Reanimation bei Hunden
Gib dem Herzen einen Ruck
Kennst du das Gefühl, wenn dir vor Schreck so richtig ein Kloß im Hals stecken bleibt oder du plötzlich wie angewurzelt stehen bleibst und nicht weißt, wie du dich verhalten sollst?
Meist passiert so etwas in extremen Situationen, die uns eiskalt erwischen.
Ein Herzstillstand eines geliebten Menschen ist zu 100 % so ein Fall. Um in diesem Horrorszenario bestmöglich reagieren zu können gehen die meisten von uns zu einem Erste-Hilfe-Kurs. Meist im Zuge des Führerscheins und dann ziemlich lange nicht mehr. Du kannst ja mal in dich reinhorchen, wann du zu Letzt eine Herz-Lungen-Wiederbelebung geübt hast.
Okay aber die grundlegenden Skills haben wir. Und das ist auch gut so! Doch der beste Freund des Menschen ist in einigen Fällen nicht eine andere Person, sondern unser wuschel-weicher Begleiter auf vier Pfoten.
Vielleicht bist du bis jetzt noch niemanden begegnet, der einen Herzstillstand bei einem Hund beobachten oder gar Hilfe leisten musste. Doch ganz klar ist, auch unsere Tiere können einen Kreislaufzusammenbruch erleiden. Damit du für den Fall der Fälle richtig vorbereitet bist, kannst du unseren Kurs „Erste-Hilfe am Tier /Hund“ besuchen. Doch vorab bekommst du von uns ein paar hilfreiche Tipps, was zu tun ist.
Erst prüfen dann handeln!
Bevor du extreme Maßnahmen ergreifst, verschaffe dir zuerst einen Überblick über die Situation. Es gilt drei Dinge abzuklären, um anschließend deinem felligen Patienten zu helfen.
Bewusstsein:
Versuche deinen Hund durch sprechen auf dich aufmerksam zu machen. Du kannst seinen Namen sagen oder ein Kommando, auf das er für gewöhnlich gut reagiert. Im besten Fall erzeugst du eine Reaktion. Wenn an dieser Stelle keine Regung kommt, berühre deinen Hund leicht und rüttel ihn sanft. Sollte auch jetzt noch keine Veränderung am Zustand des Tieres eintreten, weißt du sicher, dass du es mit einer Bewusstlosigkeit zu tun hast.
Atmung:
Das hast du super gemacht. Versuche weiterhin die Ruhe zu bewahren und dich zu konzentrieren. An dieser Stelle ist es wichtig, dass du kontrollierst, ob dein Fellfreund noch atmet. Dazu nutzen wir gleich mehrere Sinne. Sehen – Fühlen – Hören
Lege deine Hand auf den Brustkorb deines Haustieres und dein Ohr über dessen Schnauze. Versuche nun zu sehen und spüren ob der Brustkorb sich hebt und senkt und gleichzeitig zu hören, ob du einen Atemstrom wahrnehmen kannst.
Sollte sich die Atmung irgendwie komisch anhören, schau ins Maul deines Lieblings und kontrolliere, ob etwas feststeckt. Um einen besseren Überblick zu bekommen, zieh die
Zunge seitlich etwas heraus und entferne ggf. den störenden Fremdkörper. Vielleicht klappt es sogar etwas besser, wenn du den Kopf nach hinten streckst, sodass Hinterkopf – Hals – Rücken eine Linie ergeben. Achtung bei Krampfanfall, nicht ins Maul fassen!
Herz-Kreislauf
Vielleicht bist du dir bei der Atmung nicht sicher oder du möchtest lieber direkt überprüfen, ob dein Hund noch einen Herzschlag hat. Du kannst also auch direkt überprüfen, wie es um den Herz-Kreislauf Zustand deines Freundes bestellt ist. Dazu musst du das hintere Bein anheben und zwei bis vier Finger in der Lücke zwischen den Muskelgruppen platzieren. In den nächsten 15 Sekunden zählst du den Puls und multiplizierst ihn mal 4 (Schläge/Minute). Alternativ kannst du auch eine Minute lang durchzählen. Solltest du die Stelle einfach nicht finden, stresse dich nicht. Versuche es anstelle dessen an der linken Brustwandseite, in etwas auf der Höhe des Ellenbogens. Hier solltest du das Herz schlagen spüren.
Normalwerte beim ausgewachsenen Hund
- Körpertemperatur 37,5 – 39°C;
- Puls 80-120 Herzschläge/Minute;
- Atmung 10-30 Atemzüge pro Minute
- Kapilläre Füllungszeit bei Zahnfleischkompression: weniger als 2 Sekunden
Die Werte bei Puls und Atmung variieren auch etwas nach Größe des Hundes. Die Ergebnisse des Prüfens erlauben die eine Einschätzung, wie gravierend der Notfall ist:
Einteilung von Notfällen
- Absolute Notfälle (Sekunden bis Minuten): Atem-/Herzstillstand; starke arterielle Blutungen
- Dringende Notfälle (Minuten bis 1 Stunde): schwerer Schock; offene Brust-/Bauchverletzungen; Wirbelsäulenverletzungen mit neurologischen Ausfällen; schwere Atemnot; Magendrehung
- Schwere Notfälle (bis Stunden): Brust- und Bauchverletzungen mit ggf. Schock; offene Frakturen; offene Gelenkverletzungen
- Weniger dringende Notfälle (bis 24 Stunden): Frakturen der langen Röhrenknochen ohne Schock; tiefere Wunden ohne schwere Blutung; schwerer Durchfall und Erbrechen
Vorsorge für einen Notfall!
Und so geht‘s
Bei Kleinsthunden & Katzen:
Ziehen Sie den linken Vorderlauf nach vorne und legen Sie die andere Hand als Gegendruck auf den Rücken des Hundes.
Drücken Sie dann den Lauf in Richtung Brustkorb, so dass eine deutlich sichtbare Senkung eintritt.
Bei kleinen Hunden:
Greife mit einer Hand in das Brustfell und lege die andere Hand als Gegendruck auf den Rücken des Hundes. Drücke deine Hände vorsichtig einander und damit den Brustkorb des Hundes.
Bei großen Hunden:
Lege die erste Hand an die höchste Stelle des Brustkorbs mit dem Handballen auf die Rippen. Der Druckpunkt liegt auf Höhe des Ellbogens/direkt hinter dem Ellbogen des Hundes. Lege die andere Hand darüber (umfasse z.B. das Handgelenk des ersten Arms). Drücke dann leicht nach unten. Achtung Bulldoggen werden auf dem Rücken gedreht und dort Mittig der Brust reanimiert!
HINWEIS:
Es gibt keine feste etablierte Rate (Abfolge Beatmen – Drücken). Diese hängt von der Größe des Hundes ab.
Bei der Reanimation wird die Katze oder der Hund (Außer Bulldogge) bei der Reanimation auf die rechte Seite gelegt werden.
Im Vergleich und zur Orientierung:
Beim Menschen gilt 2 x Beatmen, 30 x Drücken
Übrigens kann man sich bei der Wiederbelebung auch die Arbeit teilen:
Einer übernimmt das Drücken und einer das Beatmen.