Klinische Studien

Zusätzliche Chancen dank neuer Behandlungsmöglichkeiten

In den letzten Jahren konnten aufgrund von aufwendigen klinischen Studien sowohl die Wirksamkeit, als auch die Verträglichkeit von Chemotherapien bei verschiedensten Tumorerkrankungen deutlich verbessert werden. In diesen Studien werden entweder neue Substanzen oder neue Kombinationen bewährter Präparate im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie geprüft.

Ziel dabei ist es, bessere Behandlungskonzepte zu entwickeln. Alle Medikamente, also auch solche, die bei Chemotherapien verwendet werden, werden in solchen Studien getestet. Die Sicherheit aller Studienmedikamente wurde bereits in Vorstudien untersucht, bevor sie bei einem Patienten angewendet werden dürfen.

Da es uns ein besonderes Anliegen ist, die Therapieansätze für unsere Patienten zu optimieren, nimmt das Onkologische Zentrum an einer Vielzahl ausgewählter bundesweiter und internationaler Studien teil.

Wenn aufgrund der jeweiligen Tumorerkrankung eine Möglichkeit zur Teilnahme an einer solchen Studie besteht, wird eine solche Therapieoption mit den Patienten ausführlich besprochen und bei Einwilligung der Patienten durchgeführt.

Da klinische Studien in Deutschland und Europa strengsten Sicherheitsauflagen unterliegen, besteht keine Gefahr für die Patienten zu "Versuchskaninchen" zu werden. Sollten Sie einer vorgeschlagenen Studie nicht zustimmen, so entstehen Ihnen keinerlei Nachteile in der Behandlung. Es würde dann das aktuelle Standardtherapieverfahren angewendet.

 

Kurzbeschreibung der Studien an den Johanniter Kliniken

CIRCULATE Studie

Evaluierung der adjuvanten Therapie beim Dickdarmkrebs im Stadium II nach ctDNA-Bestimmung (CIRCULATE), AIO-KRK-0217
Bei Patientinnen und Patienten mit einem Dickdarmtumor im Stadium II führt eine unterstützende ("adjuvante") Chemotherapie nach der operativen Entfernung des Tumors zu einer Überlebensverbesserung, die aber nach fünf Jahren nur 2-3 Prozentpunkte gegenüber der alleinigen Operation beträgt. Die adjuvante Chemotherapie ist daher nicht allgemein empfohlen, wenn nicht ein besonders erhöhtes individuelles Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors ("Rezidiv") besteht. Mit neuen, hoch sensitiven Sequenzierungstechniken können im Blutplasma bei zahlreichen Tumoren DNA- Bestandteile - "zirkulierende Tumor-DNA" (ctDNA) - nachgewiesen werden. Bei ca 10% der Patientinnen und Patienten mit einem Dickdarmtumor Stadium II kann nach der Operation noch ctDNA nachgewiesen werden. Mindestens 75% der ctDNA positiven Patientinnen und Patienten haben in den ersten Jahren ein Rezidiv; die Prognose der ctDNA negativen Patientinnen und Patienten ist entsprechend besser und entspricht in etwa derjenigen mit einem frühen Dickdarmtumor (Stadium I). In der CIRCULATE Studie wird untersucht, ob die postoperative ctDNA als Selektionskriterium für eine adjuvante Therapie verwendet werden kann. Hauptfragestellung der Studie ist, ob durch eine Chemotherapie bei einem relevanten Teil der ctDNA positiven Patientinnen und Patienten Rezidive verhindert werden können. Ferner soll der Vorhersagewert des Tests in Bezug auf Rezidive bei Patientinnen und Patienten ohne Chemotherapie noch einmal überprüft werden. Mit einer längeren Nachbeobachtung soll ferner der Einfluss auf das Überleben untersucht werden.

Patientinnen und Patienten im Stadium II werden auf postoperative zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) gescreent. ctDNA-positive Patient:innen werden 2:1 in eine Capecitabin-basierte adjuvante Therapie versus Nachbeobachtung randomisiert, ctDNA-negative Patient:innen 1:4 in Nachbeobachtung innerhalb der Studie beziehungsweise Standard-Nachsorge außerhalb der Studie.


FIRE9/PORT – Studie

Rückfälle nach einer Entfernung von Metastasen schränken die langfristig erfolgreiche Behandlung von Darmkrebs oft ein. Daher hat ein interdisziplinäres Team von Ärztinnen und Ärzten unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin die groß angelegte FIRE-9/PORT-Studie initiiert. Ziel der klinischen Studie ist es, den Beitrag einer zusätzlichen Chemotherapie zum Therapieerfolg bei Patientinnen und Patienten – nach erfolgreicher Behandlung von Metastasen – zu untersuchen und eine Standardtherapie zu etablieren. Auf diese Weise sollen sich Rückfälle verzögern oder ganz vermeiden lassen.
Unter Darmkrebs versteht man bösartige Tumoren des Darms – meist so genannte kolorektale Karzinome. Darmkrebs gehört zu den drei häufigsten Krebserkrankungen bei Männern und Frauen in Deutschland und bleibt – trotz aller Fortschritte bei Diagnose und Behandlung – eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Etwa die Hälfte der Betroffenen erleidet im Erkrankungsverlauf eine Metastasierung. Die dabei entstehenden Tochtergeschwülste der Tumoren können –  sofern frühzeitig erkannt – entfernt werden, kehren aber häufig wieder. Um die Heilungsaussichten von Patientinnen und Patienten nach der Entfernung von Metastasen – beispielsweise aus der Leber oder der Lunge – langfristig zu verbessern, ist eine Optimierung der Therapiestrategie nötig. Die klinische Studie mit dem Titel „Additive Therapie nach Entfernung von Metastasen eines kolorektalen Karzinoms“ setzt hier an, um die Wirksamkeit einer unterstützenden Chemotherapie zu untersuchen.
In die Phase III-Studie sollen insgesamt 507 Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden. Sie werden entweder über sechs Monate hinweg eine chemotherapeutische Behandlung mit einer Kombination gebräuchlicher Medikamente erhalten (alle zwei Wochen Folinsäure, Fluoruracil und Oxaliplatin oder zusätzlich Irinotecan), oder in der Kontrollgruppe ohne unterstützende Behandlung regelmäßig onkologisch überwacht werden. Eine begleitende Translationsstudie wird die klinischen Erkenntnisse unterstützen. Dazu sollen DNA-Mutationen und die Genexpression in den entfernten Tumoren charakterisiert sowie fortlaufend Tumormarker und im Blut zirkulierende Tumor-DNA untersucht werden. 


GMMG –DADA Studie bei Multiplem Myelom für nicht transplantierbare Patienten

In den letzten Jahren hat sich eine Immuntherapie mit einem Antikörper, dem Daratumumab, in Kombination mit innovativen Substanzen anderer Wirkstoffklassen als sehr erfolgreich in der Therapie von Patienten mit Multiplem Myelom erwiesen. Der Antikörper Daratumumab erzielt seine Effekte durch Bindung an ein Molekül (Glykoprotein), dem CD38, das sich auf der Oberfläche von Myelomzellen befindet und kann so die Erkennbarkeit dieser malignen Zellen für Immunzellen verbessern und die Eliminierung durch das Immunsystem ermöglichen.
Bei der GMMG-DADA-Studie wird der Antikörper Daratumumab bei der oben genannten Zielgruppe an Patienten sowohl in der Ersttherapie bei Neudiagnose als auch zur Behandlung des ersten Rezidivs, kombiniert mit unterschiedlichen weiteren myelomwirksamen Substanzen, verabreicht.
In der Erstlinientherapie wird der Antikörper dabei in der Induktionstherapie zunächst mit einem Proteasominhibitor (Bortezomib) sowie einem Chemotherapeutikum (Cyclophosphamid) in reduzierter Dosis und dem Steroid Dexamethason kombiniert, das sogenannte DVCd-Therapie-Regime.
In der Erhaltungstherapie wird oben genannte Kombination unter Verzicht auf das Chemotherapeutikum angewandt (DVd Schema). Nach Progression der Erkrankung (Rezidivsituation) wird der Antikörper mit einer sogenannten immun-modulierenden Substanz (IMiD), dem Lenalidomid, sowie dem Steroid Dexamethason, neu kombiniert (DRd-Schema).
Bisher hat sich Daratumumab in einer Vielzahl von Kombinationen als sicher und wirksam erwiesen. Das VCd-Regime hat ein vorteilhaftes Toxizitätsprofil und eignet sich daher gut für Patienten, die sich für eine Transplantation nicht eignen. Die Studie zielt daher darauf ab, in einer größeren Studie diese Kombination (Daratumumab-VCd) gezielt bei Myelom-Patienten, die sich nicht für eine Hochdosistherapie eignen, zu prüfen (primäres Studienziel).
Ein weiteres Ziel ist es herauszufinden, wie wirksam der Antikörper Daratumumab in der Erhaltungstherapie in vorgesehener Kombination ist.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie beschäftigt sich mit der Möglichkeit, Daratumumab zukünftig subkutan (SC) zu applizieren, um die bisherige zeitintensive intravenöse Verabreichung (IV) deutlich zu vereinfachen.


DigiNet 
Steuerung personalisierter Lungenkrebstherapie durch digitale Vernetzung von Behandlungspartnern und Patienten

Projektbeschreibung
Etwa drei Viertel aller Patientinnen und Patienten mit Lungenkrebs haben einen nicht-kleinzelligen Tumor (Bronchialkarzinom), welcher eine besonders dynamische Krebserkrankung darstellt. Nicht-kleinzellige Lungentumore (NSCLC) stellen die häufigste Krebstodesursache dar. Eine personalisierte Krebstherapie ist für NSCLC-Patientinnen und -Patienten der Erstlinienstandard; dabei werden nach einer molekularen Tumordiagnostik zielgerichtete Medikamente eingesetzt. Eine Überführung einer solchen forschungsnahen Medizin in die Regelversorgung stellt das deutsche Gesundheitssystem derzeit jedoch vor große Herausforderungen. Weil sie nicht in forschungsnahen Zentren behandelt werden, hat eine Mehrzahl der NSCLC-Patientinnen und -Patienten aktuell keinen Zugang zur bestmöglichen Therapie.
Dies will das Projekte DigiNet ändern. Ziel ist die Implementierung einer sektorübergreifenden Versorgungsstruktur auf Grundlage einer digitalen Vernetzung von Leistungserbringern, Patientinnen und Patienten und spezialisierten Tumorzentren. Diese Vernetzung soll durch die Erfassung und Steuerung der Behandlungsverläufe eine strukturierte Zusammenarbeit ermöglichen und so eine optimale personalisierte Patientenversorgung gewährleisten.
Im Erfolgsfall kann DigiNet dazu beitragen, die molekular ausgerichtete Therapie von NSCLC- Patientinnen und -Patienten auszuweiten und damit auch die Lebensqualität und Überlebensdauer dieser Patientinnen und Patienten zu erhöhen.

Wie wird die DigiNet-Studie durchgeführt?
Die DigiNet-Studie wird innerhalb des nNGM in zwei Modellregionen, und zwar der Modellregion West (nNGM-Zentren Köln, Essen) und Modellregion Ost (nNGM-Zentren Berlin Charité, Berlin Helios Heckeshorn, Dresden), durchgeführt. Neben den 5 nNGM-Zentren nehmen in den 2 Modellregionen noch ca. 30 Praxen und 30 Krankenhäuser teil (diese Zahl kann sich während der Studie noch geringfügig ändern). In die Studie sollen über einen Zeitraum von 34 Monaten insgesamt 2400 Patienten mit der erstmaligen Diagnose eines metastasierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) im Stadium IV, die auch im nNGM teilnehmen, aufgenommen werden. Von diesen Patienten werden in regelmäßigen Abständen bei den vereinbarten Besuchen ihrer Behandler (mindestens einmal im Quartal) Daten zur Therapiewahl, zur Therapieverträglichkeit und zum Therapieansprechen erhoben und in die zentrale DigiNet-Datenbank in Köln, die Teil der nNGM-Datenbank ist, übermittelt. Die Datenwerden dort in pseudonymisierter Form bearbeitet, d. h. jeder Patient ist nicht mit seinem Namen, sondern mit einer verschlüsselten Identifikationsnummer zentral abgespeichert. 
Zusätzlich werden die Patienten in regelmäßigen Abständen selbst über ihr Befinden Auskunft geben. Hierzu benutzen wir sogenannte „PatientReported-Outcome“(PRO) – Fragebögen. Zusammengefasst werden in der DigiNet-Studie also Ihre Behandlungs- und Krankheitsverlaufsdaten von den teilnehmenden DigiNet-Kooperationspartnern in der zentralen klinischen Netzwerkdatendank fortlaufend gesammelt und mit Ihren Angaben zu den PROs zusammengelegt und dann gemeinsam ausgewertet. Für die Auswertung vergleichen wir diese Daten dann auch mit Daten zur Lungenkrebsbehandlung aus den Landeskrebsregistern und den Datenbanken der Krankenkassen.

Personalisierte Impfstudie für Patienten mit erhöhtem Risiko nach Operation eines nichtmetastasierten Kolonkarzinoms

BioNTech Studie BNT122-01: Untersuchung der Wirksamkeit der mRNA-basierten Immuntherapie RO7198457 für Patienten mit ctDNA-positivem, reseziertem Kolorektalkarzinom der Stadien II (hohes Risiko) und III

Die BioNTech Studie BNT122-01 vergleicht die Wirksamkeit von RO7198457, einer personalisierten Immun-"Impf"-Therapie, mit der von "Watchful Waiting" (Beobachten und Abwarten) bei hohen Risiko-Patienten mit chirurgisch reseziertem Rektumkarzinom im Stadium II/III oder Kolonkarzinom im Stadium II (hohes Risiko) / Stadium III, bei denen zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) nachgewiesen wird. 201 Patienten werden an Prüfzentren in USA, Deutschland, Spanien und Belgien eingeschlossen. Allerdings müssen in den bei der Operation gewonnenen Tumorproben mindestens fünf Tumor-Neoantigene identifiziert worden sein, sowie vor Beginn der adjuvanten Chemotherapie (AdCTx) zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) nachweisbar sein. Die adjuvante Therapie wird zuerst hier in der Onkologie durchgeführt. 
Behandlungsplan: 
Patienten werden 1:1 randomisiert der jeweiligen Behandlungsgruppe zugeordnet. Die "Impf"-Krebsbehandlung wird individuell konzipiert, um eine Immunreaktion auf tumorspezifische Antigene (Neoantigene) auszulösen, die aufgrund des einzigartigen Mutationscharakters des Tumors eines jeden Patienten entstehen. RO7198457 liefert damit sowohl immunstimulatorische Signale als auch die Expression von krebsspezifischen Neoantigenen, die eine Immunreaktion auslösen. Der primäre Endpunkt ist das krankheitsfreie Überleben, sekundäre Endpunkte sind u.a. das Gesamtüberleben. 


GMALL-EVOLVE 

Therapieoptimierung bei der akuten lymphatischen Leukämie durch randomisierte Prüfung von Ponatinib und Imatinib sowie Blinatumomab in verschiedenen Regimen

Ziel der Studie ist es, die Therapiestandards für die Philadelphia (Ph)-positive Akute Lymphatische Leukämie (ALL) bei Erwachsenen deutlich zu verbessern. Die (Ph)-positive ALL galt bislang als eine der ALL-Untergruppen mit der ungünstigsten Heilungschance.
Durch die Einführung sogenannter Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs), die direkt und gezielt an den Leukämiezellen angreifen, konnte die Prognose schon erheblich verbessert werden. Gleichwohl ist die Standardbehandlung für die Patienten besonders belastend: Auf eine Chemotherapie in Kombination mit dem TKI Imatinib folgt bisher in der überwiegenden Zahl der Fälle eine Stammzelltransplantation, die intensivste verfügbare Therapieform.
In der EVOLVE-Studie sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:
Ist der neuere Tyrosinkinase-Inhibitor Ponatinib im Vergleich zur Standardtherapie mit Imatinib wirksamer und auch verträglich?
Kann bei sehr gutem Ansprechen auf TKI die Stammzelltransplantation entfallen und durch eine Kombinationstherapie aus TKI mit dem spezifischen Antikörper Blinatumomab und Chemotherapie ersetzt werden?
Kann bei Patienten, die nicht optimal auf Ponatinib ansprechen, die Gabe von Blinatumomab vor der Stammzelltransplantation die Heilungschancen verbessern?
Umfangreiches Programm zur Patientenbeteiligung
Doch nicht nur mit Blick auf die Therapieoptimierung ist die EVOLVE-Studie relevant. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Leukämie- & Lymphom-Hilfe (DLH e.V.) wurde auch ein umfangreiches Programm zur Patientenbeteiligung etabliert. Kernelement ist ein Online-Portal zur Selbstdokumentation, auf dem die Studienteilnehmer ihre Lebensqualität, Nebenwirkungen sowie ihre Einschätzung des Versorgungsstandards dokumentieren sollen. Zudem können sie dort Informationen zum Studienverlauf einsehen und Fragen an Experten stellen. Die Patientenberichte werden wesentlicher Teil der wissenschaftlichen Auswertung sein.
Hintergrund
Die EVOLVE-Studie ist ein Projekt der GMALL (German Multicenter Study Group for Adult ALL), einer der weltweit größten Studiengruppen für die ALL des Erwachsenen und als klinische Forschungsgruppe Teil der Medizinischen Klinik II (Hämatologie/Onkologie) am Universitätsklinikum Frankfurt. Leiterin ist Dr. Nicola Gökbuget. Die Studie wird an 80-100 Zentren in Deutschland aktiviert und erfasst somit alle großen hämatologischen Zentren. Dazu kommen Kooperationen mit bis zu 50 Zentren für Stammzelltransplantation. Nur durch die sehr breite Aktivierung der Studie kann eine ausreichende Zahl von Patienten mit der sehr seltenen Ph positiven-ALL eingeschlossen werden. Die Bezeichnung „Philadelphia-positive ALL“ rührt vom sogenannten Philadelphia-Chromosom her, das bei den Betroffenen als Folge einer bestimmten Genveränderung im Erbgut vorliegt.


HU-F-AIM Studie

In diese Studie können Erwachsene aufgenommen werden, die an Polycythaemia vera erkrankt sind und noch nicht mit Hydroxyurea behandelt wurden.
Polycythaemia vera führt zu einer übermäßigen Bildung von roten Blutzellen im Knochenmark, aber auch weiße Blutkörperchen und Blutplättchen sind oft vermehrt. Die Folge ist eine Verdickung des Blutes, es kann schlechter fließen. 
Das wichtigste Ziel bei der Behandlung ist die Senkung des Hämatokritwertes (=Anteil der roten Blutkörperchen). Je höher der Hämatokritwert ist, desto zähflüssiger ist das Blut. Das Blut soll wieder flüssiger werden. Regelmäßige Aderlässe vermindern die festen Zellbestandteile im Blut. Außerdem wird Acetylsalicylsäure (ASS) zur Blutverdünnung und Vermeidung von Thrombosen eingesetzt. Falls diese ersten Behandlungen nicht ausreichen, wird die Standardtherapie angewandt. Diese besteht in der Anwendung von Hydroxyurea (HU) bzw. Hydroxycarbamid. Dies ist ein sogenanntes Zytostatikum. Diese hemmen die Zellteilung, was die Bildung von roten Blutzellen verlangsamt.
Ein Teil der Patient*innen entwickelt während der Therapie eine Unverträglichkeit oder Resistenz gegen HU. In Vorstudien wurden mit Hilfe von KI Parameter ermittelt, die kennzeichnend für eine Resitenzentwicklung sein könnten. Mit dieser Studie sollen nun diese Voraussageparameter bestätigt werden.
Die Studie unterteilt sich in folgende Abschnitte:
Eingangsuntersuchung: es wird geprüft, ob die Studie im Detail für die an der Studie Interessierten geeignet ist. Dazu gehört die Überprüfung der Voraussageparameter. Diese Phase kann bis zu 2 Wochen dauern.
Behandlungsphase: Sind alle Teilnahmevoraussetzungen gegeben, werden die Patient*innen in die Behandlungsphase aufgenommen. Alle Teilnehmenden erhalten eine Standardbehandlung mit Hydroxyurea. Das Prüfmedikament wird täglich als Kapsel eingenommen. Alle Teilnehmenden werden im Abstand von anfangs 2 und später 6 Wochen zu Untersuchungen ans Studienzentrum gebeten.
Alle Behandlungstermine (Visiten) werden am Studienzentrum durchgeführt.
Die Dauer dieser Phase ist individuell und abhängig vom Erfolg der Therapie. Sie dauert jedoch höchstens 15 Monate. Patient*innen, die vor Ablauf der Behandlungsphase eine HU-Resistenz oder -Unverträglichkeit entwickeln, wechseln auf eine Nachfolgetherapie.
Nachbeobachtungsphase: der Gesundheitszustand der Teilnehmenden wird weiterhin beobachtet. Teilnehmende, die eine HU-Resistenz oder -Unverträglichkeit entwickeln und auf eine Nachfolgetherapie umgestellt werden, werden sowohl 30 Tage nach Ende der Studientherapie als auch erneut nach 3 Monaten zu einer Sicherheits-Nachbeobachtung ans Studienzentrum gebeten. Für alle Patient*innen, die keine HU-Resistenz oder -Unverträglichkeit entwickelt haben, findet diese Sicherheits-Nachbeobachtung einmalig 30 Tage nach Ende der Behandlungsphase statt.
 

Aktive Studien an den Johanniter-Klinken Bonn in 2023/2024

Erkrankung Studientitel
Alle Entitäten iCHOP
Brustkrebs PRO-B
Brustkrebs RIBANNA
Cholangiokarzinom ADVANCE
Kolorektale Karzinome CIRCULATE
Kolorektale Karzinome Fire-9
Kolorektale Karzinome MK-4280-007
Kolorektale Karzinome BNT122-01
Kolorektale Karzinome BNT122-01
Kolorektale Karzinome CME
Kolorektale Karzinome Kolon Segment
Kolorektale Karzinome Color III
Leukämien (ALL) GMALL-EVOLVE
Leukämien (ALL) GMALL
Leukämien (AML) AML Register
Leukämien (CLL) CLL Register
Leukämien (Polycythaemia vera) HU-F-AIM
Lungenkarzinom CoStar Lung
Lungenkarzinom Zeal-1
Lungenkarzinom DigiNet
Lungenkarzinom DigiNet
Lymphome (Follikuläres Lymphom) FL Register
Lymphome (Hoddgin) HD 21
Lymphome (Marginalzell-Lymphom) COUP-1
Lymphome (Marginalzell-Lymphom) MZoL Register
Multiples Myelom CONCEPT
Multiples Myelom DADA
Multiples Myelom HD 7
Multiples Myelom HD8
Nierenzellkarzinom PREPARE
Pankreaskarzinom FOOTPATH
Pankreaskarzinom PANCALYZE
Prostatakarzinom PCO-Studie
Sarkom (Osteosarkom) COSS