Großeinsatz: Die Sturmflut in Hamburg 1962

Ehrenamtliche evakuieren und versorgen die Flutopfer

Im Einsatz bei der verheerenden Flut in Hamburg 1962 (Archivbild).

Schnelle ehrenamtliche Hilfe im Katastrophenfall: Vor 60 Jahren halfen die Johanniter nach der verheerenden Sturmflut in Hamburg. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen versorgten sie die Menschen, die durch die Flut ihre Häuser und Wohnungen verloren hatten.


In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 brach die Katastrophe über die Hansestadt herein: Ein Orkan drückte das Wasser der Elbe von der Nordsee her tief ins Binnenland, die Pegel stiegen unaufhörlich, die Hamburger Deiche hielten der Sturmflut nicht stand. 315 Menschen verloren durch die Flutkatastrophe ihr Leben, ein Sechstel des Hamburger Stadtgebietes stand unter Wasser. Eine Vorwarnung gab es nicht, sämtliche Sturmflutvorhersagen bezogen sich auf die Nordseeküste - in Hamburg fühlten sich die sturmgewohnten Menschen sicher. Die Wassermassen überraschten die Bewohnerinnen und Bewohner der tieferliegenden Stadtteile südlich der Elbe in der Nacht. Im Februar 2022 jährt sich die Flutkatastrophe in Hamburg zum 60. Mal.

Späte Evakuierungsversuche
Eine rechtzeitige Evakuierung hätte viele Menschen retten können, doch erst gegen 22 Uhr war den Behörden klar, dass die Katastrophe nicht mehr abzuwenden war. Mit Blaulicht, Sirenen und dem Läuten von Kirchenglocken versuchten sie, die Hamburgerinnen und Hamburger zu warnen. Polizeibeamte zogen von Haustür zu Haustür und klingelten die Menschen aus dem Bett. Um 0:11 Uhr brach der erste Deich bei Neuenfelde, insgesamt 60 weitere Deichabschnitte gaben den Fluten innerhalb weniger Stunden nach.

Helfer bei den Rettungsmaßnahmen im Februar 1962 in Hamburg (Archivbild).

Einsatzfall für den Katastrophenschutz
Bei der Rettungsaktion in der Nacht und den folgenden Tagen wurden Polizei und Feuerwehr nicht nur von 6.000 Soldaten der Bundeswehr unterstützt, sondern auch von THW und den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern weiterer Organisationen - mit dabei: die Johanniter. Insgesamt waren bis zu 25.000 Kräfte im Einsatz, darunter Soldaten aus den USA, England, Belgien, Dänemark und den Niederlanden. Im Überschwemmungsgebiet waren über 100.000 Menschen betroffen. Viele flohen auf Hausdächer und mussten per Boot oder Helikopter gerettet werden.

Großeinsatz für die Hamburger Johanniter
Die Hamburger Johanniter hatten sich erst neun Jahre zuvor gegründet: Seit 1953 sind sie in der Hansestadt und im Umland aktiv. Die Einsatzkräfte waren gut ausgebildet für den Ernstfall: Gemeinsam mit den anderen Helferinnen und Helfern der Hamburger Hilfsorganisationen beteiligten sie sich am Großeinsatz. Über fünf Tage versorgten die Ehrenamtlichen zahlreiche Menschen in Notunterkünften im Stadtgebiet und halfen bei der Evakuierung. Am 19. Februar gab Helmut Schmidt, damaliger Polizeisenator in Hamburg und späterer Bundeskanzler, Entwarnung.

Seitdem haben Generationen von Ehrenamtlichen bei zahlreichen weiteren Flutkatastrophen geholfen - zuletzt im Sommer 2021 in der Ahr-Region.