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10.08.2021 | Dienststelle Ortsverband Bremen

Hotel, Impfzentrum, Ahrweiler

Der Veranstaltungsservice-Koordinator Alexander Pahl unterstützt jetzt die Katastrophenhelfer in Ahrweiler.

Neu-Johanniter Alexander Pahl hilft in Ahrweiler bei der Verpflegung der Hilfskräfte. Foto: Pahl/Johanniter

Alexander Pahl ist Veranstaltungsservicekoordinator bei der Atlantic-Hotel-Gruppe. Normalerweise. Seit Beginn des Jahres ist für den 31-Jährigen alles anders. Aufgrund der Corona-Pandemie arbeitet er alternativ ehrenamtlich im Bremer Impfzentrum. Eigentlich. Denn aktuell ist Alexander Pahl Katastrophenhelfer in Ahrweiler.

„Da ich seit einigen Monaten bereits für die Johanniter-Unfall-Hilfe tätig bin, bisher natürlich nur im Impfzentrum, habe ich mich für den Fall einer Katastrophenschutz-Alarmierung angeboten, mit in Ahrweiler anzupacken“, erklärt Alexander Pahl. Gesagt, getan. „Fünf Tage später war ich dort.“
Mittlerweile hat der engagierte Neu-Johanniter bereits den zweiten Einsatz in Bad Neuenahr-Ahrweiler – gemeinsam mit Sanitäter*innen aus den Regionalverbänden Bremen-Verden und Weser-Ems hat er dort die Johanniter*innen aus Süd-Niedersachsen abgelöst. Vor Ort stellen die ehrenamtlichen Helfenden die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung und der zahlreichen freiwilligen Aufräumhelfer*innen sicher. Alexander Pahl, der noch keine Sanitätsausbildung hat, kümmert sich unter anderem um die Verpflegung der Hilfskräfte. „Mir war es egal, zu welcher Tätigkeit ich eingeteilt werde, denn jede Hilfe ist dort wichtig. Es ist ein Kreislauf, ausgehungert kann man auch anderen nicht helfen“, bringt er es auf den Punkt.

Für seine Einsätze hat der 31-Jährige jedes Mal Urlaub genommen – Urlaub, der alles andere als Erholung bietet. Im Gegenteil. „Als ich das erste Mal die Zerstörung gesehen habe, war der Schock groß. Es sieht dort aus, wie nach einem Krieg“, sagt Pahl. Weitere Schockmomente folgten immer dann, wenn ihm Zivilpersonen ihre Geschichten schilderten. „Eine Frau erzählte mir, dass sie zwölf Tage am Stück Schutt geräumt habe. Sie war völlig erschöpft. Zuletzt hatte sie im Schlamm eines Kellers nach einen Arm oder Bein gegriffen. Was es gewesen sei, das wusste sie nicht. Sie habe den Keller verlassen und die Rettungskräfte alarmiert. Noch immer würden Tote in der Region geborgen. „Wenn man den Hubschrauber hört, dann weiß man, dass wieder ein Leichnam zum Flughafen geflogen wird“, erklärt Pahl. „Es ist ein andere Welt dort.“

Und während andere in ihren Ferien ausschlafen, sind für den Johanniter und dessen Kollegen und Kolleginnen die Nächte kurz: „Man hört die Stromgeneratoren, schläft auf Feldbetten mit 14 Personen in einem Zelt“, erläutert er – trotzdem motiviert: „Auch wenn die Arbeit im Hotel vermutlich zum Jahresende weiter geht, dann möchte ich in jedem Fall ehrenamtlich für die Johanniter tätig sein“, versichert er. Für die Ausbildung zum Sanitäter habe er sich bereits angemeldet.