Jahresthema Ehrenamt wird 2022 fortgesetzt
"Ehrenamt ist prägend fürs Leben"
Seit zwei Jahren bestimmt die Pandemie jedes Handeln – auch im Ehrenamt. Das Jahr 2021 war dem Jahresthema Ehrenamt gewidmet, doch pandemiebedingt konnten nur wenige Dienste stattfinden. Darum setzen die Johanniter im Norden auch im aktuellen Jahr das Jahresthema fort und wollen den Ehrenamtlichen mehr Sichtbarkeit geben. Ein Interview mit Landesvorstandsmitglied Sandra Zitzer.
Unser Jahresthema Ehrenamt aus dem Jahr 2021 wird fortgesetzt und soll auch das Jahr 2022 prägen. Was erhoffen Sie sich?
Sandra Zitzer: "Die vergangenen zwei Jahre haben uns wohl gezeigt, dass wir keine allzu festen Planungen machen dürfen, solange die Corona-Lage nicht vorbei oder zumindest deutlich eingedämmt ist. Deshalb haben wir im Jahr 2021 viele Dinge nur virtuell stattfinden lassen, zum Beispiel haben wir in einer Social-Media-Kampagne jede Woche Ehrenamtliche auf Instagram und Facebook vorgestellt mit einem Zitat, warum sie sich bei den Johannitern engagieren. Außerdem haben wir in einer repräsentativen Forsa-Umfrage über 1.000 Menschen befragt, inwieweit sie sich während der Pandemie engagieren. Für das Jahr 2022 bin ich aber vorsichtig optimistisch, dass wir im September endlich wieder den „Tag der Johanniter“ feiern können, ein Fest aller Johanniter, aber vor allem eine Würdigung des Ehrenamtes. Das wäre mein großer Wunsch: Möglichst viele Johanniterinnen und Johanniter in Rostock zum „Tag der Johanniter“ begrüßen zu dürfen. Es ist auch eine Veranstaltung, die in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen wird, weil hier für jede Person schnell klar wird, was wir Johanniter alles leisten. In diesem Jahr feiern wir bundesweit außerdem das 70-jährige Bestehen unserer Hilfsorganisation, die ja 1952 als rein ehrenamtliche Organisation gegründet worden ist. Auch dazu wird es einige kleinere Aktionen geben. Das Ehrenamt ist noch immer eine wichtige Säule unserer Arbeit, viele Dienste wären ohne das Engagement der Ehrenamtlichen nicht denkbar, und gerade in der aktuellen Lage haben unsere Ehrenamtlichen bewiesen, wie stark auf sie Verlass ist. Für die Gesellschaft sind sie unschätzbar wertvoll. Ich hoffe, dass wir das in diesem Jahr noch sichtbarer machen können."
Wie entwickelt sich das Ehrenamt im Norden?
Sandra Zitzer: "Unsere Auswertung hat ergeben, dass wir im Jahr 2021 in allen Regionalverbänden im Norden einen starken Zuwachs im Ehrenamt verzeichnen konnten. Waren es Ende 2020 noch 4.039 ehrenamtlich Aktive, sind es mit Stand 31. Dezember 2021 über 700 Ehrenamtliche mehr: 4.753 Ehrenamtlichen engagieren sich bei uns in den unterschiedlichsten Bereichen. Sicher sind darunter auch einige, die nur noch auf dem Papier Mitglied sind, aber der Anstieg im vergangenen Jahr ist real und beeindruckend. Die meisten neuen Ehrenamtlichen lassen sich auf das Engagement im Rahmen der Impf- und Testzentren zurückführen. Wir müssen also abwarten, ob der Zuwachs von Dauer ist, oder ob es sich nur um eine Momentaufnahme handelt und die Zahl wieder abnimmt. Dennoch sind trotz Pandemie auch neue Dienste entstanden oder ausgebaut worden, zum Beispiel der Senioren-Besuchsdienst in Winsen oder die Drohnenstaffel in Mecklenburg-Vorpommern. Wichtig ist, neue Ehrenamtliche zu halten und ihnen eine Perspektive zu bieten. Da sind wir gefragt, zuverlässige Ansprechpersonen in den Regionen zu stellen und vorzuleben, dass wir Johanniter eine Familie sind."
Und wie sieht es in der Johanniter-Jugend aus?
Sandra Zitzer: "In der Johanniter-Jugend haben wir im vergangenen Jahr leider gut 100 junge Menschen verloren: 1.036 Johanniter-Jugendliche engagieren sich aktuell bei uns im Norden, im Vorjahr waren es noch 1.130. Ich vermute, das liegt vor allem daran, dass viele der typischen Aktionen wie die Landespfingstzeltlager oder die Schulsanitätsdiensttage pandemiebedingt nicht in der gewohnten Form stattfinden konnten. Auch Aus- und Fortbildungen, zum Beispiel für Schulsanitätsdienste, konnten erst gar nicht, dann nur eingeschränkt oder virtuell stattfinden. Auch wenn sich in den digitalen Angeboten viel getan hat und die Johanniter-Jugend hier viel Zeit, Kraft und Mühe investiert hat: Besonders der Jugendbereich lebt von den gemeinsamen Aktivitäten und Gruppentreffen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir in diesem oder spätestens im kommenden Jahr die Zahl der Johanniter-Jugendlichen wieder steigern können: Zum Beispiel ist nach längerer Phase ohne Leitung im Herbst 2021 im Regionalverband Hamburg wieder eine neue Regionaljugendleitung gewählt worden, die schon jetzt sehr aktiv ist und mit Sicherheit die Jugendarbeit in der Hansestadt massiv ausbauen wird. Auch in den anderen Regionalverbänden scharren die Johanniter-Jugendlichen schon mit den Füßen, endlich wieder echte Aktionen zu planen. Unsere Landesjugendleitung im Norden hat sich ebenfalls im Herbst neu gefunden, auch hier werden sicher frische Impulse für den Bereich kommen, sobald wieder mehr Veranstaltungen möglich sind. Sich bereits im jugendlichen Alter ehrenamtlich zu engagieren, ist nicht selbstverständlich, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie prägend das fürs Leben ist und ich freue mich sehr, dass wir hier im Norden eine kreative und umtriebige Johanniter-Jugend haben. Viele dieser jungen Menschen werden hoffentlich später ihren Weg in die Erwachsenenorganisation finden und uns dort unterstützen, sei es im Traumberuf oder weiterhin ehrenamtlich, zum Beispiel im Sanitätsdienst oder im Katastrophenschutz."