22. Benefizkonzert der Johanniter Hamburg
Am 8. Februar 2019 fand das 22. Benefizkonzert der JHG Hamburg in der Hauptkirche St. Michaelis (Michel) in Hamburg statt - mit besonderen Stücken von Mozart und Bach. Die Erlöse kommen den diakonischen Projekten der JHG Hamburg zugute.
Das 22. Benefizkonzert der Hamburgischen Kommende des Johanniterordens „Helft uns helfen“ fand am 8. Februar 2019 in der Hauptkirche St. Michaelis statt.
Auf dem Programm standen J. S. Bachs Kantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ BWV 29, W.A. Mozarts Missa solemnis KV 337 und J.S. Bachs Kantate „Gloria in excelsis Deo“ BWV 191.
Dargeboten wurden alle Stücke vom Alumni Chor und Orchester Gymnasium Christianeum unter der Leitung von Dietmar Schünicke mit den Solisten Alexandra Heinig, Sopran, Geneviève Tschumi, Alt, Hisanori Muramoto, Tenor und Sönke Tams Freier, Bass. Für uns alle bot die Hauptkirche St. Michaelis einen festlichen Rahmen.
Die Kantate BWV 29 beginnt mit einer einleitenden instrumentalen Sinfonia. Dies ist eine Bearbeitung des Preludio aus Bachs Partita E-Dur für Violine, BWV 1006. Die Verwandtschaft zwischen diesen beiden Stücken erkennt der Bach-Kenner sofort.
Im Eingangschor wird der zweite Vers von Psalm 75 vertont. Der Bass beginnt ein Thema von großartiger Einfachheit in gleichmäßigen Schritten, das bereits nach einem Takt vom Tenor imitiert wird. Der Alt tritt nach zwei weiteren Takten hinzu, der Sopran nur einen Takt später. Dadurch entsteht ein dichtes Stimmgefüge. Das bewegtere Kontrasubjekt hebt die Worte verkündigen und Wunder hervor. Anfangs begleiten nur die Oboen und Streicher. Als Steigerung verstärkt eine Trompete den Sopran, dann beteiligen sich zwei Trompeten mit eigenen Themeneinsätzen an der Polyphonie, bis mit dem Einsatz der dritten Trompete und der Pauken das Werk einen Höhepunkt erreicht. Bach änderte später nur wenig, um die Musik 1733 zum Gratias im Gloria seiner h-Moll-Messe zu benutzen, das den gleichen Inhalt ausdrückt. Später setzte er das Thema auch als Dona nobis pacem ein, um sein Werk zu beschließen.
Die Messe KV 337 weist jedoch eine strengere kirchenmusikalisch-liturgische Haltung auf, eine weitere Bezeichnung führte daher auch zu der Bezeichnung Missa brevis.
Das knappe, getragene Kyrie löst sich von der traditionellen, textbedingten Dreiteiligkeit. Das formal straffe Gloria lehnt sich an das Sonatensatzschema, das Credo an das Ritornellprinzip. Das Benedictus ist eine strenge Fuge, die einzige in Mozarts Salzburger Messen. Mit dem Agnus Dei, einer Arie für Solo-Sopran, wandelt sich der Stil zu einer poetischen Anmut, die deutlich über den Rahmen einer Missa brevis hinausgeht.
Das gesamte Konzert wurde ohne Pause präsentiert. Den Abschluss bildete die Kantate BWV 191.
Bach komponierte diese Musik zur Umrahmung einer akademischen Rede bei einer Universitätsfeier, die am 1. Weihnachtsfeiertag 1742 in der Paulinerkirche in Leipzig stattfand. Er bearbeitete dabei Musik, die er 1733 in Kyrie und Gloria für den Dresdner Hof komponiert hatte und die er später seiner h-Moll-Messe eingliederte. Sie ist einzigartig unter seinen Kantaten, weil sie aus vorgenanntem Zusammenhang in lateinischer Sprache abgefasst und für fünfstimmigen Chor gesetzt ist. Zudem ist sie mit einer Aufführungsdauer von nur etwa 15 Minuten wesentlich kürzer als vergleichbare Werke. Die Kantate bezieht sich auf den in der Festrede behandelten Bibelabschnitt aus der Weihnachtsgeschichte Lukas (Lk 2,14). „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“.
Die beiden Bachkantaten dieses Abends stellten höchste Anforderungen an den Chor und den Dirigenten, die sie mit Bravour erfüllten. Die Solisten – besonders Sopran und Alt – traten glänzend hervor. Diese Kantaten tauchen in wenig modifizierter Form in Bachs h-moll-Messe wieder auf. Vielleicht war dieses Konzert ein Probelauf für das folgende Konzert, denn dann soll die h-moll-Messe von J. S. Bach zur Aufführung gelangen, eine der bedeutendsten geistlichen Musikstücke. Das 23. Benefizkonzert findet 2020 wieder in der Hauptkirche St. Michaelis statt.
Text: Dr. Lothar Hagenberg
Fotos: Annegret Hultsch