Johanniter Essen spenden Fahrzeug für Arbeit des Johanniterordens in Polen
Praktische Unterstützung für die verbliebene deutsche Minderheit in Ostpreußen
Auf Vermittlung von Landesvorstand Udo Schröder-Hörster spendete der Regionalverband Essen der Johanniter-Unfall-Hilfe ein Fahrzeug für die Polenarbeit des Johanniterordens. Warum das Auto im ehemaligen Ostpreußen dringend benötigt wird und wie es dazu kam, erklärt Dr. Ernst Roth, Mitglied der NRW-Landesleitung, Beauftragter für Rheinland und Rechtsritter des Johanniterordens.
Sehr geehrter Herr Dr. Roth, in Ihrer Person verbindet sich die Arbeit des Johanniterordens und der Johanniter-Unfall-Hilfe. Warum unterstützt die Preußische Genossenschaft des Johanniterordens bedürftige Menschen im ehemaligen Ostpreußen in Polen?
Die Unterstützung für die verbliebene deutsche Minderheit in Ostpreußen ist für uns eine Herzensangelegenheit, eine historische Verantwortung aus alter Verbundenheit mit der Region und ein aktiver Beitrag zur deutsch-polnischen Aussöhnung und Freundschaft.
In der Region Olsytyn, dem früheren Allenstein, leben viele evangelische Christen mit ehemals deutschen Wurzeln in überwiegend ländlicher Umgebung und unter zum Teil sehr ärmlichen Bedingungen. Vor fast drei Jahrzehnten haben wir vom Johanniterorden dorthin ehrenamtlich erste Hilfslieferungen gebracht und Sozialstationen aufgebaut, um eine grundlegende soziale und pflegerische Versorgung zu gewährleisten, die es vorher nicht gab.
Unsere Hilfe hat sich im Laufe der Zeit gewandelt: Die Sozialstationen sind größtenteils an polnische Träger übergeben worden und werden von uns aber immer noch zum Beispiel mit Medikamenten unterstützt – und trotzdem sehen und hören wir auch in der Gegenwart oft, wie alleingelassen dort gerade ältere, ärmere Menschen noch sind.
Für welchen Zweck wird das Fahrzeug dort künftig eingesetzt werden?
Einerseits wird es genutzt werden, um unsere Hilfspakete für die Region von einem zentralen Anlaufpunkt direkt zu den Menschen in ihren abgelegenen Dörfern und Gehöften zu bringen. Die Johanniter-Unfall-Hilfe hat ja mit dem "Weihnachtstrucker" eine ähnliche Aktion in Südosteuropa. Andererseits werden damit durch Ehrenamtliche ältere Menschen und auch Mitglieder von Jugendgruppen zu sozialen Veranstaltungen gefahren, die sie sonst nicht erreichen könnten. Das Auto sichert also die Mobilität unserer Mitmenschen.
Wie kam es dazu, dass der Regionalverband Essen unter Regionalvorstand Peter Tuppeck und unter Vermittlung von JUH-Landesvorstand das Kfz gespendet hat?
Über einen Ritterbruder kam die Anfrage zu Christian von Mirbach, der Beauftragter der Preußischen Genossenschaft für die Ostpreußen-Hilfe ist. Da wir Udo Schröder-Hörster durch sein langjähriges eigenes Engagement in der Polenhilfe seit Jahren kennen und schätzen, haben wir ihn angefragt. Er war uns eine große Hilfe: Durch seine Vermittlung kamen wir mit Peter Tuppeck in Kontakt. Als JUH-Präsidiumsmitglied und ehrenamtliches Mitglied des Regionalvorstandes Essen hat er sich sofort bereiterklärt, uns mit einem passenden Fahrzeug zu unterstützen. Das hat uns für die Menschen in Ostpreußen, denen die Spende zugutekommt, wirklich sehr gefreut.
Welche aktuellen Themen und Projekte der ostpreußischen Genossenschaft des Johanniterordens gibt es zurzeit in Polen und Deutschland?
Seit zehn Jahren haben wir ein Stipendien-Programm, das polnischen Studierenden das Studium an Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder ermöglicht. Meine Ritterbrüder betreuen das Programm, das zuerst für Masuren entwickelt wurde und jetzt auch auf andere polnische Regionen ausgeweitet wurde. Wir ermöglichen mit dem Stipendium jungen begabten polnischen Akademikerinnen und Akademikern ein Studium an einer sehr guten, europäisch geprägten Universität. Das stärkt aktiv den Zusammenhalt zwischen den Studierenden und letztlich beiden benachbarten Ländern. Unsere ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten haben aus Verbundenheit eine Alumni-Organisation gegründet und halten den Kontakt zur Preußischen Genossenschaft.
Außerdem kümmern wir uns um deutsche Soldatinnen und Soldaten, die durch Auslandseinsätze verletzt und bzw. oder traumatisiert wurden. Mit unserem Projekt "Gesellschaftliche Wahrnehmung" unterstützen wir die Betroffenen selbst und ihre Familien mit der individuell notwendigen Hilfe – ergänzend zu den Bundeswehr-Hilfen. Konkret bieten wir Unterstützung von der therapeutischen Aufarbeitung und Rehabilitation bis hin zu kostenlosen Urlaubsmöglichkeiten für die Familien. Wir möchten diesen Menschen, die ihre Gesundheit und ihr Leben für unseren Frieden und unsere Sicherheit in Europa riskiert haben, zeigen, dass sie nicht alleine stehen und ihnen konkret helfen. Auch das sehen wir als unsere Verantwortung und gelebte christliche Nächstenliebe.