11.06.2025 | Dienststelle Nordhannoverscher Ortsverband

Rap-Beats im Jugendzentrum

In diesem Workshop treffen echte Gefühle und Geschichten auf klare Worte. Auch die Stimmen der Jugendlichen finden Gehör. Der neue Rap-Workshop im Jugendzentrum Langenhagen ist ein pädagogischer Volltreffer für junge Menschen.

Jeden Donnerstagnachmittag verwandelt sich das Tonstudio im Jugendzentrum Langenhagen (Jugi) in eine Rap-Bühne – dann gehört das Mikrofon den Jugendlichen und ihren Versen.

Das neue Angebot der Johanniter-Einrichtung wird von Finn Schüler (30) geleitet. Er ist gelernter Erzieher, Masterstudent für Lehramt und Gründer des „Rapworkshop Hannover“. Finn bringt sowohl pädagogische Erfahrung als auch seine Leidenschaft für Rap mit. Seit März 2025 kommen etwa 15 Jugendliche aus Langenhagen und Umgebung regelmäßig zusammen und rappen bei jedem Treffen eine Stunde lang.

In ihren Songs verarbeiten die Jugendlichen, was sie bewegt. „Einige möchten freestylen, andere bringen ihre fertigen Texte mit. Oft geht es um Gefühle, Beziehungen oder ihre Familien“, sagte Schüler. Manchmal wird der Ton rau. „Klar, es tauchen auch Klischees auf - Sexismus, ein übertriebenes Männlichkeitsbild oder illegale Themen wie der Handel mit Drogen. Aber oft ist das nur Scharade, ein Rollenspiel. Alles, was grenzüberschreitend ist, spreche ich natürlich an", so Schüler. Wichtig sei, dass die Jugendlichen sich ausprobieren dürfen und nicht perspektivlos durch den Alltag treiben. Diese Form kreativer Arbeit sei identitätsstiftend, stellte er klar.

Im Studio herrscht eine konzentrierte, fast intime Atmosphäre. Sobald jemand am Mikrofon steht, wird es still. „Lass uns mal ab dem Teil mit ‚Lederjacke‘ wiederholen“, sagt Schüler einem der Jungen, der gerade seine Strophe einrappt. Neben pädagogischer Begleitung übernimmt Schüler auch die technische Betreuung: Er schneidet und mischt die Gesangsspuren, fügt Effekte wie Echo hinzu und sorgt dafür, dass das Ergebnis professionell klingt. Die fertigen Tracks erhalten die Jugendlichen direkt aufs Handy. Es kommt nicht selten vor, dass es emotional wird. „Manchmal sprechen wir danach über das, was sie gesungen haben. Wenn es im Moment nicht passt oder ich nicht der geeignete Ansprechpartner bin, leite ich das gerne an Kolleg:innen vom Jugui weiter“, so Schüler.

Auch Hjalmar Sembritzki, Sozialarbeiter im Jugendzentrum, beobachtet, wie viel das Angebot den Jugendlichen bedeutet: „Es ist nicht nur so, dass sie motivierter sind. Dieses Angebot eröffnet auch ein Gesprächsfeld. Am Ende haben sie etwas in der Hand, worauf sie richtig stolz sind. Außerdem freuen sie sich, es uns zu zeigen, und schätzen unser ehrliches Feedback.“

Altes Studio, neue Ideen: 

Das Tonstudio gibt es schon lange in der Einrichtung. Trotzdem hat sich einiges verändert: „Wir haben es renoviert – mit neuen Farben, neuen Möbeln und neuem Boden. Wir wollten auch ein neues Konzept, damit Jugendliche den Raum kreativer und sinnvoller nutzen können, aber auch mit Begleitung und selbstbestimmt“, sagte Rosalie Borchert, Leiterin des Jugendzentrums. Die Anfrage von Finn Schüler kam da genau richtig.

Wer möchte, kann bis Ende Juni am Workshop teilnehmen. Die Anmeldung läuft unter der E-Mail-Adresse: rapworkshop(at)posteo.de

Ob der Workshop über den Sommer hinaus fortgeführt wird, ist noch offen.