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12.08.2021 | Regionalgeschäftsstelle Südniedersachsen

„Ich habe mich bei den Helfenden vor Ort als Mensch gefühlt und nicht als Opfer“ - Ein Zitat, das berührt.

Johanniter Ole Hesprich erzählt von seinen Eindrücken im Hochwassergebiet

Ole Hesprich vor einem Johanniter-Einsatzfahrzeug

Viele Menschen in den Überschwemmungsgebieten haben alles verloren, sie sind mit ihrer Kraft am Ende und wissen nicht mehr weiter. Aber auch die Einsatzkräfte treffen vor Ort auf belastende Situationen, fühlen mit den Betroffenen und brauchen die Möglichkeit die Eindrücke zu verarbeiten. Daher werden die Einsätze von den Johanniter-Teams der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) betreut, sie sind den Menschen vor Ort eine Stütze. Johanniter Ole Hesprich hat in der Vergangenheit viele Menschen mit schweren Schicksalsschlägen begleitet. Der 49-Jährige ist bereits seit 2007 in der Notfallseelsorge aktiv.

Ende Juli stand er den Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler zur Seite. „Was ich dort gesehen habe, war sehr bedrückend. Das kann man sich auch mit Bildern aus den Medien kaum vorstellen. Denn wenn man selbst mittendrin steht, ist das Gefühl nochmal ganz anders und man spürt das Elend der Menschen viel heftiger“, erklärt er.

Der Gruppenführer der PSNV des Johanniter-Ortsverbandes Northeim und sein Team stehen insbesondere den Einsatzkräften vor Ort zur Seite und helfen ihnen, das Gesehene zu verarbeiten. In einigen Fällen haben sie auch Kontakt zu Betroffenen. Darüber hinaus sind noch viele weitere Einsatzkräfte mit Qualifikationen in der psychosozialen Betreuung in den Krisengebieten, um die Menschen zu unterstützen. „Ob wir mit Einsatzkräften oder Betroffenen sprechen, in unserer Arbeit ist immer besonders wichtig, die Menschen erzählen zu lassen von ihren Erlebnissen, Gefühlen und auch den Dingen, vor denen sie Angst haben. Denn nur wenn ein Mensch diese Dinge ausführlich erzählen kann, hat er die Chance, das Erlebte zu verarbeiten“, schildert der Johanniter.

Ole Hesprich ist sehr froh, dass er mit einem so starken und engagierten Team zusammenarbeiten darf. Besonders beeindruckte ihn auch ein Gespräch, dass ein Kollege mit einem Anwohner führte, der sagte: „Ich habe mich bei denen vor Ort als Mensch gefühlt und nicht als Opfer.“ Ein rührender und sehr dankbarer Moment für Ole Hesprich, in dem er wieder mal spürt, wie wertvoll die Arbeit des PSNV-Teams ist: „Wenn Betroffene so etwas sagen, dann haben wir alles richtiggemacht. Solche Augenblicke berühren mich tief im Herzen.“