Was ist Bulimie? – Eine häufige, aber oft unerkannte Essstörung

Bulimie, auch bekannt als Ess-Brech-Sucht, ist eine der häufigsten Essstörungen in Deutschland. Sie wird häufig von den Betroffenen selbst verborgen, da diese Krankheit oft mit Scham und Geheimhaltung verbunden ist. Schätzungen zufolge leben etwa 600.000 Menschen in Deutschland mit Bulimie. Besonders betroffen sind junge Erwachsene im Alter von 15 bis 35 Jahren, vor allem Frauen. In Berufsgruppen, die ein niedriges Körpergewicht voraussetzen, wie Models, Balletttänzerinnen oder Sportler im Kunstturnen und der rhythmischen Sportgymnastik, tritt die Krankheit ebenfalls häufig auf. Doch auch in anderen Bereichen, in denen Gewicht und Körperbild eine Rolle spielen, kann Bulimie auftreten.

Im Jahr 1980 wurde die Bulimie von der American Psychiatric Association als eigenständige Erkrankung anerkannt. Zuvor wurde sie als Variante der Magersucht betrachtet. Die Erkrankung wird jedoch häufig erst spät erkannt, da sie sich nicht immer in einem auffälligen äußeren Erscheinungsbild zeigt. Bulimie-Betroffene sind oft schlank und wirken nach außen hin selbstsicher, ehrgeizig und lebensbejahend. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich häufig ein stark gestörtes Verhältnis zum eigenen Körpergewicht und zum Essen.

Bulimie: Symptome und Verhaltensweisen

Ein zentrales Merkmal der Bulimie sind wiederholte Essanfälle, bei denen große Mengen an Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert werden. Diese Essattacken finden meist heimlich statt und werden von den Betroffenen oft als unkontrollierbar erlebt. Nach den Essanfällen ergreifen viele Betroffene Maßnahmen, um die eine Gewichtszunahme zu verhindern, wie etwa selbstinduziertes Erbrechen, die Einnahme von Abführmitteln, Appetitzüglern oder übermäßigem Sport.

Die Betroffenen leiden häufig unter Angst, an Gewicht zuzunehmen, und machen ihr Selbstwertgefühl stark von ihrem Körpergewicht abhängig. In vielen Fällen entwickeln sie eine sogenannte Körperschema-Störung, bei der sie sich selbst als übergewichtig wahrnehmen, obwohl ihr Gewicht im Normbereich liegt. Auch nach den Essanfällen bleibt das Gefühl der Unzufriedenheit oft bestehen, was zu weiteren Essanfällen und gegenregulatorischen Maßnahmen führt.

Körperliche Folgen der Bulimie

Bulimie hat schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Durch das wiederholte Erbrechen kann es zu Schäden an der Speiseröhre und den Zähnen kommen, die durch den sauren Magensaft angegriffen werden. Der Missbrauch von Abführmitteln kann zu schweren Störungen der Darmfunktion führen und die Blutsalze durcheinanderbringen, was wiederum das Risiko von Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand erhöht. Diese körperlichen Folgen sind oft schwerwiegender, als sie von außen wahrgenommen werden.

Psychische und soziale Folgen der Bulimie

Neben den körperlichen Folgen hat Bulimie auch gravierende psychische Auswirkungen. Viele Betroffene entwickeln ein sehr geringes Selbstwertgefühl und fühlen sich innerlich leer oder nicht liebenswert. Obwohl sie in ihrem sozialen Umfeld oft als selbstbewusst und erfolgreich erscheinen, erleben sie innerlich eine große Unzufriedenheit und einen ständigen Kampf mit ihren Gefühlen und ihrem Körperbild. Häufig führt dies zu sozialer Isolation, da das geheime Essverhalten und die damit verbundenen Ängste den Kontakt zu anderen erschweren.

Behandlung von Bulimie

Die Behandlung der Bulimie bei uns erfolgt auf mehreren Ebenen, wobei sowohl die körperlichen als auch die psychischen Ursachen der Erkrankung berücksichtigt werden müssen. In der Klinik am Korso soll der Teufelskreis aus Essanfällen und Erbrechen zunächst unterbrochen werden. Während der ersten zwei Wochen der Behandlung ist es deshalb häufig notwendig, den Kontakt zu Nahrungsmitteln zu minimieren und das Horten von Lebensmitteln zu verhindern. Die Teilnahme an gemeinsamen Mahlzeiten und die soziale Kontrolle im therapeutischen Umfeld können den Betroffenen dabei helfen, den Teufelskreis zu durchbrechen und eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen.

Neben der körperlichen Stabilisierung wird in der Therapie auch intensiv an den zugrunde liegenden psychischen Problemen gearbeitet. In Einzel- und Gruppengesprächen werden die Auslöser für Essanfälle und Erbrechen identifiziert und bearbeitet. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung von mehr Selbstakzeptanz und das Bewusstsein für die eigenen Ressourcen. Ziel der Therapie ist es, den Betroffenen zu helfen, ein gesundes und realistisches Körperbild zu entwickeln und sich von der ständigen Angst vor Gewichtszunahme zu befreien.

In einigen Fällen haben sich Antidepressiva, wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), als sinnvolle Behandlungskomponente erwiesen. Diese Medikamente können nicht nur die Stimmung der Betroffenen verbessern, sondern auch die Häufigkeit der Essanfälle und das Verlangen nach Erbrechen verringern.

Fazit:

Bulimie ist eine komplexe Erkrankung, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen hat. Doch die gute Nachricht ist: Es gibt Hilfe! Die Behandlung der Bulimie erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl auf die körperlichen Symptome als auch auf die psychischen Ursachen eingeht. Mit der richtigen Unterstützung und Therapie können Betroffene lernen, eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper und zu Nahrungsmitteln aufzubauen und sich von der Erkrankung  zu lösen.

Hast du oder jemand, den du kennst, mit Bulimie zu kämpfen? Es ist wichtig, nicht zu warten, sondern frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, um den Teufelskreis der Essstörung zu durchbrechen und wieder ein erfülltes, gesundes Leben zu führen.

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