20.11.2023 | Regionalverband Schleswig-Holstein Süd/Ost

Verbrennungen, Kopfwunden und Insektenstiche: Abschlussprüfung im Schulsanitätsdienst

Über hundert Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter aus Lübeck, Segeberg und Stormarn beendeten ihre Ausbildung mit theoretischer und praktischer Prüfung bei der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Bei einer bewusstlosen Person muss regelmäßig die Atmung kontrolliert werden: Das ist das Einmaleins der Ersten Hilfe. Das weiß auch Marie Spiller, die heute zur Prüfung bei den Johannitern angetreten ist.
Bei einer bewusstlosen Person muss regelmäßig die Atmung kontrolliert werden: Das ist das Einmaleins der Ersten Hilfe. Das weiß auch Marie Spiller, die heute zur Prüfung bei den Johannitern angetreten ist.
Die Falldarsteller müssen erst einmal geschminkt werden: Bei der Realistischen Unfalldarstellung (RUD) gibt es täuschend echt aussehende Kopfwunden und andere Verletzungen. Gerade wird dem Falldarsteller eine blutende Kopfwunde geschminkt.
Die Falldarsteller müssen erst einmal geschminkt werden: Bei der Realistischen Unfalldarstellung (RUD) gibt es täuschend echt aussehende Kopfwunden und andere Verletzungen.

Was tun, wenn ein Mitschüler bewusstlos gefunden wird? Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, wenn sich die beste Freundin verbrannt hat? Solche und ähnliche Fallbeispiele waren Teil der Abschlussprüfung der Schulsanitäterinnen und -sanitäter aus Lübeck, Segeberg und Stormarn. Sie engagieren sich im Schulsanitätsdienst (SSD), um im Notfall fachgerecht und schnell Erste Hilfe leisten zu können. „Die Johanniter-Jugend bildet die Ersthelfenden gemeinsam mit der jeweiligen Schule aus“, erklärt Martin Mittmann, dualer Student bei der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Insgesamt 102 Schülerinnen und Schüler aus 18 Schulen legten am heutigen Sonntag ihre theoretische und praktische Abschlussprüfung ab. Nach Bestehen können sie den Schulsanitäts­dienst an ihrer Schule betreuen und im Fall der Fälle Menschen in Not beistehen. Nach einem Jahr geht es mit Fortbildungen weiter.

„Gefördert wird die Aus- und Fortbildung von den Sparkassen-Stiftungen Stormarn und Ostholstein sowie der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck und der Possehl-Stiftung“, sagt Mittmann, der verantwortlich für den Ablauf der Prüfung ist. „Der Abschlusstag ist eigentlich das Beste an der gesamten Ausbildung. Alle sind immer sehr aufgeregt, aber es macht auch großen Spaß zu sehen, wie die jungen Leute ihr Wissen anwenden und wie viel Freude sie am SSD haben.“

In der Lübecker Geschäftsstelle des Regionalverbandes Schleswig-Holstein Süd/Ost ging es zunächst zur schriftlichen Prüfung. Darin wurde nicht nur nach den fünf Ws beim Notruf (Wo, Was, Wie viele, Welche Verletzungen und Warten) gefragt, sondern zum Beispiel auch nach dem SAMMELN-Schema, das die Grundlage für die Anamnese bildet. Bei der Prüfung werden den Prüflingen nur wenige Hinweise auf das, was passiert ist, gegeben – so wie es im echten Leben auch der Fall wäre. „Das Schema hilft den SSDlern herauszufinden, was passiert ist, wie es der Person geht und ob es wichtige Dinge zu beachten gibt. Sie müssen Symptome, Allergien, letzte Mahlzeiten, Medikamente, medizinische Vorgeschichte und das, was passiert ist, erfragen“, erklärt Mittmann.

Bei der praktischen Prüfung wurden mit viel Aufwand und Detailliebe nachgestellte Unfälle und Praxisbeispiele aufgebaut und geschminkt. „Unsere bereits erfahrenen Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter haben sich als Darsteller zur Verfügung gestellt“, erklärt Mittmann. „Das aufwendige Schminken und genaue Vorbereiten ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Prüfung. Nur so sind die Prüflinge so realistisch wie möglich mit einem Notfall konfrontiert.“ So gab es verbrannte Arme, Kopfwunden oder blaue Flecken, Amputationen und Scheren steckten in Händen. Auf einer langen Liste an Fakten steht ganz genau, wo und was passiert ist, wie der Betroffene aussieht, welche Symptome er hat, sogar welchen Puls und welche Atemfrequenz vorliegt.

Zwei Prüferinnen und Prüfer überwachten den Ablauf und bewerteten, ob alle Kriterien eingehalten wurden. Am Nachmittag gab es die Möglichkeit, sich nachprüfen zu lassen, wenn nicht gleich alles funktioniert hatte. Zu den Durchfallkriterien gehören laut Mittmann, „patientenschädigendes Verhalten, Fehlkommunikation im Team, Unhöflichkeit gegenüber den Falldarstellern, aber zum Beispiel auch das Nicht-Beachten des Eigenschutzes.“ Professionelles Auftreten ist da A und O bei einem Notfall. „Der Betroffene hat immer Vorrang.“

Der SSD ist eine sinnvolle und abwechslungsreiche Freizeitgestaltung für junge Menschen, die wichtige soziale Fähigkeiten schult. „Wir betreiben hier viel Aufwand, um SSDler auf Erste-Hilfe-Situationen in der Schule, in der Freizeit oder zu Hause vorzubereiten. Denn wer im Schulsanitätsdienst aktiv ist, übernimmt Verantwortung und entwickelt Selbstbewusstsein“, so Martin Mittmann weiter. Zur aufwendigen Ausbildung gehören zunächst 24 Unterrichtsstunden und später Fortbildungen (mindestens 16 Stunden im Jahr). Diese werden von den Johannitern vor Ort in den Schulen erbracht. „Das übernehmen oft unsere Freiwilligendienstleistenden“, ergänzt Mittmann und bedankt sich bei allen, die den Schulsanitätsdienst mit ihrem Einsatz überhaupt möglich machen: „Ohne die ganzen Menschen drumherum wäre das gar nicht möglich.“

Zu den teilnehmenden Schulen gehörten: Gotthard-Kühl-Schule, Julius-Leber-Schule, Johanneum, Katharineum, Geschwister-Prenski-Schule, Schule an der Wakenitz, Thomas-Mann-Schule, Tremser-Teich-Schule, Willy-Brandt-Schule (alle Lübeck), Stormarnschule Ahrensburg, Gymnasium Eckhorst Bargteheide, Hahnheide-Schule Trittau, Gymnasium Trittau, Schule am Masurenweg Bad Oldesloe, Ida-Ehre-Schule Bad Oldesloe, Immanuel-Kant-Schule Reinfeld, Lise-Meitner-Gymnasium Norderstedt, Richard-Hallmann-Schule Trappenkamp.