Jahresrückblick 2023

Wenn Vater, Mutter, Bruder oder Schwester sterben, ändert sich auf einen Schlag das ganze Leben der Familie. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Für Kinder und Jugendliche in Trauer bieten die Johanniter Baden-Württemberg nun Hilfe und Unterstützung.

Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist nie leicht. Der Tod eines Elternteils oder eines Geschwisterkindes ist für alle Familienangehörigen ein schwerer Schock. Wenn Kinder Familienangehörige verlieren, wird ihre Trauer in unserer Gesellschaft oft übersehen, denn sie trauern anders als Erwachsene. Oft ziehen sie sich zurück, weil sie die anderen Hinterbliebenen nicht noch zusätzlich belasten wollen.

Trauer kann sich sehr unterschiedlich äußern. Besonders bei Kindern geht sie ganz eigene Wege. Junge Menschen drücken ihre Trauer nicht immer mit Worten aus. stattdessen verarbeiten viele ihren Verlust beim Spielen, Malen oder Toben.

„Kinder hüpfen wie aus der Trauer rein und raus, sie sind traurig und wollen spielen“, führt Psychologin Ulrike Schwarz, Verantwortliche für die Region Tübingen, aus. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche ihre Gefühle mit anderen teilen, um zu erkennen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind. So bekommt ihre Trauer den Platz im Leben, den es für die Verarbeitung braucht. Bei dem neuen Trauerbewältigungsprojekt Lacrima wird ein Ort für alle Formen der Trauer geschaffen.

Ira-Kristin Soldner, Projektleiterin Lacrima in Stuttgart, erklärt die Hintergründe: „Trauern bedeutet ankommen in der Realität, in der sich die Beziehung zum geliebten Menschen verändert hat. Dabei jede Emotion zulassen. Manchmal wird die Trauer schwächer und dann auch wieder stärker. Wichtig ist – welches Gefühl auch kommt, darf da sein und integriert werden in mein Leben.“

In regelmäßigen Gruppenstunden erfahren die Kinder, und Jugendlichen beruhigende Rituale, Verständnis und Anteilnahme und bekommen Raum, sich auszutoben und zu spielen. „Wir werden Ausflüge machen, viele kreative Dinge machen und das Spielen wird nicht zu kurz kommen“, sagt Ulrike Schwarz. Die Kinder und Jugendlichen erleben dabei, dass andere Gleichaltrige in einer ganz ähnlichen Situation stecken, das bringt Erleichterung. „Kinder haben oft nicht Gleichaltrige in ihrem Umfeld, die in der gleichen Situation sind.“, weiß Ira-Kristin Soldner. Die Hilfe für Familien ist dabei langfristig angelegt, sie können auch mehrere Jahre Unterstützung bei Lacrima finden.

Während der Gruppenstunden werden auch die Angehörigen in geschützter Atmosphäre beraten und können sich austauschen. Diese Möglichkeit unterstützt die Familien ebenfalls bei der Trauerbewältigung.

Geleitet werden die Trauergruppen von den Expertinnen der Johanniter, unterstützt von einem festen Team von Ehrenamtlichen. Diese erhalten eine ausführliche fachliche Ausbildung, um die Familien in dem individuellen Trauerprozess zu begleiten. Die Ausbildung umfasst 65 Unterrichtseinheiten. „Das zeichnet unsere Projekte aus, dass die Helferinnen und Helfer sehr gut für diese wichtige Arbeit ausgebildet werden“, erklärt Ulrike Schwarz.

Die Arbeit für Kinder und Jugendliche in Trauer findet viel Anklang. Ehrenamtliche sind bereits gefunden und geschult und wir freuen uns, dass Lacrima in Baden-Württemberg beginnen kann.

Da das Angebot rein spendenfinanziert ist, danken wir allen, die uns mit ihrer Spende unterstützen! Mit Ihrer Unterstützung können wir z.B. Spielmaterialien, Matten zum Toben, Ausflüge oder die Ausbildung unserer Ehrenamtlichen finanzieren.
Mit „Nachtschicht für Extrawärme“ startete die Johanniter-Jugend im vergangenen Jahr ein Projekt, dass wohnungslose Menschen in Mannheim an kalten Winterabenden unterstützt. Die jungen Menschen suchten den Kontakt zu Wohnungslosen in der Innenstadt. Im Gepäck hatten sie Wärme - in Form von Decken, warmem Essen und heißen Getränken. Bei Bedarf verwiesen sie die Menschen auf der Straße an konkrete weiterführende Betreuungsmöglichkeiten.

„Für diejenigen, die auf der Straße leben, ist das kalte, nasse Wetter eine zusätzliche Belastung. Um die Berührungsängste zu wohnungslosen Menschen zu überwinden, ist es uns wichtig, solche Projekte mit Jugendlichen durchzuführen,“ erklärt Carlotta Huge aus der Ortsjugendleitung. Die „Nachtschicht für Extrawärme“ entstand in der Johanniter-Jugend selbst aus dem Wunsch heraus, sich für Bedürftige in der Stadt einzusetzen. Im Winter 2023/2024 geht das Projekt bereits in seine zweite Saison.
Mit dem Schuleintritt der Kinder beginnt für Familien en neuer Lebensabschnitt. Für Kinder, deren Familien bei uns Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen, muss die Einschulung fern ihrer Heimat stattfinden. Vater, Großeltern, Paten und Freunde können in vielen Fällen an diesem wichtigen Tag nicht dabei sein.

Kai Luithardt, der bei den Johannitern im Bodenseekreis als Integrationsmanager in der Flüchtlingshilfe arbeitet, weiß: „Geflüchtete Kinder haben im Vergleich zu ihren MitschülerInnen Nachteile, sie müssen die Grundlagen der deutschen Sprache erlernen und sind darüber hinaus nicht so gut ausgestattet.“

Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation der Eltern hatten bis kurz vor Schulstart 46 von den Johannitern betreute Kinder noch keinen Schulranzen. „Die Kinder wären mit einfachen Tragetaschen oder ungeeigneten Rucksäcken in die Schule geschickt worden“, erklärt Luithardt. Der Serviceclub unterstützte das Schulranzen-Projekt mit 4.600 Euro. So konnten diese Kinder mit Schulranzen-Sets ausgestattet werden, um ihren ersten Schultag feierlich zu begehen. „Wir wissen, dass ein Schulranzen mehr ist als eine Tasche, er ist ein wichtiges Symbol für einen neuen Lebensabschnitt. Wir freuen uns, dass wir mit unserer Spende so viele Kinderaugen zum Leuchten bringen konnten“, berichtet Steffen Ortlieb vom Round Table.
Im „Johanniter-Sonnentreff“ in Leutkirch wird aktiv das soziale Miteinander zwischen Generationen gefördert, gleichzeitig setzt das Begegnungszentrum ein Zeichen für Nachhaltigkeit. Als Plattform für Menschen jeglichen Alters und Herkunft, bietet es Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Der Fokus liegt auf Angeboten, die verschiedene Altersgruppen gleichermaßen ansprechen, um vielfältige Begegnungen zu ermöglichen. Ein Beispiel hierfür ist die Lebensmittelrettung: Rund 25 ehrenamtliche Johanniter retten für den Sonnentreff beinahe täglich Lebensmittel bei Supermärkten und Bäckereien, um damit die Regale im Sonnentreff zu füllen. Beim Betreten hat man das Gefühl, in einem Tante-Emma-Laden zu stehen. Hier kennt man sich, tauscht sich aus und knüpft Kontakte. Das Besondere dabei ist, dass im Sonnentreff sowohl Bedürftige wie auch überzeugte Lebensmittelretter gemeinsam Gemüse, Obst und Backwaren vor der Mülltonne bewahren. Das Angebot der Lebensmittelrettung gegen Spende ist explizit offen für alle, was Scham und Stigmatisierung bei Bedürftigen abbaut und überzeugten Lebensmittelrettern ein gutes Gefühl im Sinne der Nachhaltigkeit vermittelt.

An zwei Tagen in der Woche bieten die Johanniter darüber hinaus einen kostenfreien Mittagstisch an. Die ehrenamtliche Johanniter-Köchin Marion Richter entscheidet spontan über das Tagesgericht, basierend auf den verfügbaren geretteten Lebensmitteln. Der Mittagstisch leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung sozialer Isolation älterer Menschen, die sich ein Essen im Restaurant oft nicht leisten können oder sich mehr Ansprache in ihrem Alltag wünschen. Auf die Frage, was Frau Richter in ihrem Ehrenamt antreibt, antwortet sie: „Im Sonnentreff finde ich als Rentnerin meine Erfüllung, ich habe viel Freude an gesundem Essen und es macht mir Riesenspaß zusehen. welche Beziehungen hier zwischen Jung und Alt und Menschen unterschiedlicher Herkunft entstehen. Bei uns im Sonnentreff bleibt niemand allein.“

Wie besonders der Sonnentreff ist, zeigen die verschiedene Auszeichnungen der letzten Jahre.

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie z.B. die Gestaltung des Kinderspielzimmers, den Mittagstisch für sozial Benachteiligte und die Finanzierung der laufenden Kosten.
In der internationalen Vorbereitungsklasse der Französischen Schule in Tübingen lernen Kinder und Jugendliche aus acht verschiedenen Ländern Deutsch. Schrittweise kommen weitere Schulfächer dazu, damit die Schülerinnen und Schüler bald in eine reguläre Klasse wechseln können. Mathematik fällt bei Verständigungsproblemen oft besonders schwer. Deshalb bieten jetzt drei ehrenamtliche Studenten im Auftrag der Johanniter kostenlose Mathe-Nachhilfe an – teilweise mit Händen und Füßen, um die Sprachbarrieren zu überwinden. Der Student Ata ist bereits seit über einem Jahr sehr erfolgreich in der Mathe-Nachhilfe. Jetzt hat er sich mit den Studenten Luca und Furkan Verstärkung dazu geholt – zu dritt können sie noch viel mehr Jugendlichen helfen.

Liebe Spenderinnen und Spender, liebe Fördermitglieder,

Nachhaltig hat mich im letzten Jahr wieder beeindruckt, mit wie viel Herzblut sich unsere Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit für andere eingesetzt haben: Im Bevölkerungsschutz, in der Hospizarbeit, in der Flüchtlingsarbeit, in der Ausbildung, in der Jugendarbeit, in den Rettungshundestaffeln usw. „Aus Liebe zum Leben“ ist unser Leitspruch, der uns antreibt und anspornt, nicht gleichgültig wegzuschauen, sondern zu helfen. Und das in einer Zeit, in der der Umgang miteinander an Aggressivität zugenommen hat.

Die Jahreslosung 2024 ist für uns Ansporn und Herausforderung: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ 1. Korinther, 16.14.

Wir Johanniterinnen und Johanniter helfen allen Menschen, unabhängig von Alter, Herkunft, Hautfarbe. Wir helfen jedem, der unsere Hilfe benötigt, das ganze Jahr, rund um die Uhr.

Das können wir aber nur dank Menschen wie Ihnen, die unsere Ehrenamtlichen mit ihren Fördermitgliedsbeiträgen und Spenden unterstützen! DANKE, dass Sie uns ermöglichen für andere Menschen da zu sein und ein Zeichen zu setzen für Nächstenliebe, Vielfalt und Gemeinschaft. Ich bitte Sie: Stehen Sie auch in diesem Jahr an unserer Seite und seien Sie Teil einer starken Gemeinschaft!

Ihr Thomas Hanisch