06.02.2023 | Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen - Campus Hannover

Keine Gewalt gegen Einsatzkräfte

Diskussionsformat mit Innenministerin Daniela Behrens in der Johanniter-Akademie in Hannover

Als guten ersten Auftakt könnte man heute den Austausch mit der neuen Innenministerin Daniela Behrens bezeichnen, welche zu einem mehrstündigen Diskussionsforum einlud. Neben Vertretern der Polizei, Rettungs- und Hilfsdiensten, Gewerkschaften, Feuerwehren und Verbänden waren auch die Johanniter mit dem Hausherr Kersten Enke (Leiter Johanniter-Akademie) sowie dem Fachbereichsleiter Rettungsdienst, Thorsten Ernst, stark vertreten.

Innenministerin Behrens zeigte sich dankbar über den ehrlichen und regen Austausch: „Wir werden alles dafür tun, um die Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich für unsere Sicherheit engagieren, zu schützen. Heute war mir vor allem wichtig, die Situation aus der Perspektive der Betroffenen geschildert zu bekommen. Ich bin dankbar für den offenen und auch ehrlichen Austausch auf Augenhöhe, der noch einmal deutlich gemacht hat: Wir können und wir müssen noch mehr tun als bisher und dabei vor allem nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern die Probleme an der Wurzel packen.“

Kersten Enke und Thorsten Ernst nutzten die Gelegenheit, um die Standpunkte der Johanniter klar herauszustellen und sich auch in der politischen Landschaft zu positionieren.

Thorsten Ernst: „Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften sind untragbar und müssen wirksam angegangen werden. Wir begrüßen daher die Initiative der Innenministerin, mit dem heutigen runden Tisch, das Thema ganz nach oben auf die Tagesordnung gebracht zu haben. Wir verstehen das als einen ersten Schritt, dem weitere folgen müssen. Wir sind uns einig darüber, dass Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einsatzdiensten ergriffen werden müssen. Es handelt sich aber um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das weder durch Einzelmaßnahmen noch kurzfristig gelöst werden kann. Bereits jetzt werden unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer rettungsdienstlichen Ausbildung auf konfrontative Situationen vorbereitet. Ein entsprechendes Fortbildungsangebot rundet das Angebot ab. Im Falle von Vorfällen stehen wir mit Begleitungs- und Beratungsangeboten wie PSNV an der Seite unserer Mitarbeitenden. Wir stehen aber spontanen und unreflektiertem Aktionismus, wie er seit den verurteilungswürdigen Ereignissen der Silvesternacht mehrfach festzustellen war, kritisch gegenüber. Die jetzt an anderer Stelle geforderte sofortige Ausweitung des Einsatzes von Bodycams im Rettungsdienst lehnen wir ab. Hierfür bedarf es umfassenderer Informationen, um beurteilen zu können, ob der Einsatz im Rettungsdienst den gewünschten Erfolg bringt oder die Situation eher verschlechtert. Um hier besser sprachfähig zu werden hat die Johanniter-Unfall-Hilfe zusammen mit der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften eine Rettungsdienststudie initiiert, die zum Ziel hat, die tatsächlichen Belastungen der Mitarbeitenden im Rettungsdienst zu erfassen und in Folge fundierte Aussagen dazu treffen zu können.“

Nach dem Gipfel standen die Innenministerin, der Landespolizeipräsident Axel Brockmann, Landesfeuerwehrverbandspräsident Olaf Kapke, Dr. Jan Arning (Nds. Städtetag) und Fachbereichsleiter Rettungsdienst Thorsten Ernst einem offiziellen Pressetermin den eingeladenen Medienvertretenden mit ihren Statements und Rückfragen in der „frisch“ renovierten SAN-Arena in der Johanniter-Akademie Rede und Antwort.