17.12.2025 | Johanniter-Dienststelle Kempten

Lacrima Kempten blickt auf das Jahr zurück

Seit fast zwei Jahren begleitet Lacrima in Kempten trauernde Kinder, Jugendliche und ihre Familien

Gedenkkugel aus der Jugendgruppe @Viviana Boy

Der Verlust eines nahestehenden Menschen ist für Kinder, Jugendliche und ihre Familien oft ein einschneidendes Erlebnis. Trauer ist eine natürliche Reaktion, doch in unserer Gesellschaft wird über Tod und Verlust häufig geschwiegen, besonders, wenn es Kinder und Jugendliche betrifft. Viele Erwachsene wissen nicht, wie sie mit trauernden Kindern umgehen sollen.

Kinder trauern oft, als würden sie in Pfützen springen und wieder hinaus – mal lachen, mal weinen, mal spielen, mal still sein. Jugendliche hingegen ziehen sich häufig zurück, übernehmen Verantwortung oder verschließen sich, weil sie ihre Trauer bewusster wahrnehmen und oft niemanden haben, mit dem sie offen darüber sprechen können.

Lacrima, das Angebot der Johanniter, gibt diesen Familien einen geschützten Raum, um Trauer gemeinsam zu erleben, zu verarbeiten und Hoffnung zu schöpfen.

Das Angebot der Johanniter begleitet das ganze Jahr über Kinder, Jugendliche und Eltern, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, auch bei einschneidenden Ereignissen wie Suizid. Die Begleitung erfolgt ausschließlich durch Ehrenamtliche, und das Programm wird rein durch Spenden und Förderungen finanziert.

Allein das Gefühl, nicht allein zu sein mit solchen Erfahrungen, kann für die betroffenen Familien eine große Entlastung sein. Durch Rituale, kreative Beschäftigungen, Ausflüge und gemeinsame Feste können die Kinder, Jugendlichen und auch die Eltern ihre Trauer ausdrücken und lernen, mit Verlust umzugehen.

Lacrima Kempten – ein neuer Anlaufpunkt für Trauerbegleitung

Seit Februar 2024 gibt es Lacrima in Kempten und die Nachfrage ist enorm. Aktuell gibt es drei Kindergruppen, eine vierte Gruppe ist in Planung, sowie eine Jugendgruppe. In diesem Jahr wurden insgesamt 38 Kinder und Jugendliche begleitet, unterstützt von 38 engagierten Ehrenamtlichen.

Die Weihnachtszeit ist für viele Familien besonders herausfordernd, da es bei manchen das erste Weihnachten ohne die geliebte Person ist. In Kempten stand das Thema „In Verbindung bleiben“ dieses Jahr im Mittelpunkt. Die Jugendlichen bastelten wetterfeste Kugeln mit Zweigen und Blättern zum Aufhängen am Grab, ein symbolischer „Geschenkersatz“, da man dem Verstorbenen nichts mehr schenken kann.

In den Kindergruppen wurden Lebkuchenherzen zum Beschriften verteilt, die die Kinder gemeinsam mit ihren Angehörigen gestalten und mit nach Hause nehmen konnten. Außerdem wurde das Buch „Ein Stern namens Mama“ gelesen, begleitet von der Bastelaktion, bei der Sternanhänger für die Verstorbenen gestaltet wurden, die am Baum oder an anderen Erinnerungsplätzen aufgehängt werden können.

„Es ist besonders in der Weihnachtszeit wichtig, Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu geben, ihre Trauer auszudrücken und gleichzeitig Hoffnung zu schenken“, sagt Viviana Boy, Leiterin von Lacrima Kempten. „Die kreativen Rituale helfen den Familien, ihre Gefühle zu verarbeiten, die Verbindung zum Verstorbenen zu spüren und zu merken, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind.“

Die regelmäßigen Gruppentreffen finden alle 14 Tage statt. Hier können Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern unter der Begleitung von Ehrenamtlichen Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig stärken. Viele Kinder sehen Lacrima als festen Bestandteil ihres Alltags. Ein Mädchen brachte es auf den Punkt: „Ich will nicht, dass Lacrima auch Ferien macht.“ Auch die Eltern berichten immer wieder, wie wertvoll der Austausch für sie ist.

Zahlreiche Freundschaften zwischen den betroffenen Familien sind entstanden, und manche treffen sich sogar außerhalb der Lacrima-Gruppen.

Durch die Arbeit von Lacrima lernen Kinder, Jugendliche und Angehörige, ihre Trauer in einem geschützten Rahmen zu erleben und langsam Werkzeuge zu entwickeln, um trotz des Verlustes hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. „Die Trauer verschwindet nicht, aber sie wird handhabbar“, betont Viviana Boy. „Und vor allem lernen die Kinder, dass ihr Leben trotz eines schweren Schicksalsschlags weitergeht und sie die Zukunft mit eigenen Ritualen und Wegen gestalten können.“

Weitere Informationen über Lacrima sowie die Möglichkeit zu spenden finden Interessierte unter: www.johanniter.de/lacrimabayerisch-schwaben