Schulbegleitung: Teilhabe im Klassenzimmer ermöglichen
Johanniter geben Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Schulbegleitung
Ein neues Schuljahr hat begonnen: neue Fächer, neue Klassengemeinschaften, neue Herausforderungen. Für viele Kinder ist das eine spannende, manchmal auch anstrengende Zeit. Doch für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen bedeutet der Schulalltag oft weit mehr als nur Konzentration auf Mathe und Deutsch. Kinder mit ADHS kämpfen mit Aufmerksamkeit und Struktur. Schülerinnen und Schüler im Autismus-Spektrum benötigen Unterstützung bei Kommunikation und sozialen Kontakten und Kinder mit körperlichen Einschränkungen stoßen im Klassenzimmer oder auf dem Pausenhof schnell an Grenzen.
Auch Kinder mit emotionalen Schwierigkeiten brauchen Sicherheit, wenn sie sich überfordert fühlen.
Damit Inklusion nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern im Alltag der Schulen gelebt werden kann, braucht es gezielte Unterstützung. Genau hier setzt die Schulbegleitung an: Sie sorgt dafür, dass Kinder mit Einschränkungen gleichberechtigt am Unterricht teilnehmen können. Gleichzeitig bedeutet sie eine wichtige Entlastung für Lehrkräfte. Denn wer schon einmal erlebt hat, wie fordernd es ist, gleichzeitig eine ganze Klasse zu unterrichten und individuell auf ein Kind mit besonderem Bedarf einzugehen, weiß, wie wertvoll die zusätzliche Unterstützung im Klassenzimmer ist.
Die Johanniter in Bayerisch Schwaben begleiten derzeit über 50 Kinder und Jugendliche im Rahmen von Schul- und Individualbegleitungen. „Viele Eltern kommen mit konkreten Sorgen zu uns: Schafft mein Kind den Übergang in die Schule? Wird es den Anforderungen standhalten?“, sagt Julia Käsbauer, Koordinatorin für Individual- und Schulbegleitung bei den Johannitern. „Mit einer Schulbegleitung können wir diesen Kindern die Hand reichen, ohne sie von der Klassengemeinschaft zu trennen.“
Damit Familien und Schulen besser verstehen, wie Schulbegleitung funktioniert, beantworten die Johanniter die häufigsten Fragen zu diesem Unterstützungsangebot:
1. Was versteht man unter Schulbegleitung?
Schulbegleitung bedeutet, dass ein Kind im Unterricht und im gesamten Schultag durch eine feste Bezugsperson unterstützt wird. Diese Begleitung hilft dabei, den Unterrichtsalltag zu bewältigen, vermittelt Sicherheit und sorgt für Struktur. Anders als Nachhilfe ersetzt sie nicht die Lehrkraft, sondern schafft die Voraussetzungen, dass das Kind aktiv am Lernen teilnehmen kann – sei es beim stillen Arbeiten, in Gruppenphasen oder beim Sport.
2. Für welche Kinder ist Schulbegleitung gedacht?
Die Gründe sind vielfältig: Kinder mit ADHS profitieren, weil sie Unterstützung bei Konzentration und Struktur bekommen. Schülerinnen und Schüler mit Autismus benötigen Hilfe bei Kommunikation und im Umgang mit sozialen Situationen. Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen brauchen praktische Hilfe – etwa beim Treppensteigen oder beim Umgang mit Arbeitsmaterialien. Auch Kinder mit seelischen Belastungen oder emotionalen Schwierigkeiten finden in der Begleitung einen sicheren Halt. Darüber hinaus ist Schulbegleitung auch für Kinder wichtig, die aufgrund einer chronischen Erkrankung besondere Unterstützung benötigen, zum Beispiel beim Einhalten von Therapieplänen, der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten oder im Umgang mit einer Diabetes-Erkrankung im Schulalltag.
3. Welche Aufgaben übernimmt eine Schulbegleiterin oder ein Schulbegleiter?
Die Tätigkeiten sind so individuell wie die Kinder selbst. Manche Begleitungen bestehen darin, das Kind zu strukturieren und beim Organisieren des Unterrichtsmaterials zu unterstützen. Andere konzentrieren sich darauf, Stresssituationen abzufedern und das Kind zu beruhigen. Wieder andere helfen bei motorischen Aufgaben oder begleiten bei Ausflügen und Sportstunden.
Entscheidend ist, dass die Schulbegleitung keine Lehrkraft ersetzt, sondern ergänzend arbeitet, um Teilhabe am Unterricht zu ermöglichen.
4. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften?
Eine erfolgreiche Schulbegleitung lebt von enger Abstimmung mit der Lehrkraft. Während die Lehrperson für den Unterricht zuständig bleibt, schafft die Begleitung die Rahmenbedingungen, dass das Kind diesem Unterricht folgen kann. Für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet das Entlastung. Sie können sich stärker auf die gesamte Klasse konzentrieren, weil sie wissen, dass ein Kind mit besonderem Bedarf individuell begleitet wird.
5. Wer übernimmt die Kosten?
Die Finanzierung erfolgt in der Regel über das zuständige Jugendamt oder den Sozialhilfeträger. Dafür müssen Eltern einen Antrag stellen. Die Johanniter beraten und begleiten Familien durch diesen Prozess und helfen dabei, die notwendigen Unterlagen einzureichen. So wird der bürokratische Aufwand möglichst geringgehalten.
6. Können Eltern die Schulbegleitung selbst auswählen?
Grundsätzlich haben Eltern ein Wahlrecht und können entscheiden, mit welchem Träger oder Anbieter sie die Begleitung ihres Kindes umsetzen möchten. Sie dürfen also wählen, ob die Johanniter oder ein anderer Träger die Aufgabe übernehmen. Die konkrete Begleitperson wird in enger Abstimmung gefunden, sodass Kind, Familie und Schule gut zusammenpassen. „Gerade bei so einer engen, täglichen Unterstützung ist Vertrauen entscheidend“, erklärt Julia Käsbauer. „Deshalb beziehen wir das Kind, die Eltern und die Schule aktiv mit ein.“
7. Welche Rolle spielt Schulbegleitung für die Inklusion?
Schulbegleitung ist ein Schlüssel zur gelebten Inklusion. Sie ermöglicht, dass Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen gemeinsam lernen und Teil einer Klassengemeinschaft sind. Das stärkt nicht nur das einzelne Kind, sondern fördert auch die Offenheit und Toleranz innerhalb der gesamten Klasse. Inklusion wird so zu einer alltäglichen Realität und nicht nur zu einem Ziel auf dem Papier.
8. Wie können Familien Unterstützung erhalten?
Eltern, die Fragen haben oder sich informieren möchten, finden ausführliche Informationen auf www.johanniter.de/schul-individualbegleitung/bayerisch-schwaben . Persönlich steht das Team der Johanniter unter anfrage.schulbegleitung@johanniter.de für Beratung und konkrete Unterstützung bereit.