Lacrima Neu-Ulm blickt auf das Jahr zurück
Seit sieben Jahren begleitet Lacrima in Neu-Ulm trauernde Kinder, Jugendliche und ihre Familien
Der Verlust eines nahestehenden Menschen ist für Kinder, Jugendliche und ihre Familien oft ein einschneidendes Erlebnis. Trauer ist eine natürliche Reaktion, doch in unserer Gesellschaft wird über Tod und Verlust häufig geschwiegen, besonders, wenn es Kinder und Jugendliche betrifft. Viele Erwachsene wissen nicht, wie sie mit trauernden Kindern umgehen sollen.
Kinder trauern oft, als würden sie in Pfützen springen und wieder hinaus – mal lachen, mal weinen, mal spielen, mal still sein. Jugendliche hingegen ziehen sich häufig zurück, übernehmen Verantwortung oder verschließen sich, weil sie ihre Trauer bewusster wahrnehmen und oft niemanden haben, mit dem sie offen darüber sprechen können.
Lacrima, das Angebot der Johanniter, gibt diesen Familien einen geschützten Raum, um Trauer gemeinsam zu erleben, zu verarbeiten und Hoffnung zu schöpfen.
Das Angebot der Johanniter begleitet das ganze Jahr über Kinder, Jugendliche und Eltern, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, auch bei einschneidenden Ereignissen wie Suizid. Die Begleitung erfolgt ausschließlich durch Ehrenamtliche, und das Programm wird rein durch Spenden und Förderungen finanziert.
Allein das Gefühl, nicht allein zu sein mit solchen Erfahrungen, kann für die betroffenen Familien eine große Entlastung sein. Durch Rituale, kreative Beschäftigungen, Ausflüge und gemeinsame Feste können die Kinder, Jugendlichen und auch die Eltern ihre Trauer ausdrücken und lernen, mit Verlust umzugehen.
Lacrima Neu-Ulm – ein geschützter Raum für Trauer und Austausch
In Neu-Ulm wurden in diesem Jahr 17 Kinder und Jugendliche begleitet, unterstützt von 16 engagierten Ehrenamtlichen.
In den Gruppen wird Kindern und Jugendlichen gezeigt, wie sie ihre Trauer kreativ ausdrücken können. Gerade in der Vorweihnachtszeit bieten sich dafür viele Möglichkeiten. So können Kinder beispielsweise Weihnachtssterne oder Anhänger für den Christbaum basteln, kleine Erinnerungsstücke für verstorbene Angehörige gestalten oder zu Hause symbolisch einen Platz am Esstisch für die geliebte Person decken. Auch Briefe, Gedanken oder Zeichnungen an die verstorbene Person gehören zu den Ritualen in dieser Zeit.
Für Jugendliche gibt es ähnliche Möglichkeiten. Sie können Erinnerungsobjekte wie Kugeln oder kleine Gedenkboxen gestalten, persönliche Botschaften, Fotos oder Briefe hineingeben und überlegen, wie sie ihre Erinnerungen in den Alltag oder die Feiertage integrieren möchten.
Manche Gruppen nutzen die Zeit für Spaziergänge oder gemeinsame Ausflüge, um über Erinnerungen zu sprechen oder eigene Rituale zu entwickeln. Solche Aktivitäten helfen, den Verlust zu verarbeiten und die Verbindung zum Verstorbenen bewusst zu gestalten, ohne dass die Trauer das Leben der Kinder und Jugendlichen vollständig bestimmt.
„Die kreativen Rituale helfen den Familien, ihre Gefühle zu verarbeiten, die Verbindung zum Verstorbenen zu spüren und zu merken, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind“, sagt Christine Joos, Leiterin von Lacrima Neu-Ulm. „Durch unsere Arbeit lernen Kinder, Jugendliche und Eltern, ihre Trauer in einem geschützten Rahmen zu erleben und langsam Werkzeuge zu entwickeln, um trotz des Verlustes hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Die Trauer verschwindet nicht, aber sie wird handhabbar. Und vor allem lernen die Kinder und Jugendlichen, dass ihr Leben trotz eines schweren Schicksalsschlags weitergeht und sie ihre Zukunft mit eigenen Ritualen und Wegen gestalten können.“
Viele Kinder sehen Lacrima als festen Bestandteil ihres Alltags. Ein Mädchen brachte es auf den Punkt: „Ich will nicht, dass Lacrima auch Ferien macht.“ Auch die Eltern loben die Möglichkeit, sich auszutauschen und neue Freunde in ähnlicher Situation zu finden.
Zahlreiche Freundschaften zwischen den betroffenen Familien sind entstanden, und manche treffen sich sogar außerhalb der Lacrima-Gruppen.
Weitere Informationen über Lacrima sowie die Möglichkeit zu spenden finden Interessierte unter: www.johanniter.de/lacrimabayerisch-schwaben