Seit Oktober 2014 wird im Johanniter Krankenhaus in Bonn eine Hochdosis Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation durchgeführt. Dies erfolgt in der Zusammenarbeit mit dem Institut für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin der Uniklinik Bonn. Damit kann das Johanniter Krankenhaus sein bereits sehr breit gefasstes Spektrum an onkologischer Diagnostik und Therapie noch einmal erweitern.
Das Prinzip der autologen Stammzelltransplantation besteht darin, dass zunächst durch eine intensive Chemotherapie die bösartigen Zellen im Körper beseitigt bzw. stark vermindert werden. Eine derartige Behandlung führt aber unweigerlich dazu, dass die sensible Blutbildung fast vollständig zum Erliegen kommt. Die Blutbildung findet im Knochenmark statt und hat für uns lebenswichtige Funktionen.
Deshalb werden direkt nach der knochenmarksschädlichen Chemotherapie vorher gesammelte und eingefrorene patienteneigene Zellen übertragen, die zum Wiederaufbau des blutbildenden Systems befähigt sind, die sog. „Stammzellen“. Diese werden wie eine Bluttransfusion gegeben, siedeln sich im Knochenmark an und vermehren sich dort. Insofern ist eine Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation im Grunde genommen einer speziellen Bluttransfusion sehr ähnlich. Durch eine derartige Stammzellentransplantation kann man also erreichen, dass die Nebenwirkungen der Hochdosistherapie bezüglich der Blutbildung umgangen werden, ohne dass die Wirkung der Therapie auf die Tumorzellen vermindert ist. Die autologe Stammzelltransplantation ist bereits erfolgreich bei Tausenden von Patienten mit z.B. Lymphomen oder anderen bösartigen Erkrankungen eingesetzt worden.
Bevor eine solche Hochdosierte Therapie verabreicht werden kann, müssen also eigene Stammzellen gesammelt werden. Dies gelingt durch ein spezielles Aphereseverfahren und wird im Institut für Transfusionsmedizin der Universitätsklinik Bonn durchgeführt. Man kann sich dies wie eine etwas aufwendigere Blutspende vorstellen. Man benötigt meist 2 bis 3 Sitzungen von ca. 3 Stunden Länge. Es werden die weißen Blutzellen inklusive der Stammzellen isoliert, der Rest wird zurücktransfundiert. Das so gewonnene Transplantat wird auf seine Qualität genauestens untersucht und anschließend eingefroren.
Die eigentliche Chemotherapie wird Konditionierungsphase genannt. Das Ziel dabei ist eine weitgehende und eventuell sogar restlose Beseitigung der bösartigen Zellen aus dem Körper. Die Konditionierung dauert zwischen 2 und 10 Tagen und ist mit einem umfangreichen Infusionsprogramm und zahlreichen Blutentnahmen zur Therapieüberwachung verbunden.
Ein bis zwei Tage nach Ende der Konditionierungsbehandlung erfolgt die eigentliche Transplantation bzw. die Rückgabe der Stammzellen auf unserer Intensivstation.
Die Transplantation der aufgetauten Stammzellen nimmt in der Regel nur wenige Minuten in Anspruch. Das Transplantat wird direkt in den zentralen Venenkatheter gegeben, ähnlich einer Bluttransfusion. Über den Blutkreislauf zirkulieren die Zellen in die Knochenmarkräume und siedeln sich dort an. Da die frisch transplantierten Stammzellen einige Zeit brauchen, um eine neue Blutbildung zu entwickeln, sinken die Werte der Blutzellen vorerst noch stark ab.
Es muss nun in der Regel etwa 10 Tage gewartet werden, bis die neu gebildeten Zellen sich im Blut zeigen. Zur Infektvermeidung müssen in dieser Zeit die Patienten sehr sorgfältig überwacht werden.
Nach ausreichender Wiederherstellung der Blutbildung und Erholung auch der übrigen Körperfunktionen erfolgt dann die Entlassung in der Regel in der dritten oder vierten Woche nach Transplantation. Sollten allerdings länger dauernde Komplikationen, wie Infektionen aufgetreten sein, kann sich der stationäre Aufenthalt auch wesentlich verlängern.
Unser Team aus Pflegenden und Ärzten ist hoch motiviert und sehr aufmerksam um etwaige Komplikationen möglichst früh zu erkennen. Zudem erhalten Patienten die Unterstützung durch Physiotherapeuten und viele andere z.T. ehrenamtliche Helfer, die zum Gelingen der Therapie beitragen.