28.07.2025 | Dienststelle Nordhannoverscher Ortsverband

Wenn plötzlich nichts mehr bleibt

Ein Brand, eine Flucht, ein Notfall – in einem Augenblick kann sich das Leben komplett verändern. In Langenhagen packen Ehrenamtliche Notfalltaschen für Menschen, die von einem Brand betroffen sind, und für werdende Mütter.

Wenn das eigene Zuhause in Flammen steht oder schwangere Frauen notgedrungen ihre Heimat verlassen müssen, bleibt oft nur das, was sie bei sich tragen. Für Menschen in solchen Notlagen gibt es in Langenhagen die Kleiderkammer „Nahtstelle“. Dort packen Ehrenamtliche der Johanniter sogenannte Brandtaschen, vorbereitete Sets mit dem Nötigsten für Menschen, die bei einem Feuer alles verloren haben. Ebenso gibt es Erstausstattungen für schwangere Frauen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Um diese wichtige Arbeit weiterhin leisten zu können, ist die Kleiderkammer jedoch auf Spenden angewiesen.

„Mit jedem Kleidungsstück und mit unserer Zuwendung geben wir den Menschen ein Stück Würde zurück. Viele unserer Besucherinnen und Besucher haben Fluchterfahrungen gemacht, andere standen buchstäblich nach einem Brand vor dem Nichts“, sagt Iris Domagalla, Leiterin der Kleiderkammer „Nahtstelle“.

Sie gehört gemeinsam mit Elena Böhnisch (51), Sylvia Nitsche (65) und Linda Valle (31) zum Team, das hinter dieser Arbeit steht. Zu zweit treffen sie sich wöchentlich in der Kleiderkammer, um die Taschen für den Notfall griffbereit zu halten.

Die Erstausstattungen für Mütter und ihre Neugeborenen – liebevoll „Mama- und Babytaschen“ genannt – gehören seit der Gründung der Einrichtung im Jahr 2015 zum festen Angebot. Elena Böhnisch, gelernte Technische Zeichnerin für Oberleitungsanlagen im Fern- und Nahverkehr, ist von Anfang an dabei. Gemeinsam mit Linda Valle, Operator Managerin bei Amazon, füllt sie die Taschen. „Am Anfang hatten wir nur ein Regal“, erinnert sie sich. „Heute können wir die Sachen viel besser sortieren und die Taschen Schritt für Schritt vorbereiten. In einigen Situationen müssen wir die Sachen auch selbst kaufen.“

Aus den gespendeten Artikeln stellen die Helferinnen jeweils Taschen für Jungen, Mädchen und eine neutrale Variante zusammen. Was hineingehört, ist auf einer detaillierten Liste festgehalten: Babydecken, Erstlingsmützchen, Spucktücher. Auch an die Mütter wird gedacht. Ihre Taschen enthalten unter anderem einen Bademantel, Handtücher und Unterwäsche.

Die Idee, sogenannte Brandtaschen systematisch vorzuhalten, entstand nach einem Hausbrand kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr. Iris Domagalla erinnert sich: „Alles, was sie anhatten, roch nur nach Rauch. Der Moment war einfach traurig.“ Das Team reagierte schnell, organisierte frische Kleidung, Spielzeug für die Kinder und sogar einen Trinknapf für den Hund. In einer Brandtasche finden sich Decken, Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen. „Wir möchten das Material um einen Kulturbeutel mit Hygieneartikeln erweitern, dafür benötigen wir aber finanzielle Spenden“, sagt Sylvia Nitsche.

Der Bedarf an den Taschen ist schwer vorhersehbar: „In manchen Monaten sind die Taschen schnell vergriffen, in anderen bleiben sie länger hier“, sagte Elena Böhnisch. Wenn Mütter spezielle Wünsche haben, etwa nach einem Kinderwagen oder einer Babybadewanne, nutzt das Team seine Kontakte, um Unterstützung zu organisieren.

Die Hilfe geht über die Einrichtung hinaus: „Wir haben einen guten Draht zur Stadt Langenhagen, sodass wir sofort kontaktiert werden, wenn jemand unsere Hilfe benötigt.  Gleichzeitig möchten wir unser Engagement weiter ausbauen und unsere Arbeit noch besser machen“, sagt die Einrichtungsleiterin.

Die Kleiderkammer „Nahtstelle“ erhält viele Kleidungs- und Sachspenden für ihre Besucherinnen und Besucher. Auch finanzielle Unterstützung ist für den Fortbestand der Einrichtung unerlässlich. Wer helfen möchte, kann sich unter nahtstelle.langenhagen(at)johanniter.de melden oder hier spenden: www.johanniter.de/kleiderkammer-nahtstelle.