Dr. Norbert Lins: Landesarzt aus Leidenschaft

„Ich blühe darin auf, wenn ich mich sinnvoll für eine Sache einbringen kann“

Dr. Norbert Lins ist seit 30 Jahren als ehrenamtlicher Landesarzt für die Johanniter im Einsatz.

Seit 40 Jahren engagiert sich Dr. Norbert Lins bei den Johannitern, seit 30 Jahren ist er als ehrenamtlicher Landesarzt beratend tätig. Für sein besonderes Engagement für die Johanniter-Unfall-Hilfe ist der gebürtige Kieler 2017 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Im Interview berichtet der engagierte Ehrenamtliche und Facharzt für Orthopädie, wie er zu den Johannitern gekommen ist und was ihm das Amt als Landearzt bedeutet.


Was sind die Aufgaben des ehrenamtlichen Landesarztes bei der Johanniter-Unfall-Hilfe?
Dr. Norbert Lins:
„Da kann ich auszugsweise aus der Stellenbeschreibung zitieren: Als Landesarzt berate ich den Landesverband und seine Untergliederungen in allen medizinisch-fachlichen Fragen. In Abstimmung mit den jeweiligen Verantwortungsträgern wirke ich verantwortlich mit bei den medizinischen Aufgaben des Landesverbandes wie Rettungsdienst, Katastrophenschutz oder medizinisch-fachlichen Ausbildungen. Außerdem bin ich mitverantwortlich für den medizinischen Standard der Arbeit, z. B. bei Rettungsdienst, Ausbildung, Qualitätssicherung. Darüber hinaus überwache ich verantwortlich die Aus- und Fortbildungen in der Notfallmedizin im Landesverband und wirke in Abstimmung mit dem Landesausbildungsleiter und dem Vertreter in der Fachaufsicht Bildungswesen bei der Erstellung und Umsetzung von Ausbildungskonzepten, -maßnahmen und -inhalten mit. Die Zusammenarbeit mit den Landesvorständen im Norden habe ich in den letzten 30 Jahren immer als sehr konstruktiv erlebt: ein gelebter Austausch. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Du engagierst dich schon seit 1980 bei den Johannitern. Wie bist du dazu gekommen und warum bist du geblieben?
Lins:
„Als ich 1980 mit der Bundeswehrzeit fertig war, war meine Mutter Lehrerin an der Schule in Kiel, an der ich auch meine ersten Schuljahre verbracht hatte. Dort haben die Johanniter in den neunten Klasse einen Erste-Hilfe-Kurs durchgeführt. Den leitete damals Klaus Platow. Meine Mutter wusste, dass ich auf meinen Studienplatz in Medizin warten muss und hat Klaus gefragt, ob er nicht eine Verwendung für mich hätte. Klaus war damals Ortsbeauftragter in Kiel, und da ich als Reserveoffizier im Sanitätsdienst und dort als Ausbilder tätig war, kam ich ihm gerade recht. So begann meine Johanniter-Karriere: Nach nicht einmal sechs Wochen war ich schon Zugführer des 1. Sanitätszuges der Kieler Johanniter. Damals war der Katastrophenschutz noch sehr geordnet und mit vielen jungen Männern bestückt, die nach § 8 Absatz 2 des Wehrpflichtgesetzes mit einer Verpflichtung über zehn Jahre z.B. bei den Johannitern den Bundeswehrdienst umgehen konnten. Mit den netten Kieler Johannitern kam ich gut zurecht, doch im März 1983 erhielt ich meinen ersehnten Studienplatz in Köln und musste gehen – wenn auch nur kurz: Ab 1985 war ich zurück in Kiel und habe ich mich im Rettungsdienst ausgetobt, es gab eine Arbeitsgemeinschaft der Hilfsorganisationen als Konkurrenz zur Berufsfeuerwehr mit eigenem Notarztsystem und eigener Notrufnummer. Außerdem habe ich während meines Medizinstudiums hunderte von Schwesternhelferinnen und Rettungssanitätern ausgebildet und damit sowie mit der Arbeit im Rettungsdienst mein Studium finanziert. Das waren für mich als angehenden Arzt sehr lehrreiche Jahre und ich bin den Johannitern sehr dankbar dafür, dass mir diese Zeit ermöglicht wurde. Als mein Vorgänger sein Amt als Landesarzt niederlegte, fragte mich der damalige Landesgeschäftsführer des Landesverbandes Schleswig-Holstein, ob ich mir als frischgebackener Arzt im Praktikum vorstellen konnte, die Position zu übernehmen. Konnte ich! So wurde ich nach Zustimmung des Bundearztes 1991 zum Landesarzt berufen. Das Amt macht mir auch nach 30 Jahren viel Spaß und ich bringe mein Wissen gern ein.“

An welches Ereignis denkst du besonders gern zurück und warum?
Lins:
„Eine der spannendsten Zeiten war sicherlich die Wiedervereinigung und die Zusammenlegung der Landesverbände Schleswig-Holstein und Hamburg zum Landesverband Nord, zu dem dann auch Mecklenburg-Vorpommern gehörte. Ich erinnere mich sehr gerne an die damit verbundenen Fahrten in das neue Bundesland mit vielen Gesprächen unter Kollegen und Neu-Johannitern. Auch die Inbetriebnahme des Intensivtransporthubschraubers in Rostock war eine große Herausforderung für uns alle und eine sehr spannende Zeit. Es gab so viele besondere Momente in den letzten 30 Jahren, ich kann eigentlich kein Ereignis besonders hervorheben. Aber die Landeswettkämpfe haben mir immer riesigen Spaß gemacht: die Wettkampfaufgaben für den Erste-Hilfe-Wettstreit kreieren mit einem tollen Team, um dann zu sehen, wie wirklich gut die Teilnehmenden sind – das ist beeindruckend. 14 Wettkämpfe habe ich begleiten dürfen, der letzte ist im Jahr 2020 pandemiebedingt ausgefallen. Aber ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Erste-Hilfe-Wettkampf 2022 in Rostock!“

Warum sollten sich Menschen heutzutage ehrenamtlich engagieren?
Lins:
„Menschen sollten sich in der heutigen Zeit unbedingt ehrenamtlich engagieren, weil das ein Ausgleich zu den vielen anderen Stressmomenten im Berufsleben ist. Ich blühe darin auf, wenn ich mich sinnvoll für so eine Sache einbringen kann. Und man lernt immer wieder interessante und liebe Menschen kennen.“

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