Johanniter bieten niederschwellige medizinische Versorgung für Obdachlose im Winter
Zweimal wöchentlich öffnen die Berliner Johanniter das Behandlungszimmer in ihrer Notübernachtung in der Ohlauer Straße in Kreuzberg. Jeder Mensch mit gesundheitlichen Problemen wird dort betreut – auch ohne Krankenversicherung oder Personalausweis.
„Die medizinische Betreuung von Obdachlosen ist ein wichtiges Angebot im Rahmen unseres Engagements für die Berliner Kältehilfe“, erklärt Björn Teuteberg, Regionalvorstand der Berliner Johanniter.
Für die Johanniter ist es besonders wichtig, dass alle Angebote für obdachlose Menschen so niedrigschwellig wie möglich sind. Vor allem Menschen, die keine Krankenversicherung haben oder anonym bleiben wollen, haben durch die ehrenamtlichen Sprechstunden oft die einzige Möglichkeit, sich behandeln zu lassen und ärztlichen Rat einzuholen. „Obdachlose Menschen fallen in unserem Gesundheitssystem meist komplett durch und wissen nicht, an wen sie sich etwa bei Schmerzen oder Krankheiten wenden können“, erläutert Barbara Fischer, ehrenamtliche Ärztin bei den Berliner Johannitern. „Wir können uns Zeit für jeden Patienten nehmen und die meisten Krankheiten direkt behandeln.“ Die Allgemeinmedizinerin aus dem Ärzteteam der Johanniter ist im Ruhestand und hat neben ihrer Praxis viele Jahre im Ausland gearbeitet.
Durch das Leben auf der Straße sind viele obdachlose Menschen sehr anfällig für Krankheiten. „Viele meiner Patienten haben durch die mangelnde Hygiene Probleme mit ihrer Haut“, erläutert Barbara Fischer. „Dazu kommen Erkrankungen an der Lunge und den Atemwegen, aber auch ganz normale Verletzungen.“ Häufig haben Obdachlose nach einer Operation im Krankenhaus kaum Möglichkeiten einer ambulanten Nachsorge. „Sie werden oft sehr früh entlassen oder verlassen die Klinik auf eigenes Risiko“, so Fischer. „Dann stehen sie noch im Patientenkittel in der Notübernachtung und werden von uns versorgt.“
Die Medikamente haben die Ärztinnen und Ärzten vorrätig oder diese werden von den Johannitern zur Verfügung gestellt, wobei das gesamte medizinische Equipment aus Spenden finanziert wird. „Manchmal reichen aber auch schon Empathie und ein offenes Ohr“, erläutert Barbara Fischer. „Gerade bei psychischen oder psychosomatischen Beschwerden haben Obdachlose zu wenig Anlaufstellen.“ Bei akuten medizinischen Notfällen und schweren Erkrankungen organisiert Barbara Fischer die Krankenhauseinweisung durch den Rettungsdienst oder arbeitet mit der Jenny de la Torre-Stiftung zusammen.
„Die medizinische Versorgung ist nur möglich, weil dafür engagierte Ärztinnen und Ärzte sowie erfahrene Sanitäterinnen und Sanitäter ehrenamtlich im Einsatz sind. Den ehrenamtlichen Kräften unserer Organisation gilt daher unser besonderer Dank“, betont Regionalvorstand Björn Teuteberg.
Mit der Notübernachtung für Obdachlose und dem Kältecafé "Krause" unterhalten die Berliner Johanniter in Kreuzberg auch in diesem Winter ein stabiles Angebot für Menschen, die auf der Straße leben. In der Notübernachtung haben jede Nacht 74 Gäste ein Bett und sie bekommen ein warmes Abendessen, können duschen und starten mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag. „Ebenso wichtig ist, dass sich die Gäste bei uns willkommen fühlen“, erklärt Dietrich Heuer, Hausleiter der Notübernachtung. „Ein zuverlässiges Hilfsangebot bedeutet Stabilität und kann ein erster Schritt aus der Obdachlosigkeit sein.“
Adressen:
Notübernachtung der Johanniter
- Ohlauer Straße 22, Berlin Kreuzberg
- Geöffnet täglich von 19 bis 07 Uhr
- Abendessen (Frauen und Männer) bis 21 Uhr
- Ärztliche Sprechstunde: dienstags und donnerstags von19 bis 21 Uhr (Frauen und Männer)
- 74 Schlafplätze (nur Männer)
„Café Krause“ (St.-Thomas-Kirche)
- Am Bethaniendamm 25, 10997 Berlin
- Abendessen: von Dienstag bis Freitag, geöffnet zwischen 17 und 21 Uhr
Spendenkonto: Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., IBAN: DE96 3702 0500 0004 3247 01, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: Kältehilfe