29.07.2022 | Regionalverband Mecklenburg-Vorpommern Nord

„Gaffen tötet!“: QR-Code auf Rostocker Rettungswagen

Viel zu oft behindern Gaffer Rettungssanitäter bei ihrer Arbeit. Die Johanniter in Rostock nehmen am Projekt "Gaffen tötet" teil, um dagegen vorzugehen. Auf einer Pressekonferenz stellten sie das Projekt vor.

v.l.n.r.: Georg von Maltzan, Johanniter-Regionalvorstandsmitglied, Sirko Jastrow, Leiter der Johanniter-Rettungswache Rostock, Dominic Fricke, Johanniter-Regionalvorstandsmitglied, Senator Dr. Chris von Wrycz Rekowski, Dr. Claudia Scheltz, Ärztliche Leiterin des Rostocker Rettungsdienstes und Stefan Kieckhöfer, Brandschutz- und Rettungsamt Rostock

Bei einem Pressetermin am 28. Juli 2022 direkt vor dem Rostocker Rathaus stellten die Johanniter gemeinsam mit Senator Dr. Chris Müller-von Wrycz Rekowski, Dr. Claudia Scheltz, ärztliche Leiterin des Rostocker Rettungsdienstes und Stefan Kieckhöfer vom Brandschutz- und Rettungsamt Rostock den neu beklebten Rettungswagen, die Hintergründe zum Projekt und ihre Erwartungen vor. Dominic Fricke und Georg von Maltzan, beide Mitglieder des Regionalvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe im Regionalverband Mecklenburg-Vorpommern Nord, sowie Sirko Jastrow, Leiter der Johanniter-Rettungswache in Rostock, berichteten über erste Studienergebnisse der an „Gaffen tötet“ beteiligten „Akkon Hochschule für Humanwissenschaften“ sowie über weitere Planungen und Möglichkeiten. „Gaffer sind ein Riesenproblem in allen Rettungsdiensten, daher nutzen wir den Auftakt im Regionalverband MV Nord, um unser Projekt in Rostock vorzustellen und sind sicher, dass diese Aktion eine hohe  Aufmerksamkeit erzeugen wird“, sagt Dominic Fricke.

„Gaffen tötet“
Was dahinter steht? Täglich erleben Rettungskräfte der Johanniter, dass ihre Arbeit von Schaulustigen beobachtet und sogar behindert wird. Neugier ist menschlich. Problematisch wird dies, wenn nicht nur beobachtet wird, sondern Rettungskräfte durch Blockieren von Rettungswegen, durch Fotografieren oder Filmen gestört und behindert werden. Sogenannte Gaffer gefährden das Leben der Unfallopfer, manchmal sogar ihr eigenes und verhalten sich zudem rechtswidrig. Das Projekt „Gaffen tötet!“ nutzt ein innovatives Design auf Basis der QR-Code-Technologie, das auf Johanniter-Ausrüstung und Rettungsfahrzeugen angebracht ist. Der Code löst auf dem Handy der Filmenden und Fotografierenden automatischen den Warnhinweis „Gaffen tötet!“ aus und schlägt eine Weiterleitung auf die Seite www.gaffen-toetet.de vor. Dort erscheint die Warnung: „Achtung! Gaffen tötet! Es kann Rettungskräfte behindern und zur Straftat werden.“ Außerdem finden sich dort Verhaltenshinweise. So soll Gaffern ihre Tat unmittelbar bewusstgemacht werden.  

Die Johanniter wollen mit diesem Projekt aufklären und gemeinsam mit der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften das Verhalten am Unfallort wissenschaftlich untersuchen. Eine begleitende Studie liefert die entsprechende Zahlenbasis: Unter die Lupe nimmt das fünfköpfige Team um Prof. Marisa Przyrembel von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften diverse Hypothesen aus der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie. Die begleitende Studie soll nun die lange überfällige Zahlenbasis liefern. Ausgewertet werden die Klicks auf den QR-Code, Informationen der Einsatzkräfte vor Ort sowie die Umgebungsbedingungen. „Das Projekt hat das Potential, eine sehr breite Öffentlichkeit zu erreichen und viele Menschen zum Umdenken zu bewegen. Denn: Gaffen ist kein Kavaliersdelikt, auch wenn offenbar viele das denken. Seit dem 1.1.2021 gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belangt werden kann“, sagt Sirko Jastrow, der gemeinsam mit seinem Rettungsteam aktiv an der Studie beteiligt sein wird. Er und seine Einsatzkräfte werden der Hochschule in Interviews Hintergrundinfos zu den Einsätzen mit QR-Code liefern. Individuelle Begleitung der Wachen in sogenannten „Spotlight- Wochen“ zur Validierung der systematischen Felderhebung von Häufigkeiten des „Gaffens“ komplettieren die Datenerhebung. Ende August sollen so bereits erste Daten aus Rostock die repräsentative Gesamterhebung unterstützen. Analog wird die Erfassung genutzt, um potentielle Veränderungen innerhalb der Bevölkerung zu zeigen.