06.01.2024 | Landesverband Nordrhein-Westfalen

Initiative "Unsere Retter in Not" auf der Zielgeraden

Johanniter liefern Lösungsvorschläge für einen leistungsfähigen Rettungsdienst von morgen – jetzt ist die Politik in der Verantwortung

Die Initiative "Unsere Retter in Not" der Johanniter in NRW berichtete in den letzten Monaten intensiv über die drängenden Probleme im Rettungsdienst Nordrhein-Westfalens, formulierte politische Positionen und lieferte konkrete Lösungsvorschläge. Auf Grundlage einer unabhängig durchgeführten Befragung unter Blaulicht-Experten aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und den anerkannten Hilfsorganisationen sowie Rettungskräften unterbreiten die Johanniter NRW der nordrhein-westfälischen Politik folgende zentrale Lösungsvorschläge für die anstehende Reform des Rettungsgesetzes NRW:

Fachkräftemangel durch Ausbildungsinitiative bekämpfen

Die rettungsdienstliche Versorgungssicherheit der Bevölkerung ist durch den ausgeprägten Fachkräftemangel gefährdet. Das hat auch mit viel zu geringen Ausbildungsquoten bei Notfallsanitätern zu tun. Julian Müller, JUH-Regionalvorstand für Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen warnt vor, schlimmstenfalls, folgendem Szenario: „Sie rufen die 112, und es kommt keiner oder es dauert sehr lange bis jemand kommt.“ Zur Stabilisierung des Systems müssen „wir als Land NRW zukünftig noch mehr Fachpersonal ausbilden, insbesondere Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter“ stellt Sven Blatt, Leiter der Johanniter-Akademie NRW, fest. Dies bedeutet auf Seiten der Krankenkassen und kommunalen Träger des Rettungsdienstes, in den Bedarfsplänen wesentlich mehr Ausbildungsplätze zu finanzieren sowie die Rettungsdienstschulen bei der Organisation des Aufwuchses zu unterstützen.

Attraktivität der Rettungsberufe steigern

Die Rettungsberufe aufzuwerten ist dringend geboten. Franziska Otto, Fachbereichsleiterin Rettungsdienst bei den Johannitern in Lippe-Höxter: „Wir müssen den Beruf attraktiver gestalten. Ich sage: Notfallsanitäter zu sein ist der geilste Job der Welt. Die Kapazitäten und Kompetenzen, die ein Notfallsanitäter hat, die muss man natürlich auch nutzen!“ Dafür braucht es jedoch landesweit einheitliche Einsatzbefugnisse, die den Notfallsanitätern Rechts- und Handlungssicherheit geben. Die bisherige Kleinstaaterei der Ärztlichen Leiter, die jeweils kommunal eigene Regeln festlegen, muss für dieses Ziel überwunden werden.

Damit Rettungskräfte ihren anspruchsvollen Beruf nicht nur, wie bisher, im Durchschnitt 7-10 Jahre ausüben können, muss deren Widerstandskraft gestärkt werden. Jonas Schröder, JUH-Notfallsanitäter aus Gelsenkirchen, betont, dass das überlastete System „zu viel Wut und Frust im Bauch der Mitarbeitenden führt“ und dazu, dass „man eher gegeneinander arbeitet anstatt miteinander“. Um das Verständnis zwischen den Akteuren der Notfallversorgung zu verbessern können Hospitationen im Rettungsdienst bereits während der Ausbildungsphase zielführend sein. Der interne Zusammenhalt auf den Rettungswachen kann durch regelmäßige Team-Supervisionen verbessert werden, um bei Rettungskräften Resilienz aufzubauen und sie längerfristig im Dienst zu halten.

Einsatzorganisation durch Digitalisierung und flexible Rettungsmittel verbessern

Der Digitalisierungsstau in den Einsatzleitstellen verhindert effiziente Rettungsprozesse aus einer Hand. Raphael Trautmann, Sprecher der AG Leitstelle der Deutschen Gesellschaft für Rettungswissenschaften, konstatiert: „Wir haben 52 Leitstellen in NRW und viele unterschiedliche Einsatzleitsysteme, die nicht miteinander kommunizieren können.” Eine einheitliche, sektorenübergreifende und digitale Alarm-Infrastruktur in ganz NRW in Form von Gesundheitsleitstellen ist daher für einen fehlerfreien Informationsaustausch und effiziente Arbeitsabläufe zwischen Leitstellen, Rettungsdiensten und Aufnahmeeinrichtungen dringend erforderlich.

Zahlreiche befragte Experten fordern zudem die flächendeckende Einführung einer zusätzlichen, niederschwelligen Fahrzeugklasse: den sog. Notfall-Krankentransportwagen. Der Notfall-KTW ist eine Antwort auf die wachsende Zahl niedrigschwelliger Einsätze ohne Lebensgefahr, verringert den Ressourceneinsatz, entlastet Notfallsanitäter und führt zu einer bedarfsgerechteren Versorgung.

Stärkung der anerkannten Hilfsorganisationen durch die Politik

Der Leiter Rettungsdienst des Malteser Hilfsdienstes in NRW, Ralf Bischoni, appelliert an die Politik: „Stärkt bitte uns anerkannte Hilfsorganisationen“. Die Hilfsorganisationen spielen nicht nur eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen und der Gefahrenabwehr, sondern auch im Bevölkerungs- und Zivilschutz. Zur Stärkung gehört, Paragraph 13 des Rettungsgesetzes NRW zu schärfen und das Vorrecht der Hilfsorganisationen auf Rettungsdienst-Beteiligung festzuschreiben.

 

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