09.03.2023 | Regionalverband Ostbayern

Handpuppen mit offenem Ohr

Johanniter-Kinderhaus setzt besonderes Schutzkonzept um

Hohenschambach (Lkr. Hemau) Ein Kinderschutzkonzept, das gelebt wird und nicht nur auf dem Papier besteht, ist das erklärte Ziel des Johanniter-Kinderhauses Hemau-Hohenschambach. Seit Januar 2021 ist ein Kinderschutzkonzept für alle Kinderbetreuungseinrichtungen in Bayern verpflichtend. Für die Fertigstellung des Konzepts hatten die Einrichtungen bis Dezember 2022 Zeit. Die Ausgestaltung ist dabei den Kinderhäusern selbst überlassen. Mithilfe eines kindgerechten Beschwerdesystems hat das Johanniter-Kinderhause Hemau-Hohenschambach einen kreativen Weg zur Umsetzung des Konzepts in die Praxis eingeschlagen.

Probleme zu verbalisieren fällt Kindern oft schwer. Viel leichter geht es, den vertrauten Therapiepuppen Harry und Zenzi das Herz auszuschütten. Denn Zenzi und Harry sind fest in den Einrichtungsalltag integriert: Sie begleiten den freitags stattfindenden Reflexionskreis, gratulieren zu Geburtstagen und sind für die Kinder in einer extra geschaffenen Sprechstunde da. Harry und Zenzi, die für die Kinder wie echte Freunde sind, erzählen sie viel offener und ohne Scheu von ihren Sorgen, berichtet Gruppenleitung Laura Wingefeld.

Die Probleme der Kinder reichen von der zu hohen Lautstärke in den Gruppenräumen, über die Müdigkeit am Morgen bis hin zur Trennung der Eltern. „Es geht darum, den Kindern zu helfen ihre Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken, aber auch ihre Probleme selbst zu lösen“, erklärt Alexandra Heß Einrichtungsleitung und Stimme von Harry. Das Johanniter-Kinderhaus möchte mit positiven Beispiel vorangehen, um Kinder mehr Möglichkeiten zu bieten sich zu äußern. Kindern zu Mitgestaltern zu machen, entspricht auch dem Konzept der Partizipation, der Teilhabe von Kindern an Entscheidungsprozessen.

Doch nicht nur die Kinder reflektieren ihr eigenes Erleben – auch das pädagogische Personal ist dazu angehalten das eigene Verhalten zu überdenken und anzupassen. Denn Grenzüberschreitungen vor denen die Kinder geschützt werden sollen, sind nicht nur grobe Verstöße wie z.B. körperliche Gewalt, sondern oft vermeintliche Lappalien wie sich über das Kind zu unterhalten, ohne es miteinzubeziehen oder der Zwang aufzuessen. Ein Richtungswechsel, der sich in der Pädagogik seit mehreren Jahren abzeichnet und eine Kommunikation mit den Kindern auf Augenhöhe anstrebt.

„Es ist besonders wichtig, die Mitarbeitenden zu schulen und zu sensibilisieren“, sagt Alexandra Heß. In Teamsitzungen, bei Schulungen von neuen Mitarbeitenden oder auch im Fortbildungsangebot werden die Schutzkonzepte der 98 Johanniter-Kindereinrichtungen zum Thema. „Nur wenn ein Kinderschutzkonzept gelebt wird, kann es auch funktionieren“, erklärt Alexandra Heß.

Die Johanniter in Ostbayern
Der Regionalverband Ostbayern ist Teil der Johanniter-Unfall-Hilfe. Mit insgesamt 1600 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an mehreren Standorten und Einrichtungen bieten die Johanniter zahlreiche soziale Dienstleistungen für die Menschen in der Region. Mit Kinder- und Jugendbetreuung, Hausnotruf, ambulanter Pflege, Menüservice, Ausbildung in Erster Hilfe, Patienten-Fahrdienst, Rettungsdienst und vielen weiteren Angeboten sind die Johanniter in Ostbayern für die Menschen da. Dazu betreiben die Johanniter das Inklusionshotel INCLUDiO in Regensburg und sind mit dem Johannes-Hospiz in Pentling und dem im Bau befindlichen Bruder-Gerhard-Hospiz in Schwandorf auch in der Hospizarbeit tätig. Insgesamt 500 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren sich in den sechs Johanniter-Ortsverbänden in Großköllnbach, Kelheim, Landshut, Regensburg, Schwandorf und Schwarzenfeld im Rettungsdienst, im Sanitätsdienst, in der Krisenintervention, in den Rettungshundestaffeln, bei den Hunden im Therapieeinsatz, in der Johanniter-Jugend und vielen weiteren Einsatzgebieten für die Menschen.