Teilhabe ist keine Spielwiese
Erziehende der Johanniter-Kita „Die kleinen Murmeltiere“ in Braunschweig stellen ihr Ergebnis zur Partizipation im Rahmen der „Demokratie-Werkstatt“ vor
Im Gebäude der Wissensforscher zeigen die Mitarbeitenden der Kita „Die kleinen Murmeltiere“ auf dem Gelände der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in einer Ausstellung wie wichtig Teilhabe an der Gesellschaft für Kinder vom frühsten Alter an ist. „Partizipation (also Teilhabe) ist keine Spielwiese, sondern meint das Recht von Kindern, sich an realen Entscheidungen zu beteiligen“, heißt es in der Präsentation.
Kinderrechte und Partizipation gehören zur Grundlage des Demokratieverständnisses und sind fester Bestandteil in den Kindertagesstätten der Johanniter. Doch ist dies keine Selbstverständlichkeit und muss Tag für Tag erneut betrachtet und erarbeitet werden. Deswegen haben sich die Kita-Mitarbeitenden für die Langzeitfortbildung „Demokratie-Werkstatt“ des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung (NifBe) beworben und daran trotz Beeinträchtigungen in Corona-Zeiten teilgenommen.
„Wir haben intensiv an unserem eigenen Verhalten gearbeitet und uns selbst immer wieder überprüft. Wie können wir die Kinder am Geschehen in der Kita konkret beteiligen und wie wollen wir Partizipation in Zukunft in unserer Einrichtung leben“, sagt Kitaleiterin Christine Guschakowski. „Es ist erst einmal leichter, etwas als Erwachsener zu bestimmen. Aber einem Kind Entscheidungsgrundlagen zu eröffnen und es als Individuum in einer Gruppe wahrzunehmen und trotzdem die Gemeinschaft zu stärken, ist eine tägliche Herausforderung, aber auch eine beflügelnde Erfahrung.“
In der Partizipations-Galerie werden die Grundlagen der Teilhabe allgemein mit ihren verschiedenen Aspekten – Selbstbestimmen für jedes Kind individuell und in der Gruppe, Mitbestimmen, Gehört werden, Informiert werden – vor. Anhand von der Essenssituation wird exemplarisch vorgeführt, was möglich ist. Zum Beispiel kommt eine Auswahl von Speisen von vornherein auf den Tisch und die Kinder können entscheiden, was sie essen mögen. Tomatensoße und oder Käse, Nudeln oder Reis oder Erbsen oder doch Apfelmus? „Partizipation heißt nicht Laissez-faire! Ich bin der Begleiter und nicht jemand, der das Kind einfach machen lässt, was es will, sondern ich zeige ihm auf, welche Möglichkeiten es im Leben hat und auch was seine Entscheidungen für eine Wirkung auf die Umwelt haben“, unterstreicht Guschakowski.
Die Ausstellung zeigt den Eltern plastisch auf, wie in der Kita Grundlagen für die Entscheidungsfähigkeit der Kinder gelegt und gemeinsam Lösungen für Probleme gefunden werden. „Uns ist besonders wichtig, den Kindern in unseren Kitas Raum zur Entwicklung ihrer Stärken und ihrer Persönlichkeit zu geben – ohne dabei die Gemeinschaft zu vergessen“, sagt Dienststellenleiter Marc Wegner der Braunschweiger Johanniter. „Denn wir wollen damit auch zu einem von klein auf entwickelten Demokratieverständnis beitragen. Die Gestaltung von Vielfalt und die Stärkung der Demokratie sind mehr denn je gefordert – wie wir an der Entwicklung der Weltlage sehen können.“
NifBe betreibt interdisziplinäre Grundlagenforschungen zur frühen Kindheit, führt die verschiedenen Praxis-Akteure in diesem Bereich zusammen und hat dazu ein großes Netzwerk aufgebaut. Das Institut hat sich der Demokratiebildung und der aktiven Teilhabe von Anfang an verschrieben. Neben einem Grundsatzpapier werden verschiedenste Maßnahmen zum Beispiel für Kita-Mitarbeitende angeboten. Weitere Informationen unter www.nifbe.de.