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16.04.2020 | Johanniter-Krankenhaus Duisburg-Rheinhausen

Fortschritte bei künstlichen Kniegelenken

Die Operationsverfahren beim künstlichen Kniegelenkersatz haben in den letzten Jahren einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht.

Die Aufnahme zeigt Dr. Martin Fischer (links) bei einer Kniegelenksimplantation (Knie-TEP). Der digitale Operationsnavigator steht mit der Operationsstelle in Verbindung und kontrolliert die Operationsschritte des Operateurs. Für eine anschauliche Darstellung wurden in dem Bild die Infrarotverbindung zwischen dem Navigationsgerät und dem Operationsfeld rot gestrichelt eingezeichnet.
Foto: S. Kalkmann
Die OP wird sorgfältig geplant. Die Abbildung zeigt Dr. Martin Fischer vor der Operation bei der Vermessung der „Achse“ von der Hüft-Becken-Region bis zu den Füßen. Somit werden zukünftig Fehlstellungen wie zum Beispiel X- und O-Beinstellungen korrigiert.
Foto: S. Kalkmann

Das operative handwerkliche Geschick, kombiniert mit dem Nutzen aus der modernen digitalen Technik im Operationssaal, bringt den Patienten wieder  Lebens- und Bewegungsqualität. Die Kniechirurgen des Endoprothetikzentrums im Johanniter-Krankenhaus Rheinhausen haben seit vielen Jahren Erfahrung mit der digitalen-operativen Knienavigation. Auch die jüngste technische Generation, die das Chirurgenteam im Einsatz hat, hat sich positiv bewährt.  

Das operative Können eines Chirurgen ist durch die digitale Technik nicht zu ersetzen. Die chirurgische  „handwerkliche“ Kompetenz ist grundsätzlich Voraussetzung für ein optimales Ergebnis. Der Knie-TEP-Navigator bietet eine zusätzliche Kontrolle während der Operation. Aber wie soll das funktionieren?

An dem zu operierenden Bein werden zwei Sensoren angebracht, die während der OP in Kontakt mit dem Navigationsrechner stehen. Ein weiterer Sensor befindet sich an den Instrumenten. Der Operateur ist diesen Komponenten quasi zwischengeschaltet und stimmt mit dem System jeden einzelnen Schritt im Operationsvorgang ab. Am Monitor des Navigationsrechners ist genau zu erkennen, wie der Operateur das  Knieimplantat einsetzt und positioniert. Der Knie-TEP-Navigator ist kritischer Beobachter und rechnet Grad und Ausrichtung des Gelenkes genauestens aus und zeigt das Resultat sofort an. Der Operateur erkennt somit, ob seine Berechnungen und Planungen der Kniegelenksimplantation mit denen des „technischen Assistenten“ übereinstimmen und gegebenenfalls korrigiert werden müssen.

Die Operation beginnt schon im Vorfeld

Wenn Patienten sich entscheiden, ein künstliches Kniegelenk implantieren zu lassen, werden im Vorfeld unter anderem gründliche bildgebende Untersuchungen durchlaufen. Anhand aller gewonnenen Erkenntnisse wird die Operation im Vorfeld sorgfältig geplant.

„Die Vorbereitungen am Computer sind an dieser Stelle schon die ersten Schritte vor der OP-Saaltür“, erklärt Dr. Martin Fischer, Chefarzt der Klinik für Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie und des Endoprothetikzentrums im Johanniter. Er erklärt weiter: „Die sogenannte „Achse“, die von der Hüft-Becken-Region bis zu den Füßen exakt vermessen wird, ist richtungsweisend für den Eingriff. Bei der Planung kann man schon das zukünftige Operationsergebnis simulieren. Die Operation wird exakt auf die Anatomie des Patienten abgestimmt. Beispielsweise wird bei Patienten mit O oder X-Bein-Stellung bei der Planung am Rechner deutlich, wie der Patient in Zukunft gerade stehen und gehen wird. Viele Patienten haben erhebliche Fehlstellungen, die negative Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat haben. Beispielsweise werden die Hüft- und Sprunggelenke mit den Jahren in Mitleidenschaft gezogen. Sind die Berechnungen wie beschrieben abgeschlossen, folgt der nächste Schritt mit dem Eingriff im Operationssaal.

Vor ungefähr zehn Jahren war die Entwicklung schon sehr weit und hat ohne Frage gute Ergebnisse erzielt. Zwischenzeitlich wurde noch an verschiedenen „Stellschrauben“ gedreht. Ein ganz großer Sprung ist der technische Fortschritt der Operationsnavigation. Das aktuelle Gerät ist noch präziser und kritischer. Die Zubehörteile, sprich die Sensoren an der Operationsstelle waren früher per Kabel mit dem Navigationsrechner verbunden. Hierdurch war die Bewegungsfreiheit während der Operation eingeschränkt.

Die heutigen Sensoren sind kabellos, zusätzlich wurde die Sichtbarkeit deutlich verbessert. Die Schnittlänge für eine Kniegelenksoperation konnten wir gut um 10 cm reduzieren. Auch auf die von vielen Patienten oftmals gefürchtete Drainage kann zwar nicht bei allen, aber bei vielen Patienten verzichtet werden. Bei entsprechend schonendem Operationsverfahren hat der Patient auch nur einen geringfügigen Blutverlust von ca. 300 ml. Auch die Art des Wundverschlusses hat sich verändert. Das Innengewebe wird wie gehabt mit sich später auflösenden Garnen verschlossen. Aber die Außenschicht wird mit Clips verschlossen. Diese Variante ist für die Patienten viel angenehmer, da die Clips nicht so eine unangenehme Spannung empfinden lassen. Auch die Clipentfernung ist für die Patienten schneller und angenehmer durchzuführen als das frühere Ziehen der Fäden. Hier können wir durchaus von vielen Vorteilen für die Patienten sprechen, die mehr Sicherheit und Kontrolle bieten, aber auch eine schnellere Wundheilung und Mobilisierung ermöglichen“.

Die Fachärzte des Endoprothetikzentrums entlassen ihre Patienten postoperativ nach sieben bis zehn Tagen in eine geplante Reha. Zu diesem Zeitpunkt ist der Patient in der Regel selbständig mobil, der Beugungsgrad von 90° wird durch die intensive Krankengymnastik und Physiotherapie im Krankenhaus erreicht.

 

OP notwendig oder nicht? Neues Kniegelenk oder Gelenkspiegelung?

Patienten sind oft unsicher, ob tatsächlich ein neues Gelenk an Knie, Hüfte oder Schulter eingesetzt werden muss. Dazu bietet Dr. Martin Fischer eine Beratung zur Einholung einer Zweitmeinung nach telefonischer Terminvereinbarung unter der Rufnummer 0 20 65-971901 an. Fragen können auch via Email gestellt werden: chirurgie2@johanniter-rheinhausen.de