11.02.2022 | Landesverband Sachsen-Anhalt/Thüringen

Zum Europäischen Tag des Notrufs 112: "Gaffen tötet!"

Durch einen innovativen QR-Code auf Rettungswagen erwischen sich Gaffer selbst auf frischer Tat. Der Tag des Notrufs bietet Anlass, um erneut auf diese negative Entwicklung aufmerksam zu machen.

Ist beim Fotografieren der Rettungswagen im Bild, erkennt das Handy automatisch den QR-Code und leitet den Nutzer zur Warnung "Gaffen tötet!" weiter.

Eine Innovation der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Kreativagentur Scholz & Friends kommt auf die Straße: mehr als 30 Rettungswagen der Johanniter werden aktuell mit einem innovativen Design ausgestattet, welches Gaffern ihr schädliches Verhalten bewusstmachen soll. Wir möchten den Tag der 112 nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, wie gefährlich Gaffen ist. Können Einsatzkräfte nicht rechtzeitig den Unfallort erreichen oder werden von ihrer Arbeit abgelenkt, gefährdet das das Leben der Unfallopfer. Zusätzlich gefährden die fotografierenden oder filmenden Schaulustigen auch ihr eigenes Leben, wenn sie dadurch im Straßenverkehr unaufmerksam werden oder sich für ein 'gutes Foto' in den Gefahrenbereich bewegen. Ein Handy am Unfallort kann auch sinnvoll eingesetzt werden: Werden Passanten Zeugen eines Unfalls, kann durch Erste Hilfe Leben gerettet werden. Dazu gehört auch, die 112 zu wählen!"

Die Idee hinter dem Slogan "Gaffen tötet!"

Mit einem innovativen digitalen Design auf Basis der QR-Code-Technologie, das an Rettungsfahrzeugen angebracht wird, sollen Schaulustige, die mit ihrem Smartphone das Geschehen festhalten wollen, davon abgehalten werden. Er löst auf dem Handy der Fotografierenden den automatischen Warnhinweis "Gaffen tötet!" aus. So soll Gaffern ihre Tat unmittelbar bewusstgemacht werden. Denn Gaffen ist längst kein Kavaliersdelikt mehr. Seit dem 1.1.2021 gilt laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches, dass das Fotografieren oder Filmen eines Unfalls mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belangt werden kann.

Teilnehmende Rettungswachen der Johanniter

An den Standorten Düren (NRW), Rodgau (Hessen), Erfurt (Thüringen), Hermannsburg und Beckedorf (Niedersachsen), Ludwigsburg (Baden-Württemberg), Nossen (Sachsen) und Berlin sind die beklebten Rettungswagen schon auf den Straßen zu sehen. Die Standorte Seligenstadt (Hessen), Koblenz (Rheinland-Pfalz), Radebeul und Naumburg (Sachsen-Anhalt), Cottbus (Brandenburg), Stetten (Baden-Württemberg), Hiddensee, Wismar, Lindetal und Altenkirchen (Mecklenburg-Vorpommern) folgen in den kommenden Wochen.

Die wissenschaftliche Begleitung

Parallel zum praktischen Test auf der Straße werden das "Gaffen"-Phänomen und die Reaktionen auf die beklebten Rettungswagen von der Akkon Hochschule für Humanwissenschaft wissenschaftlich untersucht. Ein fünfköpfiges Team um Prof. Marisa Przyrembel bezieht sich dabei auf Aspekte der Notfall-, Sozial- und Motivationspsychologie, um dem Phänomen "Gaffen" näher zu kommen. Denn es fehlt seit Jahren eine belastbare Studie mit bundesweiten belegbaren Zahlen zu diesem Thema. Zusätzlich soll das neue Design im praktischen Einsatz geprüft werden.

Ausgewertet werden Daten aus den jeweiligen Rettungseinsätzen, Klickzahlen, die durch den QR-Code generiert werden und Daten, die aus Befragungen des Rettungsdienstpersonals sowie der Bevölkerung erhoben werden. Zusätzlich zu den Standorten, deren Rettungswagen mit dem neuen Design ausgestattet werden, wurden 43 regulär beklebte Fahrzeuge in die Studie einbezogen, die als Vergleichswerte hinzugezogen werden.