Physiotherapie
Bei vielen unserer Patienten kann es bedingt durch die CED auch zur Notwendigkeit einer intermittierenden oder längerfristigen physiotherapeutischen Begleitung und Therapie kommen.
Leider erhalten viele CED-Patienten immer wieder und über mehrere Monate Kortikoidpräparate – „Kortison“. In unserem CED-Zentrum werden Kortisonpräparate, wenn überhaupt, dann ausschließlich bei hochentzündlichen Geschehnissen als akute „Notfalltherapie“ eingesetzt. So kann initial eine auch höher dosierte Kortisontherapie notwendig sein; diese wird dann jedoch zwingend innerhalb der nächsten Wochen kontinuierlich komplett ausgeschlichen und durch eine der diversen, verfügbaren remissionserhaltenden Therapien ersetzt.
„Leider hat Kortison“ diverse unerwünschte Nebenwirkungen, insbesondere auch auf die Muskeln und Knochen des Körpers. So verursachen Kortisonpräparate, die über längere Zeit eingenommen werden, einen erheblichen Muskelschwund, die sogenannte „Steroidmyopathie“. Hierbei kann es zu einem z. T. schleichenden erheblichen Muskelabbau führen, der sogar dazu führen kann, dass die Patienten Schwierigkeiten bekommen, Treppen zu steigen; insofern spielt hier auch die Physiotherapie eine sehr große Rolle, indem hier ein entsprechender Muskelaufbau und eine Muskelstabilisierung herbeigeführt wird durch regelmäßige physiotherapeutische Zuwendung.
Darüber hinaus verursacht eine länger andauernde Kortisongabe einen erheblichen Schwund der Knochenmasse, auch Osteoporose genannt. Hierdurch kommt es zu einer Ausdünnung der Knochen, die im schlimmsten Falle sogar zu einem Zusammenbruch z. B. einzelner Wirbelkörper oder auch einer Spontanfraktur eines Oberschenkels führen können. Eine derartige „Steroid-induzierte“ Osteoporose sollte unbedingt vermieden werden. Neben der Gabe von Vitamin D kommt auch hier der Physiotherapie eine bedeutsame Rolle zu. So kann durch entsprechende physiotherapeutische Zuwendungen die Knochenstabilität verstärkt und dann aufrecht erhalten werden. So stellt die körperliche Aktivität und physische Belastung der Knochen einen wesentlichen Stimulus zur Etablierung einer stabilen Knochenstruktur dar.
Oftmals leiden Patienten mit Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unter Gelenkbeschwerden. Diese können zum Einen das Achsenskelett, sprich die Wirbelsäule und das Becken betreffen; andererseits können aber auch die größeren Gelenke der Extremitäten (z. B. Schultern, Ellenbogen und Knie) hauptsächlich als sogenannte „extraintestinale Manifestation“ einer CED-assoziierten Arthritis zu erheblichen Beschwerden der Patienten führen. Oftmals sind die Gelenkbeschwerden mit einer entsprechenden Krankheitsaktivität assoziiert, so dass die Minderung der entzündlichen Aktivität therapeutisch hier sicherlich eine bedeutsame Rolle spielt. Ergänzend spielt jedoch auch hier die Physiotherapie eine wichtige Rolle, indem unter entsprechenden Anwendungen auch zu einer erheblichen Linderung von den von den Patienten beklagten Beschwerden beigetragen werden kann.
Leider kommt es bei chronisch kranken Patienten mit CED und nicht adäquater Therapie zu einer kontinuierlichen Verschlechterung des Ernährungszustandes mit konsekutiver erheblicher Verminderung der Muskelmasse „Sarkopenie“. Auch hier kann die physiotherapeutische Behandlung zu einer Stabilisierung und zu einem Aufbau der Muskelmasse und entsprechender Verbesserung der Ernährungssituation erheblich beitragen.
In Ergänzung zu den oben aufgeführten „klassischen“ Anwendungsbereichen der Physiotherapie bietet die Physiotherapie unseren Patienten auch weitere Möglichkeiten mit den zum Teil erheblichen, auch psychischen Belastungen einer CED umzugehen. So werden durch unsere Physiotherapie auch regelmäßige Gruppensitzungen zur Erlernung entsprechender Entspannungstechniken (z. B. autogenes Training, Ayurveda und progressive Muskelentspannung) angeboten. Diese Gruppensitzung haben (außerhalb der Corona-Pandemie…..) auch den positiven Begleiteffekt, dass die Patienten sich untereinander kennenlernen und in einem persönlichen Austausch zueinander kommen.