sei dabei hinterwäldlerisch im Vergleich zu anderen Ländern. Aber man könne man sich nicht einfach über die historisch bedingte regulierende Gesetzgebung hinwegsetzen. Auch die pauschale Vergütung der Ärzte pro Quartal passe nicht mehr in die heutige Zeit. "Ich stehe dafür, im Land Brandenburg an Lösungen zu arbeiten.” Als Beispiel nannte sie ein Modellprojekt in Lübbenau, wo eine MFA die Rheumapatienten betreut.
Frau Dr. Schwegler sprach für die AOK Nordost: Zum Ende des Jahres 2021 wurde der Rheumastrukturvertrag gekündigt, um künftige Verträge regionaler und zielgerichteter zu schließen. Leider sei das neue nachfolgende DMP (Disease Management Programm) noch nicht in Brandenburg ausgerollt worden.
Dr. Zeidler: “Die Treuenbrietzener Klinik ist auch ein Orphan disease-Expertenzentrum für seltene rheumatologische Erkrankungen.” Je eher Erkrankungen erkannt und behandelt werden, desto weniger Kosten entstünden. Bei der Kostenanalyse von Versorgungsverträgen muss auch beachtet werden, dass eine zeitgerechte effiziente Versorgung zwar Geld kostet, aber durch die Verminderung von Folgeschäden an Gelenken und von Folgeerkrankungen langfristig Geld spart. Immerhin könnten Medikamente zwischen 14.000 - 100.000 Euro pro Patient pro Jahr kosten.
In Richtung der Patienten im vollbesetzten Saal sandte sie diese Hinweise:
- Kommen Sie gut vorbereitet zum Arzt.
- Informieren Sie sich vor einem Termin auf den Webseiten über erforderliche Unterlagen, vollständige Befunde, Laborwerte, Fragebögen.
- Füllen Sie vorab die Fragebögen aus.
- Sagen Sie rechtzeitig Termine ab, damit sie an andere vergeben werden können. Wenn die tel. Erreichbarkeit der Praxis schwer ist, senden Sie eine E-Mail! Fragen Sie Familie oder Nachbarn dabei ggf. nach Hilfe.
Frau Zeljar: “Wir müssen ablegen, dass alles schlecht und negativ ist und die Gesundheitskompetenz jedes einzelnen stärken.” Der eine oder andere müsse seine Erwartung dämpfen. Verbände wie die Rheuma-Liga und Selbsthilfegruppen können in dieser Richtung unterstützen.
Frau Dr. Schwegler plädierte ebenfalls in Richtung Stärkung der eigenen Gesundheitskompetenz. “Das System ist im Wandel. Dabei geht es nur miteinander, nicht gegeneinander."
Hintergrund
Rheumatische Erkrankungen umfassen zahlreiche chronische Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Immunsystems und betreffen rund 20 Millionen Menschen in Deutschland, darunter auch etwa 20.000 Kinder. Zu den häufigsten rheumatischen Erkrankungen zählt unter anderem die rheumatoide Arthritis, eine entzündliche Gelenkerkrankung, zu deren Symptomen unter anderem Gelenkschmerzen, morgendliche Steifheit und Erschöpfung zählen.
Fachklinik für Internistische Rheumatologie, Osteologie und spezielle Schmerztherapie