Südsudan: Leben stabilisieren

Unterernährte und kranke Kinder brauchen schnelle medizinische Hilfe. Deshalb betreiben die Johanniter seit Oktober 2017 in der südsudanesischen Stadt Wau ein Stabilisierungszentrum innerhalb eines Flüchtlingslagers. Sowohl Geflüchtete als auch Menschen aus dem Umland suchen dort um Hilfe für ihre Kinder. Die 26-jährige Rakella Joseph Albino arbeitet im Zentrum als Oberschwester und beschreibt ihren Arbeitsalltag:

Mitarbeiter des medizinischen Teams der Johanniter in Wau. Rakella J. Albino steht im Zentrum.
Mitarbeiter des medizinischen Teams der Johanniter in Wau. Rakella J. Albino steht im Zentrum.

"Ich bin dafür verantwortlich, dass das Zentrum ordentlich funktioniert und qualitativ gute Diagnosen und medizinische Behandlungen bereitstellt. Wenn ich für die Tagesschicht eingeteilt bin, löse ich um acht Uhr die Nachtleitung ab, von der ich einen Bericht erhalte. Zwischen neun und zehn Uhr findet dann die Patientenvisite statt. Je nach Anzahl der Patienten kann das eine Stunde dauern, immer ist eine Krankenschwester dabei.

Zwischen 10 Uhr und 17 Uhr nehmen wir neue Patienten an, die uns aufsuchen. Oft sind es für hier typische Krankheitsbilder. Letzte Woche kam ein Mädchen zu uns, das an Malaria litt. Wir behandelten sie mit entsprechenden Medikamenten und sie konnte schnell gesund werden, ohne sie stationär aufnehmen zu müssen.

Patienten und Begleiter haben ein Recht auf eine gute medizinische Behandlung.
Patienten und Begleiter haben ein Recht auf eine gute medizinische Behandlung.

Jeden Dienstag machen wir um 14 Uhr ein Teamtreffen. Alle Oberschwestern, Krankenschwestern, Ernährungsassistenten und Helfer tauschen sich über die neuen Patienten und die Arbeit aus. Das ist kein Raum, um Frustrationen freien Lauf zu lassen, die durch die Situation der Patienten mal aufkommen kann, sondern ein Moment, um sich konstruktiv auszutauschen. Das ist wichtig, um die Kollegen ins Bild zu setzen und Verantwortlichkeiten zu verteilen. Ich bin vor allem dafür zuständig, dass die stationären Krankenschwestern und Assistenten die gültigen Behandlungsprotokolle beachten und auch richtig umsetzen.

In unserem Zentrum können wir schnell Tests durchführen, um Krankheiten wie Malaria festzustellen, oder den Blutzuckerspiegel und Hämoglobinwert zu bestimmen. Das ist wichtig, um besonders bei Kleinkindern schnell reagieren zu können. Ich erinnere mich an einen einjährigen Jungen, der akut unterernährt war. Er litt an hohem Fieber, Schüttelfrost, dauerndem Erbrechen und Durchfall mit Dehydrierung. Er wog mit 6,5 Kilogramm so viel wie ein viermonatiger Säugling und war in einem sehr schlechten Zustand. Wir wiesen ihn sofort ein und behandelten ihn mit therapeutischer Nahrung. Nach nur zwei Wochen konnte er sein Normalgewicht erreichen, war gesund und lächelte wieder.

Rakella bei der morgendlichen Visite.
Rakella bei der morgendlichen Visite.

Das sind die Momente, die mich bei meiner Arbeit motivieren. Ich genieße es, wenn die Kleinen und auch ihre Begleiter wieder lachen können und Krankheiten und Sorgen hinter sich lassen. Hunderten Kindern konnten wir in den letzten Monaten hier helfen. Ich habe ein Diplom in Öffentlicher Gesundheit und klinischer Medizin. Es ist dennoch schwer, im Südsudan eine stabile Arbeit zu bekommen. Deshalb freue ich mich über diesen Job bei den Johannitern, bei dem ich regelmäßig und gut bezahlt werde. Das macht mich finanziell unabhängig, was mir wichtig ist."

Gesundheit ist ein wichtiges Thema in vielen Projekten der Johanniter.

Video: So sieht es in unserem Stabilisierungszentrum in Wau aus

Südsudan

Die Krise im Südsudan ist eine der verheerendsten humanitären Katastrophen in der Region.

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