Roboter-unterstütztes Armtrainings- und Gangzentrum

Foto: Dr. med. Stephan Braune, Johanniter Ordenshäuser Bad Oeynhausen

Roboter-unterstütztes Armtrainings- und Gangzentrum


Jährlich ereignen sich alleine in Deutschland etwa 270.000 Schlaganfälle. Mit einer Verdopplung der Zahlen wird bis zum Jahr 2030 gerechnet. Nach der Akutbehandlung bestehen häufig Beeinträchtigungen der Motorik, so dass die Patienten z. Bsp. aufgrund von Halbseitenlähmungen nicht mehr in der Lage sind zu Gehen oder den betroffenen Arm im Alltag zu benutzen. In der Neurologischen Rehabilitation stellt die Wiederherstellung der Gehfähigkeit und der Funktionsfähigkeit der oberen Extremitäten eines der wichtigsten Rehabilitationsziele dar. Dies stellt eine enorme Herausforderung an die Betroffenen und das Rehabilitationsteam dar. „Wer gehen lernen möchte, muss gehen!“. Hinter dieser trivial klingenden Aussage steckt jahrelange neurowissenschaftliche Forschung und sie basiert auf den Erkenntnissen, dass das Zentrale Nervensystem (ZNS) die Fähigkeit besitzt, Funktionen geschädigter Hirnareale, wie z. B. das Gehen, wiederherzustellen (Neuroplastizität). Der moderne Ansatz des aufgabenspezifischen, intensiven und repetitiven Übens zu einem möglichst frühen Zeitpunkt nach einem Schlaganfall fördert diese Neuroplastizität und ist erst durch den Einsatz von roboter-unterstützten Therapien möglich geworden. Waren früher mindestens zwei Therapeuten unter hohem körperlichen Einsatz notwendig, die Füße des Betroffenen zu setzen, um wenige Schritte mit einem schwer betroffenen Schlaganfallpatienten zu bewältigen, so sind nun mehrere hundert Schritte unter Überwachung eines Therapeuten möglich geworden. Die Roboter ersetzen aber nicht die Arbeit des Therapeuten. Ganz im Gegenteil, robotics-assistated Gangtrainer unterstützen und fördern die Qualität der Arbeit von Physio- und Ergotherapeuten. So können die Ressourcen um ein vielfaches mehr in kürzerer Zeit. In den Johanniter-Ordenshäusern Bad Oeynhausen wurden nach intensiver Projektplanung im Jahr 2019 ein Gangzentrum und Armtrainingszentrum mit verschiedenen „Robotics“ eröffnet. Mit diesem innovativen Konzept ist es möglich, Patienten in den unterschiedlichen Krankheitsstadien, intensiv zu therapieren. Mit einem Exoskelett-Gangtrainer können schwerstbetroffene, auch querschnittgelähmte Patienten zu einem sehr frühen Zeitpunkt erste Schritte bewältigen. Dieser Endeffector-Gangtrainer erlaubt mit individueller Gewichtsabnahme ein intensives Training bis an die Belastungsgrenze. Neben einem Laufbandtraining mit Gewichtsentlastung können hier unter zu Hilfe einer augmented reality (AR) auch Gleichgewichtübungen auf spielerischer Weise mit Aufgabenstellungen durchgeführt werden. Im Armtrainingszentrum kommen ebenfalls ein Exoskelett-Armtrainer und ein weiteres Armfunktionstrainings-gerät mit augmented Perfomace Feedback zum Einsatz. „Die ersten Erfahrungen und Ergebnisse in unserer Klinik sind beeindruckend. Die Roboter-assistierte Gangrehabilitation ist aus unserer Klinik, wie in der modernen Neurologischen Rehabilitation überhaupt, nicht mehr wegzudenken und wird von den Patienten sehr positiv angenommen“.

(Dr. med. Stephan Braune, Johanniter Ordenshäuser)
 

Foto: Dr. med. Stephan Braune, Johanniter Ordenshäuser Bad Oeynhausen